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So erregend rätselhaft (German Edition)

So erregend rätselhaft (German Edition)

Titel: So erregend rätselhaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EMILY MCKAY
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‚Sehr fähiger Geologe‘ bedeutet in Wirklichkeit dickköpfig und tollkühn. Er glaubte fest daran, in Kanada Diamanten zu finden, und niemand konnte ihn davon abbringen.“
    „Aber er hatte recht.“
    „Letzten Endes, ja.“
    Dex redete nicht weiter, und Lucy nahm an, dass es vieles gab, was er ihr verschwieg. Groll darüber vielleicht, als Kind „quer durch Südamerika geschleppt“ worden zu sein? Oder vielleicht nur eine schwierige Beziehung zu seinem sturen, verwegenen Vater?
    „Du erzählst nicht viel über deine Familie.“
    „Du auch nicht über deine.“
    „Das stimmt.“ Schulterzuckend ratterte sie die wichtigsten Daten herunter. „Aufgewachsen bei einem alleinerziehenden Vater. Mom verließ uns, als wir noch klein waren. Ich habe eine Schwester.“ Es war besser, in diesem Punkt so vage wie möglich zu bleiben. „Dad war Wirtschaftsprüfer.“
    „Deine Liebe zu Zahlen musst du von ihm haben.“
    „Meine Liebe zu …“ Leise lachend brach sie ab. „Ach so. Weil ich Versicherungsmathematikerin bin. Na ja, aber das hat nichts mit ihm zu tun.“ Wenn ihr Vater seine Arbeit geliebt hatte, dann hatte er es sich nicht anmerken lassen. Er hatte seinen Kinder keine Liebe zu irgendetwas vermittelt. Dabei hätte er zu viel Gefühl zeigen müssen.
    Weil sie plötzlich verlegen war – so als habe sie viel zu viel preisgegeben –, fuhr sie hastig fort: „Nein. Die ganze Sache mit der Versicherungsmathematik kommt einfach daher, weil ich so praktisch veranlagt bin. Ich war immer gut in Mathe. Und auf diesem Gebiet gibt es viele Stipendien und Jobs. Besonders für Frauen.“
    „Du erinnerst mich an meine Mutter.“
    Als sie ihn überrascht ansah, hatte sie den Eindruck, dass er das gar nicht laut hatte sagen wollen.
    „Das könnte ein Kompliment sein, hörte sich aber nicht so an.“
    „Immer so praktisch. Immer das Richtige tun. Opfer für andere bringen.“
    „Das sind keine schlechten Eigenschaften.“
    „Doch, wenn sie einen davon abhalten, das zu tun, was man wirklich möchte.“
    Lucy warf noch einen Blick auf das Foto an der Wand. Randolph lächelte in die Kamera, seine Frau, Sara, hatte den Kopf leicht zu ihrem Mann hin geneigt. Ihrer Miene nach war sie kurz davor, in Gelächter auszubrechen, als habe ihr Mann Sekunden vor der Aufnahme etwas Urkomisches gesagt.
    Sie sah nicht aus wie eine Frau, die unglücklich mit ihrem Leben war.
    „Wer sagt denn, dass sie nicht genau das gemacht hat, was sie wollte?“
    „Glaub mir, Gold und Diamanten zu schürfen ist nicht so traumhaft, wie du dir das vielleicht vorstellst.“ Dex klang leicht verbittert. „Goldgräber begeben sich in hässliche kleine Städte mitten im Nirgendwo. Das heißt, falls da überhaupt eine Stadt ist. Normalerweise gibt es keine Hotels. Keine Geschäfte. Meistens gibt es nicht einmal fließendes Wasser. Diamantminen sind nun mal nicht in New York City, einen halben Block vom Ritz-Carlton entfernt.“
    „Das habe ich auch nie behauptet.“
    „Es ist harte Arbeit. Unter brutalen Bedingungen. Niemand verdient ein solches Leben.“
    „Redest du davon, dass deine Mutter deshalb unglücklich war oder dass du unglücklich warst?“
    Der Ausdruck, der über sein Gesicht huschte, war eisig. Im nächsten Augenblick war er schon wieder verschwunden, ersetzt durch kühles Desinteresse.
    „Oh, jetzt verstehe ich.“
    „Du verstehst was?“
    „All die Jahre als Rebell, auf die du angeblich so stolz bist.“
    „Ich bin nicht stolz auf …“
    „Nein, natürlich nicht. Weil du kein wirklicher Rebell bist. Die Medien stellen dich als Abtrünnigen der Familie Messina dar. Aber das trifft es überhaupt nicht. Du bist nicht um die ganze Welt gereist, hast es abgelehnt, eine Position bei Messina Diamonds zu übernehmen, weil du irgendwie abtrünnig bist. Nein, dafür gab es einen ganz anderen Grund.“
    „Den du mir sicher gleich verraten wirst.“
    Lucy ignorierte seinen offensichtlichen Ärger. „Du hast es getan, um es deinem Vater und Bruder heimzuzahlen. Zum ersten Mal in deinem Leben hast du selbst bestimmt, wo du leben und was du machen wolltest. Nach all den Jahren, die du durch die ganze Welt geschleppt wurdest, wie du es ausdrückst, wolltest du dich eigentlich gern irgendwo niederlassen. Wurzeln schlagen. Aber inzwischen ging es mit der Firma voran. Dein Vater brauchte dich, damit du mit anpacktest. Du warst also hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu tun, was du wolltest, und dem Wunsch, deinen Vater zu enttäuschen.

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