So erregend rätselhaft (German Edition)
deines Vermögen gewinnen würdest?“
„Das habe ich nicht gemeint. Du weißt so gut wie ich, dass es teuer ist, ein Kind großzuziehen.“
„Aha. Sicher wirst du mir gleich sagen, falls du Isabella großziehst, dann wird sie von allem nur das Beste haben. Die besten Schulen, die beste Kleidung, die beste Ausbildung.“
„Und du …“, unterbrach er sie, „… wirst mir zweifellos sagen, dass es mehr im Leben gibt als materiellen Reichtum.“
Das stimmte zwar, aber sie konnte natürlich nicht leugnen, dass Geld alles einfacher machte. Resigniert ließ sie sich aufs Sofa fallen.
Ihre eigene Familie hatte der unteren Mittelschicht angehört. Sie waren nicht arm gewesen, hatten jedoch längst nicht so viel Geld wie die meisten Familien in ihrem Schulbezirk, die zur oberen Mittelschicht gehörten.
Ihr Vater hatte getan, was er konnte – er hatte dafür gesorgt, dass sie eine exzellente Ausbildung bekamen –, aber sie erinnerte sich nur allzu gut, wie sehr sie sich nach den hübschen Dingen gesehnt hatte, die andere Mädchen hatten. Dabei ging es eigentlich gar nicht um Kleider. Es hätte ihr viel bedeutet, wenn ihr Vater sie gelegentlich ermuntert hätte, in dem, was sie tat. Stattdessen hatte sie sich dann materielle Dinge gewünscht, damit sie sich zwischen all den anderen Mädchen weniger als Außenseiterin fühlte. Weniger bemitleidenswert vielleicht.
„Du hast natürlich recht. Geld ist nicht alles, aber es hilft.“
Sie hatte sich weder von ihrem Vater noch von ihrer Mutter je geliebt gefühlt. Damit niemand sie bemitleidete, hatte sie sich einfach zusammengerissen und sich ihre Verletzlichkeit und Unsicherheit nicht anmerken lassen. Sie hatte sich nicht beklagt. Und sie hatte sich nicht anmerken lassen, dass ihr selbst bewusst war, dass sie nicht dazugehörte.
Für Isabella wollte sie ein besseres Leben. Unbedingt.
Sie ging zum Kamin hinüber, in dem an diesem warmen Frühlingsabend natürlich kein Feuer brannte. „Ich hätte in Brown und Princeton studieren können, aber mein Dad hatte nicht das Geld dafür.“
„Es gibt finanzielle Zuschüsse zum Studium.“
„Dazu wäre ich natürlich berechtigt gewesen, aber es hätte mir trotzdem einen Riesenberg Schulden eingebracht.“ Sie lachte leise, obwohl diese Entscheidung ihr mit achtzehn das Herz gebrochen hatte. „Und ich war zu praktisch veranlagt, um mir die aufzuhalsen. Nicht mit einem Stipendium der University of Texas in der Tasche.“ Sie drehte sich wieder zu Dex um. „Du siehst also, dass ich sehr gut weiß, dass Geld wichtig ist. Ich sage ja auch nur, dass es nicht alles ist.“
„Da bin ich ganz deiner Meinung. Und es würde mir nie im Traum einfallen, Izzie ganz allein großziehen zu wollen. Du bist ihre Mutter. Sie braucht dich, und zwar ihr Leben lang. Ich werde dir nicht das alleinige Sorgerecht geben, sie dir jedoch auch nicht ganz wegnehmen.“
O doch, das würde er.
Sobald er herausfand, dass sie nicht Isabellas leibliche Mutter war, würde er alles in seiner Macht Stehende tun, damit sie Isabella nie wiedersah.
Und jetzt wurde ihr langsam klar, dass das nicht das einzige Problem war, das auf sie zukommen würde. Isabella nie wiederzusehen wäre schon schlimm genug. Aber natürlich würde sie auch Dex verlieren. Selbst wenn sie den einen Verlust überleben würde, könnte sie das auch bei dem anderen schaffen?
Dex verbrachte den folgenden Tag damit, Quinn wegen Lucy zu löchern. Leider hatte sein Freund nichts herausgefunden, was Dex nicht bereits wusste. Allem Anschein nach war Lucy Alwin eine unbescholtene Bürgerin, wie sie im Buche stand. Sie zahlte ihre Steuern, verdiente nicht schlecht und brachte ausgeliehene Bücher pünktlich in die Bücherei zurück. Nicht einmal einen Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit hatte sie je kassiert. Offensichtlich hatte sie sich nie etwas zuschulden kommen lassen.
Es sah ganz danach aus, als hätte sie nur zwei Fehler in ihrem Leben gemacht. Mit ihm zu schlafen und Isabella vor seiner Tür auszusetzen. Für Ersteres konnte er ihr kaum einen Vorwurf machen. Warum sie jedoch Isabella ausgesetzt hatte, war immer noch rätselhaft.
Aber eines war klar. Da er und Derek diesen Vorfall nicht den Behörden gemeldet hatten, und da Lucys Lebenswandel ansonsten nicht zu beanstanden war, würde er größte Mühe haben, einen Richter zu überzeugen, dass Lucy als Mutter ungeeignet war.
Das hieß, falls er diesen Weg gehen wollte.
Doch Lucy und Isabella vor ein Gericht zu zerren,
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