So erregend rätselhaft (German Edition)
zurücknehmen.
„Natürlich arbeite ich. Wie denkst du wohl, verdiene ich meinen Lebensunterhalt?“
„Was hätte ich denn denken sollen? Du hast doch gesagt, du könntest dich in den kommenden Wochen tagsüber um Isabella kümmern.“
Sie senkte den Kopf. „Ich muss mir freinehmen. Das ist keine große Sache. Ich habe noch ein bisschen Urlaub übrig.“
Er fragte nicht weiter. Offensichtlich wollte sie nicht darüber reden.
Außerdem war Isabella dabei einzuschlafen. Ihr kleiner Körper entspannte sich mehr und mehr, ihr rhythmisches Saugen an der Flasche wurde schwächer.
Als er vorsichtig die Flasche wegnahm, war das Gefühl, eine Aufgabe gemeistert zu haben, einfach überwältigend. Der Kilimandscharo? Bah. Das war doch gar nichts gegen das, was er eben geschafft hatte.
Nachdem Lucy das Fläschchen ausgespült hatte, streckte sie die Arme aus, um ihm Isabella abzunehmen.
Es war völlig verrückt, aber er wollte sie nicht hergeben. Vor vierundzwanzig Stunden, als sie ununterbrochen geweint hatte und er noch nicht wusste, dass sie seine Tochter war, wäre er glücklich gewesen, sie dem erstbesten Fremden, der vorbeikam, zu übergeben.
Aber jetzt? Nachdem er sie gefüttert hatte und sie in seinen Armen eingeschlafen war. Nachdem er im Begriff zu sein schien …
Wozu? Er wusste es nicht, er wusste nur eines, er wollte sie einfach nicht hergeben.
„Ich nehme sie jetzt wieder.“
Als er Lucy ansah, überkam ihn erneut ein Anflug von Ärger, aber schließlich legte er ihr Isabella in die Arme. Schließlich war sie diejenige, die wusste, wie man mit Babys umging.
Die Zärtlichkeit, mit der Lucy ihm Isabella abnahm, mit der sie die Kleine besänftigend hin und her wiegte, mit der sie sie an sich drückte, als sie aus der Küche ging – das alles brachte Dex ins Grübeln.
Lucy vergötterte Isabella, das stand fest. Sie würde alles für sie tun. Himmel, sie hatte zwei Wochen Urlaub genommen, damit sie in das Haus eines Fremden ziehen und sich um sie kümmern konnte.
Wie hatte dieselbe Frau da ihr Baby vor der Haustür dieses Fremden aussetzen können?
Erneut sagte ihm sein Instinkt, dass mit Lucy irgendetwas nicht stimmte. Es war an der Zeit herauszufinden, was.
4. KAPITEL
Am folgenden Nachmittag saß Lucy bei laufendem Motor in ihrem Wagen, und ihre Frustration wuchs von Minute zu Minute. Am Vormittag war sie mit Isabella der beklemmenden Atmosphäre des Hauses entflohen. Doch falls sie gehofft hatte, unbemerkt zurückzukehren, dann hatte sie sich getäuscht. Dex’ SUV stand mitten in der Auffahrt. Groß, angeberisch, anmaßend.
Sie hatte SUVs noch nie gemocht. Sie nahmen einfach zu viel Raum ein, und ihre Besitzer fühlten sich oft so, als wären sie allein auf der Welt. Dieser Wagen, der ihr jetzt den Weg versperrte, gab ihr praktisch klipp und klar zu verstehen, dass er ein viel besseres Transportmittel für Isabella wäre.
Sie unterdrückte ihren plötzlichen Impuls, das Ding zu rammen, und stellte den Motor ab.
Sie hatte Angst.
Ja, sie war geradezu in Panik, dass sie Isabella verlor und sie das nur verhindern konnte, indem sie mit ihr irgendwo untertauchte.
Am Vormittag hatte sie ihren Anwalt aufgesucht. Außer ihr gehörig die Leviten zu lesen, hatte er ihr nur bestätigt, was sie schon wusste. Indem Jewel Dex ins Spiel gebracht hatte, hatte sie Lucys Chancen, das volle Sorgerecht für Isabella zu bekommen, erheblich verschlechtert. Ihm vorzuschwindeln, sie sei die Mutter, hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Viel schlimmer.
Ihr Anwalt hatte von Betrug geredet und davon, dass sie sich strafbar mache. Als hätte sie nicht ohnehin schon ein schlechtes Gewissen.
Bisher hatten ihre Lügen sie nur weiter von ihrem eigentlichen Ziel entfernt. Als sie beschlossen hatte, sich als Isabellas Mutter auszugeben, war ihr alles so einfach erschienen.
Doch jetzt hatte sie sich in ihren Lügen verstrickt. Wenn sie Dex die Wahrheit sagte, würde sie Isabella wahrscheinlich niemals wiedersehen. Aber konnte sie ihn wirklich weiter anlügen? Sie hatte keine andere Wahl.
Als jemand an die Wagentür klopfte, schreckte sie aus ihren düsteren Gedanken auf.
Dex. Natürlich.
Sie presste eine Hand auf ihr wild klopfendes Herz, dann öffnete sie die Tür, um auszusteigen.
Er betrachtete sie argwöhnisch. „Was ist los?“
Sie konnte ihn nicht direkt ansehen. „Du hast mich erschreckt. Das ist alles. Es ist erst vier. Was machst du da schon zu Hause?“
„Ich bin eher zurückgekommen, um nach dir zu
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