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So erregend rätselhaft (German Edition)

So erregend rätselhaft (German Edition)

Titel: So erregend rätselhaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILY MCKAY
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Schließlich hatte er dich auch so viele Jahre enttäuscht. Also wurdest du der rebellische Einzelgänger. Bist um die Welt gereist, hast jeden auf Distanz gehalten. Und das alles, um dich selbst zu schützen.“
    Ihre Erklärung erschien Lucy vollkommen logisch. Für einen Moment glaubte sie sogar, dass sie Dex womöglich verstanden hatte. Er jedoch zeigte nicht die allerkleinste Reaktion. Vielmehr setzte er das Gespräch fort, als habe sie nicht ein Wort gesagt.
    „Wie wär’s, wenn ich dir jetzt die übrigen Büros zeige?“ Er legte ihr eine Hand auf den Rücken und geleitete sie zu den Türen hinter dem Empfangstresen.
    Anscheinend hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Warum sollte er sonst so reagieren, besser gesagt, nicht reagieren?
    Sobald sie außer Hörweite der anderen Gäste waren, entzog sie sich ihm. „Hör mal, Dex, ich wollte dich nicht kränken.“
    „Ich bin nicht gekränkt.“ Eine Hand tief in seiner Hosentasche vergraben, zeigte er mit der anderen in die Runde. „Diese Büros hier …“
    „Entschuldige, aber du bist offenbar doch gekränkt.“ Als er sich ihr wieder zuwandte, sah sie, dass er die Zähne zusammengebissen hatte, ihrem Blick auswich. „Du hast eindeutig ein riesengroßes ‚Bitte nicht stören‘-Schild da, wo deine Kindheitserinnerungen sein sollten und …“
    „Hör auf, mich zu analysieren.“
    Unbeirrt redete sie weiter. „Es gehört nicht viel dazu, um zu erkennen, dass du deinen Eltern immer noch die Fehler übel nimmst, die sie …“
    „Das Wort Fehler setzt ein ‚Versehen‘ voraus. Wenn man seine Kinder aus der Schule nimmt und sie jedes Mal über den halben Kontinent schleppt, wenn man in der Erde graben will, dann ist das kein Fehler. Es ist eine Entscheidung.“
    „Okay, vielleicht haben deine Eltern ein paar schlechte Entscheidungen getroffen.“ Ihr Ton wurde sanfter. „Das wirst du auch eines Tages. Wie alle Eltern.“
    „Nein“, sagte er leise, aber sehr bestimmt. „Eltern sollten tun, was das Richtige für ihr Kind ist. Nicht nur, was sie selbst wollen, sondern das, was ihr Kind braucht.“ Damit wandte er ihr den Rücken zu und zeigte auf eine Reihe kleiner Büros zu seiner Linken. „Das sind die Büros der Nachwuchsforscher …“
    Er setzte den Rundgang fort, als habe sie seine Familie mit keinem Wort angesprochen. Und bisher hatte sie immer gedacht, sie habe Probleme mit ihrer eigenen Kindheit.
    Die hatte vielleicht sogar jeder. Aber sie arbeitete daran, diese Probleme zu überwinden. Sie arbeitete daran, trotz der unschönen Erfahrungen in ihrer Jugend ein glücklicher Mensch zu sein.
    In den letzten Jahren hatten sie und ihr Vater so etwas wie Frieden geschlossen. Und bis zu der jüngsten Katastrophe waren sie und Jewel sich näher als je zuvor gewesen. Und sie hatte Isabella. Ihre letzte und größte Hoffnung, die Familie zu haben, die sie sich immer erträumt hatte.
    Aber Dex?
    Er schien nichts von seiner Familie wissen zu wollen. Falls er schöne Erinnerungen an seine Kindheit hatte, dann wollte er sie nicht mit ihr teilen.
    Das sollte sie eigentlich nicht überraschen.
    Was verband sie schließlich schon miteinander? Sie lebten seit einiger Zeit im gleichen Haus und hatten einmal Sex miteinander gehabt. Na ja, zweimal, wenn man es aus seiner Sicht betrachtete.
    Ja, sie hatten Isabella, aber das war auch schon alles.
    Es war Zeit, dass sie den Tatsachen ins Auge sah. Dex mochte bereit sein, Isabella in sein Herz zu lassen, aber für sie hielt er diese Tür fest verschlossen.
    Lucy war kaum bei der Sache, als Dex sie durch die sechs Büroetagen Büros von Messina Diamonds führte. Alles war etwa so, wie sie es sich vorgestellt hatte: winzige Büros, große Büros, Hunderte – wenn nicht Tausende – von geologischen Karten, die zusammengerollt aufbewahrt wurden, auf Tischen lagen, an Wänden hingen. Die Forschungs- und Erschließungsarbeiten liefen hauptsächlich über die Zentrale hier in Dallas, hatte Dex ihr erklärt.
    Er erklärte ihr, wie man nach Diamanten suchte, wie man herausfand, wo der nächste große Fund lag, wie man berechnete, wie lange man in den Minen schürfen würde. Und er tat es mit einer kühlen Professionalität. Aber er erzählte ihr nichts, was sie wissen wollte.
    Nach dem, was sie gelesen hatte, war sein einziges wirkliches Zuhause als Kind wohl in Dallas gewesen. War das Hauptquartier von Messina Diamonds deshalb hier? Und falls er keine schönen Kindheitserinnerungen hatte, warum lebte er dann noch

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