Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So einfach kann das Leben sein

So einfach kann das Leben sein

Titel: So einfach kann das Leben sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
Vom Netzwerk:
sondern sie als Helfer anfragt in dem, was einem selber fehlt.
     
Geiz befreien
     
    Ins Kino ging er gar nicht. Die sieben Euro waren ihm einfach zu viel. Da konnte die Clique gern jede Woche reingehen. Er selber würde sich das nie erlauben. Ebenso kannte er auch das Theater seiner Stadt nicht von innen. Zeitung las er nicht, und Fernseher und Radio brauchte er auch nicht; die Rundfunkgebühren sollten doch andere zahlen. Überhaupt schob er alles lieber den anderen zu. Sollten die sich doch kümmern. Er hatte genug mit sich selber zu tun. Und das bestand vor allem darin, alles zusammenzuhalten. Jeder Cent zählte. Eines Morgens wachte er erschrocken auf: Ihm träumte, wie sich ein Sack voller Geldstücke, dessen Besitzer er war, plötzlich erhob und sich auf ihm niederließ, sodass er ganz davon besessen war …
    Der Geizige lebt isoliert. Er ist kaum noch ansprechbar für etwas, was außerhalb seines Horizontes liegt. Weite und Großzügigkeit sind ihm fremd. Ihn bestimmt die Angst um sich, die das Denken und Handeln einengt. Wer einfach gut sein will, übt täglich Dankbarkeit. Und gibt sich mehr, als wir oft wahrhaben wollen. Luft und Sonne, verlässliche Nachbarn oder freundliche Kollegen sind nicht selbstverständlich. Wer das unberechenbare Gute zu schätzen beginnt, kommt langsam frei für ein Geben, das doch nur Weitergeben ist.
     
Unkeuschheit entlarven
     
    Sie hatte einfach Lust auf ihn. Heute Abend würde er sicher länger bleiben wollen. Ein Bier hatte sie schon kalt gestellt. Er mochte es, wenn sie es sich bei ihr daheim gemütlich machten. Seit einem Jahr kannten sie sich, und sechs Monate „gingen“ sie miteinander. „Wenn man so um die dreiundzwanzig ist, bedeutet das ja auch schon was!“, dachte sie gerade, als es klingelte. Er hatte eine Rose in der Hand. Einfach süß! Jetzt kam er näher. Ein flüchtiger Kuss. Die Jacke hing schnell an der Garderobe. Für die Rose fand sie eine passende Vase. „Es gibt keine Schönheit ohne Dornen“, sagte sie, als sie vom Sofa aus die Blume ansahen. „Stimmt“, sagte er zärtlich, „und keine Blüten ohne Bindung ihrer Blätter!“ Und es begann ein intensiver Abend über Ja und Nein und Lust und Verantwortung, wie sie es noch nie erlebt hatten.
    Wir Menschen kennen Lust und Leidenschaft bis an die Grenzen. Sie können uns dem Himmel nahebringen. Ihre Glut wird zur Hölle, wo sie nicht ganz auf das eigene sowie auf das Menschsein des anderen gerichtet ist. Wir können uns und den Nächsten ganz lieben. Je näher wir uns und dem anderen kommen, umso williger sollten wir werden, ihn ganz anzunehmen. Wer gut sein will, sieht sich und den anderen immer als ein Wesen, das eins ist in Geist, Seele und Körper. So entlarvt er jede Regung, die – wie auch immer – nur „das eine“ will.
     
Neid lassen
     
    „Wenn ich mir ein solches Auto leisten könnte, wäre ich schon längst auf und davon. Aber man hat mir ja keine Chance gegeben. Immer ist Schreiber bevorzugt worden. Ist es da ein Wunder, dass auch die neue Chefin sofort auf den Kollegen geflogen ist? Wahrscheinlich dauert es eh bis zum Sankt Nimmerleinstag, bis die mal bei mir vorbeischauen kommt. Aber egal: Soll Florian der Erste sein, wie immer, soll sie den halt zuerst kennenlernen.“ – Er hatte gerade ein Form-Blatt zerknüllt und in den Papierkorb gepfeffert, als es klopfte. „Entschuldigen Sie bitte, aber Sie wollte ich gern an ihrem Arbeitsplatz aufsuchen.“ Ihr Gesicht kannte er bisher nur aus der Mitarbeiterzeitung. „Herr Schreiber sagte mir, dass er ohne sie nie so weit gekommen wäre. Reiser ist mein Name, Anneke Reiser.“
    Wir lassen uns gern ablenken. Uns nimmt ein, was heller scheint und lauter tönt. Das gilt auch für unser Inneres. Die leisen Leistungen unseres Lebens erscheinen uns nicht als unser persönliches Heiligtum. Wir vergiften sie durch den scheelen Blick auf den anderen. Und dann können wir schon gar nicht an seine Gunst für uns glauben, weil wir selber missgünstig Ausschau halten. Wer einfach gut sein will, lässt den Neid fahren durch ein kräftiges „Danke!“ an den Geber aller Gaben – und vertraut, dass der weiß, wem er wozu gibt.
     
Unmäßigkeit zähmen
     
    Zu spät. Sie sah auf die Uhr. Die nächste Bahn kam erst wieder in einer Stunde. Es war aber auch mal wieder zu spannend gemacht, diese Telenovela. Sie konnte sich einfach nicht davon losreißen. Im Kopf war ihr ja klar, dass es im Leben anders zugeht. So viele von solchen Typen und vor

Weitere Kostenlose Bücher