So coache ich
denken. Jeder kennt das wahrscheinlich aus der Zeit als Schüler: Du hattest zu Hause wirklich die Vokabeln gelernt, und kaum wurdest du in der Schule abgefragt und der Lehrer erzeugte tüchtig Stress, dann standest du da wie ein Volltrottel.
Wenn wir also auf Lösungen kommen wollen, weil wir unglücklich sind, müssen wir den Stress lösen, um wieder an unsere Kreativität zu kommen. Und das geht am besten im Gespräch mit einem wohlmeinenden Menschen. Wer
andere coachen möchte, muss deshalb wissen, wie Menschen ticken. Zum Beispiel sollte er wissen, dass das Allerwichtigste, was Menschen in Zweifel und Verwirrtheit brauchen, Geborgenheit ist. Geborgenheit und nochmal Geborgenheit. Deshalb hilft es nichts, die Gestressten mit munteren Durchhalteparolen aus ihrer Gefühlslage peitschen zu wollen: »Halt die Ohren steif« oder: »Das schaffst du schon«. Sondern zuallererst heißt es zuhören, ausreden und Dampf ablassen lassen. Und dann, wenn sich der Mensch wieder gefasst und »ausgekotzt« hat, dann kommt der Augenblick, wo wir ihn vorsichtig in Richtung Lösung begleiten können.
Ich habe einmal die sieben Schritte der Krisenintervention gelesen, also was Helfer tun sollten, wenn sie einen Menschen aus einer schlimmen Situation gerettet haben:
Schritt 1 – Geborgenheit geben
Schritt 2 – Geborgenheit geben
Schritt 3 – Geborgenheit geben
Schritt 4 – Geborgenheit geben
Schritt 5 – Geborgenheit geben
Schritt 6 – Das, was geschehen ist, kurz und beruhigend ansprechen
Schritt 7 – Wieder bei Schritt 1 anfangen: Geborgenheit geben
Also noch mal: Geborgenheit ist auch beim Coachen tausendmal wichtiger als kluge Vorschläge oder eine perfekte Gesprächsführung. Das heißt: Gib einem Menschen das Gefühl, verstanden zu werden und nicht allein zu sein, und er kann reden, meinetwegen auch heulen oder wütend sein. Er kann dadurch entspannen und wieder die Möglichkeit bekommen, nach vorne zu schauen.
Geborgenheit schaffen wir manchmal, indem wir dem
anderen erzählen, dass wir schon einmal etwas Ähnliches erlebt haben und wie sich die schwierige Situation geklärt hat. Ich halte viel von solchen Geschichten, auch in meinen Coachings, ich erzähle von mir oder Freunden oder Seminarteilnehmern. Denn diese Geschichten tragen den Keim der Lösung in sich, und der ist ansteckend (auch wenn jemand denken mag, dass es noch nie jemandem schlechter gegangen ist als ihm).
Vielleicht kennen Sie die alte lateinische Weisheit »Verba docunt, exempla trahunt« – Die Worte belehren, die Beispiele reißen mit. Bei meinen Vorträgen erlebe ich diese Weisheit immer wieder. Die Zuhörer können sich jahrelang an die – emotionalen – Geschichten, die ich erzählt habe, erinnern, Fakten werden bald vergessen. (Ich sage nur: grünes Seidenkleid. Das ist die Geschichte, mit der ich seit mehr als zehn Jahren ZuhörerInnen in Vorträgen zum Lachen und Weinen bringe.) 6 Also scheuen Sie sich nicht, wenn Sie anderen bei der Lösungssuche beistehen, von sich selbst zu erzählen – und zwar nicht von Heldensagen, sondern von Ihrem Scheitern und anschließenden Bemühungen, aus dem dunklen Loch wieder herauszukommen. Eine Geschichte schlägt jedes Rezept!
Die LOKC-Strategie 2:
Orientierung bieten – Perspektiven machen froh!
»Mit welchen Problemen kommen denn die meisten Coaching-Kunden zu Ihnen?«, werde ich oft gefragt. »Die meisten kommen gar nicht mit Problemen«, antworte ich dann. »Sie brauchen Orientierung.« In der Tat geht es im weitaus größten Teil der Coachings um Zukunftsperspektiven: Wohin möchte ich gehen? Für welche Alternative sollte ich mich entscheiden? Was spricht wofür? Und wie komme ich dahin?
Treibstoff ist dabei durchaus manchmal eine latente oder konkrete Unzufriedenheit. Ein häufig gehörter Satz: »Das kann doch noch nicht alles in meinem Leben gewesen sein.« Oder: »Ich möchte noch mehr aus meinen Fähigkeiten machen.« In den meisten Fällen kommen Menschen, um eine Lösung in die Zukunft hinein zu entwickeln. Und das hat mit Orientierung zu tun. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern:
Stellen Sie sich vor, Sie verliefen sich als Europäer in einer chinesischen Großstadt. Sie sprächen kein Wort Chinesisch und könnten deshalb auch kein einziges Schild lesen. Sie kämen an einen Platz, auf den vier große Straßen mündeten. Wonach würden Sie sich orientieren, um wieder zu Ihrem Hotel zurückzufinden?
Eine Minute Zeit zum Nachdenken ...
Ich würde
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