So einfach kann das Leben sein
allem solchen Frauen in einem Leben – das konnte es gar nicht geben. Aber beim Zuschauen bekam sie, wie sonst kaum, echte Gefühle von Freude, von Freude bis hin zu Tränen, ja, echten Tränen. Keine Ahnung, wie die das anstellten. Trotzdem funktionierte es. Sie schüttelte den Kopf. Wenn das so weiterging, würde sie sicher bald rausfliegen. Da verstanden die richtigen Mädels, die aus der Mannschaft, keinen Spaß. Echt nicht.
Wonach wir wirklich hungern, ist die Erfahrung Gottes in allem, was uns begegnet. Wer gut sein will, sucht Erfüllung nicht durch unmöglich vieles, sondern durch das mögliche eine. Wonach du sehnlich ausgeschaut, Es wurde dir beschieden. Du triumphierst und jubelst laut: Jetzt hab ich endlich Frieden! Ach, Freundchen, rede nicht so wild. Bezähme deine Zunge!
Zorn leiten
Das hatte gesessen. Marek war bleich geworden. Julia hatte ihm aus heiterem Himmel ins Gesicht geschlagen. Bebend starrte sie ihn einen Moment an und stürzte dann aus dem Wohnzimmer. Sie konnte nicht mehr an sich halten. Die Vase, ein Hochzeitsgeschenk ihrer Eltern, zerbrach bei ihrer Flucht in den Flur. Sie riss den Mantel vom Haken und rannte aus dem Haus. Tränen rollten ihr die Wangen herunter. Wie Marek schon angefangen hatte. Erst die Blumen ohne jeden Grund. Und dann brachte er kaum drei Sätze raus über seine letzte Geschäftsreise. Als er dann anfing: „Ich setzte mich neben sie …“ Und da war sie ausgerastet und konnte einfach nicht mehr zuhören …
Wir halten uns zu lange zurück. Störungen müssen sofort benannt werden. Wer einfach gut sein will, vermeidet die gute Miene zum bösen Spiel. Er prüft seine Gedanken: Halten sie der Wirklichkeit stand? Wir müssen nicht gnadenlos konsequent sein: Auch unser Zorn hat der Liebe und damit der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu dienen.
Trägheit aufschrecken
Sonntags schliefen sie immer länger. Die beiden Kinder waren dank der Comics im Fernsehen still. Die Eltern genossen es, nicht schon wieder so früh rauszumüssen. So konnten sie miteinander eine Weile reden. Sie würden sich nur für einen Moment daran erinnern, wie schön es war, damals, am Anfang. So ganz gemütlich mal einen Tag ohne Pflicht zu beginnen und dabei einfach das Leben genießen: Hanna schüttelte den Kopf. – Der Wecker zeigte acht Uhr. Jochen schlief noch fest. Der Fernseher schien zu laufen. Um neun wollte der Trainer Lukas abholen …
Wir müssen unserem Leben selber das Gesicht geben, an dem man erkennt, dass es wirklich unser Leben ist. Sonst werden wir ein Spielball von Lust – und Frust. Wer einfach gut sein will, gibt sich einen Vorsatz und schreibt daran weiter. Er bewahrt seine Seele vor den Narkosemitteln der Bequemlichkeit: Mit den Flügeln der Freiheit schwingt er sich immer wieder auf.
5. Die Quellen des Guten
Wer glücklich leben will, muss die Quellen des Guten pflegen. Denn die Wirklichkeit gibt uns genügend Gründe, vom Gutsein zu lassen: Wir werden enttäuscht. Unser Bemühen wird nicht anerkannt. Wir werden bewusst oder unbewusst missverstanden. Wer aus der üblichen Logik aussteigt und eben nicht zurückschlägt oder zornig sich gehen lässt, wer einen Armen sieht und ihn nicht beschämt, oder wer sich trotz der höheren Kosten für eine würdevolle Bestattung einsetzt, darf nicht selbstverständlich damit rechnen, dafür gleich gelobt zu werden. Im Gegenteil: Er sieht sich Verdächtigungen ausgesetzt, die mit den Mitteln der Logik von Kosten und Nutzen einen heimlichen Egoismus hinter allem Guten vermuten. Wer gut sein will, sollte sich auf ein solches Geschwätz nicht einlassen. Gleichwohl ist er verpflichtet, seine Lauterkeit zu überprüfen.
Deswegen geht er immer wieder zu den Quellen des Gutseins. Sie kommen aus den unsichtbaren Tiefen des Lebens und nähren alle, die davon trinken, mit einer Kraft, die nicht von dieser Welt ist. Sich dafür zu öffnen, pflegt den Geist (lat.: spiritus) und nennt sich Spiritualität. Sie ist schwer und leicht zugleich: Schwer, weil ein spirituelles Leben nicht den Lärm, sondern die Ruhe sucht, nicht das Ich, sondern das Du, weniger die Selbsterkenntnis, sondern die Kenntnis des Reichtums, den der Geist uns lehren will. Sie wird dadurch auch leicht: Wer sie pflegt, spürt bald, wie einfach das Leben wird, wenn wir von der Sorge um uns selbst lassen und Gott und den Nächsten in den Blick nehmen. Es lässt sich unaufgeregter leben, weil man nicht nach Erfolg sucht, sondern sich selber annehmen lernt
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