So erregend rätselhaft (German Edition)
dass sie ihr Abendtäschchen hatte, ehe sie ausstieg. Am Morgen war sie beim Juwelier gewesen, um Dex’ Ring reinigen zu lassen. Sie hatte ihn nicht im Haus lassen wollen und hatte ihn deshalb in der kleinen Samtschachtel bei sich, bis sie ihn Dex zurückgeben konnte.
Bis sie im fünfzehnten Stock angelangt waren, wo sich die Büroräume von Messina Diamonds befanden, fühlte sich Lucy entschieden fehl am Platz, trotz ihres atemberaubenden Seidenkleides. Sie war bisher nicht einmal mit einer Limousine gefahren, geschweige denn hatte sie an einem festlichen Empfang teilgenommen. Abends auszugehen bedeutete für sie Kino und Popcorn. Sie gehörte nicht in diesen Fahrstuhl voller eleganter, lachender Menschen. Was sollte sie schon mit irgendeinem von ihnen gemeinsam haben? Als sich die Lifttüren öffneten, legte Raina Lucy eine Hand auf den Arm.
„Atmen Sie tief durch. Das hilft, um sich zu beruhigen.“
„Ist es so offensichtlich?“
„Sie sehen aus, als wollten Sie gleich in Ohnmacht fallen. Denken Sie einfach daran, niemand hier ist besser als Sie, auch wenn einige Leute vielleicht so tun mögen. Außerdem sind Sie heute Abend die einzige Frau hier, die von Dex persönlich eingeladen wurde.“
„Eingeladen? Herbeordert trifft es wohl eher.“
„Versuchen Sie einfach, sich zu amüsieren.“
Nachdem sie den Lift verlassen hatten, erhaschte Lucy einen kurzen Blick auf Dex’ Büro. Die Büros von Messina Diamonds waren gleichzeitig weniger beeindruckend und beeindruckender, als sie erwartet hatte.
Weniger, weil sie sie sich irgendwie größer vorgestellt hatte. Sie erstreckten sich über bescheidene sechs Etagen eines Hochhauses in der Innenstadt. Nur sechs. Das erschien ihr sehr wenig für ein milliardenschweres Unternehmen. Allerdings gab es auch Filialen in Toronto, New York und Antwerpen.
Zumindest stand das unter dem Firmenlogo, das in die Glaswand im fünfzehnten Stock eingraviert war, vor der Lucy jetzt stand. Die Worte Messina Diamonds wölbten sich über einem auf der Seite liegenden Diamantring, dessen Stein einen charakteristischen ovalen Schliff hatte. In kleinerer Schrift standen darunter die vier Städte.
Gebannt betrachtete sie einen Moment das Logo. „Ich kenne diesen Ring.“
„Der legendäre Familiendiamant der Messinas.“
„Legendär?“
„Natürlich.“ Raina stieß die schwere Glastür auf und ging ins Foyer voraus. „Das ist der erste Diamant, den Dereks und Dex’ Vater gefunden hat. Mr. Messina senior, meine ich. Als die Diamantmine betriebsbereit war, war ihre Mutter bereits verstorben. Aber Mr. Messina ließ den Diamant trotzdem als Ring für sie fassen, weil sie die einzige Frau war, die er je geliebt hatte.“ Rainas Stimme hatte einen sehnsüchtigen Unterton bekommen, der ihre romantische Ader verriet. „Er hat ihn bis zu seinem Todestag bei sich getragen.“
„Und dann hat er ihn Dex gegeben“, murmelte Lucy. Die traurige Geschichte machte ihr das Herz schwer.
Es war also nicht irgendein Ring, den Dex Isabella schenken wollte. Nicht nur ein Schmuckstück, das der Boss einer Diamantmine gedankenlos seinem Kind gab. Es war ein Ring, der große Bedeutung für Dex hatte.
Raina fuhr herum und starrte Lucy an. „Woher wissen Sie das?“
„Nicht, weil er ihn mir geschenkt hätte, falls Sie das beunruhigt.“ Sie versuchte, sich ihre eigene Sehnsucht nicht anmerken zu lassen. Ihre Enttäuschung war zu unsinnig, um mit jemandem darüber zu reden.
Raina errötete. „Ich war nicht beunruhigt, ich dachte nur …“
„Aha. Sie dachten, ich könnte mich mit dem Familienerbstück davonmachen?“
„Nein, ich war einfach überrascht. Mr. Messina übergab Dex den Ring auf seinem Sterbebett. Er wollte, dass er ihn seiner großen Liebe schenkte.“
„Das erklärt, warum er ihn Isabella geschenkt hat.“
„Isabella? Das ist ja bezaubernd.“
„Ja, das ist es.“
Dex liebte Isabella. Dass er ihr den Ring gegeben hatte, war ein Anzeichen dafür, dass er sie wirklich ins Herz geschlossen hatte.
Sie, Lucy, sollte begeistert sein. Warum also musste sie sich zu einem Lächeln zwingen?
Sicher nicht, weil sie eifersüchtig war? Das war absurd. Es war ja nicht so, dass sie wollte, dass Dex sie liebte. Oder?
9. KAPITEL
„Champagner?“
„Bitte?“ Einen Moment sah Lucy Raina, die einen Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser angehalten hatte, verständnislos an.
„Es gibt auch eine Bar, falls Sie lieber Wein möchten.“
„Nein. Champagner ist
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