So erregend rätselhaft (German Edition)
eine Hand hoch. „Ich vertraue Ihnen. Es ist wirklich ein sehr schönes Kleid. Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack.“ Als Lucy Dereks Assistentin einen versöhnlichen Blick zuwarf, war es offensichtlich, dass Raina sich über das Kompliment ärgerte. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie mich nicht sonderlich mögen.“
Raina runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
„Doch, das tun Sie. Sie werden noch einen steifen Hals bekommen, wenn Sie mich weiterhin so hochnäsig ansehen. Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Ich kann mir vorstellen, dass es Sie ärgert, dass Dex Sie als meine persönliche Einkäuferin losgeschickt hat – das würde jeden ärgern.“ Nachdenklich betrachtete sie Raina, bemüht, hinter deren kühle Fassade zu sehen. „Aber es steckt mehr dahinter. Sie mögen mich wirklich nicht.“
„Also, wenn Sie es unbedingt wissen müssen, Jewel …“ Raina sprach Jewel mit einem kleinen spöttischen Unterton aus. „… Dex erinnert sich vielleicht nicht an Ihren Job bei Messina Diamonds, aber ich.“
„Oh.“ Lucy biss sich auf die Lippe. Sie hatte sich derart darauf konzentriert, Dex davon zu überzeugen, dass sie die Frau war, mit der er geschlafen hatte, dass sie völlig vergessen hatte, dass Jewel einmal für Messina Diamonds gearbeitet hatte. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie vielleicht noch jemand anderen davon überzeugen musste, Jewel zu sein. Dass plötzlich eine frühere Kollegin von Jewel auftauchte, traf sie völlig unerwartet.
Lucy unterdrückte ihren Impuls, ihre Schwester zu verteidigen. Was sollte sie auch sagen, da sie keine Ahnung hatte, was diese Frau mit Jewel verband?
Lucy beschloss, stattdessen lieber etwas Unverfängliches zu sagen.
„Vermutlich war ich keine ideale Mitarbeiterin.“ „Vermutlich? Sie haben sich unpassend gekleidet, haben ungeniert geflirtet. Sich ständig rangemacht an …“
Mitten im Satz brach Raina ab. Errötend senkte sie den Blick. Anscheinend hatte sie schon mehr gesagt, als sie hatte sagen wollen.
Plötzlich machte Rainas Haltung Sinn. Lucy vermutete, dass hinter ihrem verächtlichen Ton ein tieferes Gefühl steckte. Eifersucht.
Plötzlich war ihr vollkommen klar, was es bedeutete, Jewel zu sein. Ihre Sinnlichkeit war immer Jewels größte Stärke und gleichzeitig größte Schwäche gewesen. Sie bezirzte die Männer damit und hielt die Frauen auf Abstand.
„Aha. Sie mögen mich also nicht, weil ich mich immer an Dex rangemacht habe?“
„Nicht an Dex. An Derek.“ Raina runzelte die Stirn bei diesem Ausrutscher, ergänzte dann jedoch schnell: „Aber Derek würde nie mit einer Angestellten schlafen.“
Derek? Jewel hatte sich Derek an den Hals geworfen?
Lucy fing sich schnell. „Eben. Und deshalb habe ich mich ja an Dex rangemacht. So habe ich das gemeint.“
Jewels Liebesleben wurde immer chaotischer. Und doch ergab alles irgendwie einen Sinn. Jewel hatte sich von jeher in Männer verliebt, die unerreichbar für sie waren. Eine geübte Jägerin gibt sich schließlich nicht mit leichter Beute zufrieden.
Derek war sicher eine große Herausforderung für sie. Je länger er ihr widerstand und je deutlicher er ihr ihre Grenzen zeigte, desto entschlossener musste Jewel zweifellos geworden sein. Wahrscheinlich hatte sie ihm die ganze Zeit nachgestellt, als sie bei Messina Diamonds gearbeitet hatte. Als er nicht anbiss, hatte sie stattdessen Dex ins Visier genommen.
Und das alles hatte die arme Raina mit ansehen müssen. Offensichtlich bedeutete ihr Derek etwas, auch wenn sie es zu verbergen versuchte. Aber Lucy ließ sich nicht täuschen.
„Raina, es tut mir leid.“ Sie streckte die Hand aus, um Rainas Arm zu berühren. „Ich wusste nicht, dass Sie in ihn verliebt sind.“
Raina wich zurück. „Ich bin nicht in ihn verliebt.“
Doch ihre heftige Reaktion und ihre glühenden Wangen waren Beweis genug.
Und Lucy wusste nur allzu gut, wie es war, wenn jemand, an dem sie interessiert war, von ihrer Schwester mehr angezogen war als von ihr.
„Wenn es Sie sich besser fühlen lässt, er hat auch nicht mit mir geschlafen. Derek würde wirklich nicht mit einer Angestellten ins Bett gehen.“
„Meinen Sie?“ In Rainas Augen blitzte etwas wie Hoffnung auf, aber es war auch Vorsicht darin zu lesen.
Lucy konnte es Raina nicht verdenken, dass sie einer freundschaftlichen Geste von jemandem wie Jewel nicht recht traute. Sie fühlte sich Raina jedoch irgendwie verbunden. Wie oft hatten sie selbst
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