So fern wie ein Traum
Byron zurück. »Kommst du?«, fragte er Michael.
»Sofort. Dann geht Laura also nachts einfach allein auf den Klippen spazieren, ja?«
»Hin und wieder.« Behindert von den Hunden, die um ihn herumsprangen, wandte Byron sich zum Gehen.
»Und du sagst, dass sie gestern Abend einfach dagesessen und eine Goldmünze gefunden hat?«
»Eine spanische Dublone von 1844, ja.«
»Verdammt. Wirklich seltsam.«
»Ich sage dir, was noch seltsamer ist. Allmählich fange ich an zu glauben, dass sie den Schatz möglicherweise wirklich finden werden. Dass es, wenn überhaupt jemandem, nur ihnen gelingt.«
»Ich habe nie daran geglaubt, dass es diesen Schatz tatsächlich gibt.«
»Bitte Laura, dass sie dir die Münze zeigt«, schlug Byron vor. »Vielleicht überlegst du es dir dann ja noch einmal.«
»Vielleicht sollte ich das wirklich tun«, murmelte Michael und kehrte in die tröstliche Umgebung von Zigarrenrauch und Bier zurück.
Als er sich um drei Uhr morgens die Treppe zu seiner Wohnung hinaufschleppte, hatte er sein Hemd, seine Pferde und seinen Stolz bewahrt. Das allein hätte ihm schon genügt, daher betrachtete er die Tatsache, um achthundert Dollar reicher heimzukommen, einzig als Krönung eines gelungenen Abends.
Vielleicht legte er es zur Seite und kaufte sich davon demnächst das hübsche einjährige Quarterhorse, auf das er ein Auge geworfen hatte, überlegte er.
Er trat durch seine Eingangstür und stolperte unversehens über ein warmes Bündel, das dort ausgestreckt zu seinen Füßen lag.
»Verdammt!« Als er der Länge nach auf den Boden schlug, jaulte der Kleine auf und leckte ihm das Gesicht. »Bongo, was zum Teufel – Himmel, nimm deine Zunge aus meinem Mund!« Michael fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht, rappelte sich auf und saß schließlich, den schwanzwedelnden Welpen auf dem Schoß, im Korridor. »Ja, ja, ich weiß, es tut mir Leid. Wie in aller Welt bist du hereingekommen. Hat dir etwa jemand das Knacken von Schlössern beigebracht?«
»Er ist mit mir gekommen.« Laura kam aus dem Schlafzimmer. »Er liebt mich, und er wollte ebenso wenig wie ich allein in meinem Bett liegen.«
Vielleicht war es das Bier, vielleicht der Sturz, aber er hatte seine Stimme verloren, merkte er.
Sie stand, eingehüllt ins Licht der Nachttischlampe, in der Tür und lächelte. Außer einem seiner Hemden trug sie nichts am Leib. Ihre Haare waren wirr, ihre Wangen leicht gerötet und ihre Augen leuchteten.
Sie war sexy, wunderschön und – angetrunken.
»Bist du wegen der Miete hier?«
Sie lachte kehlig auf. »Die Geschäftszeiten sind vorbei. Ich bin deinetwegen hier. Ich dachte schon, du kämst gar nicht mehr zurück. Wie war die Pokerrunde?« fragte sie.
»Gewinnträchtig. Wie war der Videomarathon?«
»Höchst lehrreich, finde ich. Hast du jemals darauf geachtet, wie sich die Leute in Schwarzweißfilmen küssen? Es ist. . .« Seufzend strich sie sich mit den Händen über die Brüste, woraufhin er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. »Es ist einfach wunderbar«, beschloss sie ihren Satz. »Wirklich einfach wunderbar. Komm und küss mich, Michael«, bat sie ihn. »So wie in den Schwarzweißfilmen.«
»Süße…« Er hatte nur wenige Grundsätze und versuchte sich an einen von ihnen zu erinnern, während er den Hund von seinem Schoß hievte und sich mühsam erhob. »Du bist sternhagelvoll.«
»Das bin ich, in der Tat.« Sie schüttelte ihr Haar zurück und lehnte sich schwankend gegen den Türrahmen. »Weißt du, Michael, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich richtig betrunken bin. Ich gebe zu, ein wenig beschwipst war ich vorher auch schon mal, aber betrunken nie. So etwas tut eine Frau in meiner Position ganz einfach nicht.«
»Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Herz. Und jetzt bringen Bongo und ich dich sicher in dein Bett.«
»Ich will nicht in mein Bett.« Sie richtete sich auf und freute sich über das befreiende Kreisen des Raumes, als sie vorsichtig in Michaels Richtung ging. »Das heißt, nicht ehe ich dich vernascht habe. Und dann kannst du mir sagen, ob ich so gut küsse wie Margo und Kate.«
»Scheiße«, stieß er leise hervor. »Die Dinge sprechen sich wirklich schnell herum.«
»Du kannst mir sogar noch mal die Kleider zerreißen, wenn du willst.« Sie schlang die Arme fest um seinen Nacken. »Es ist sowieso dein Hemd. Ich trage gerne deine Sachen. Es ist beinahe so, als hieltest du mich fest. Und, wirst du mich gleich fest halten, Michael?«
»Ich überlege
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