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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Spielsalons, aber er hatte sein Handwerk an Bord diverser Schiffe erlernt, wo ein Mann vor lauter Langeweile, nur, um die Monotonie für einen Augenblick zu brechen, leicht die Heuer eines ganzen Monats setzte und verlor.
    Am Kartentisch, an jedem Kartentisch, so wusste Michael ganz genau, war es das Vernünftigste, wenn man seine Opfer – oder seine Gegner – gründlich studierte.
    Josh fuhr sich, wenn er gute Karten hatte, mit dem Daumen übers Kinn, und wenn er bluffte, wurde sein Blick leer und ungewöhnlich kühl. Byron trank für gewöhnlich einen Schluck von seinem Bier, wenn er ein gutes Blatt in seinen Händen hielt. Und Templeton, nun, Templeton, war ein gewiefter Hund, aber nach einer Weile bemerkte Michael, dass er stärker als sonst an seiner Zigarre zog, wenn er siegesgewiss war.
    Michael überlegte, warf ein paar Karten ab und zog ein jämmerliches Dreier-Paar. Er dachte über seine Möglichkeiten nach und kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit für ein bisschen Risiko war.
    »Da hast du deine Zehn«, sagte er zu Josh und warf ein paar Münzen auf den Tisch. »Und ich verdopple.«
    »Zwanzig für mich.« Geistesabwesend fuhr Byron einem der beiden Hunde übers Fell. Ein Zeichen, dachte Michael gut gelaunt, dass er nichts Brauchbares in den Händen hielt. »Ich gehe mit.«
    »Zwanzig.« Tommy legte zwei Scheine auf den Tisch. »Und noch zehn.«
    »Ich bin draußen.« Josh warf seine Karten hin, stand auf und nahm sich eins der dick belegten Brote von der Anrichte.
    »Ich gehe mit und setze zwanzig drauf.«
    »Womit ihr beiden übrig bleibt.« Byron schob seinen Stuhl zurück und setzte seine Flasche an den Mund.
    Seit dem Austeilen der ersten Karte schon hatte Michael hoch gesetzt. Thomas blickte auf das hübsche Damentrio, das er in den Händen hielt. Nun, sie würden sehen, wie nervenstark der Junge war. »Ihre zwanzig und fünfzig drauf.«
    Michael blickte Thomas regungslos an, während er weitere Scheine auf den Tisch legte. »Fünfzig und noch einmal fünfzig drauf. Und jetzt lassen Sie die Hosen runter, Mann.«
    Thomas sah seinen Gegenspieler an und atmete laut zischend aus. »Die Runde geht an Sie«, erklärte er und warf die Karten auf den Tisch. »Und?«, wollte er wissen, als Michael seinen Gewinn einstrich. »Was hatten Sie auf der Hand?«
    Als Michael wortlos lächelte, atmete Thomas nochmals zischend aus. »Sie haben mich nach Strich und Faden geblufft. Sie hatten lauter Dreck.«
    »Um meine Karten zu sehen, müssten Sie bezahlen, Mr. Templeton.«
    Mit zusammengekniffenen Augen lehnte sich Thomas auf seinem Stuhl zurück. »Tommy«, sagte er. »Wenn mich ein Mann beim Kartenspiel so kalt erwischt, sollte er mich beim Vornamen nennen, finde ich.«
    »Ich bin an der Reihe.« Michael sammelte die Karten ein und mischte neu. »Stud. Siebener.« Er grinste sein Gegenüber fröhlich an. »Und, Tommy, sind Sie dabei?«
    »Ich bin dabei, und ich werde immer noch dabei sein, wenn Sie um Gnade winselnd am Boden liegen werden«, stellte Thomas rüde fest.
    Michael warf seinen Einsatz auf den Tisch. »Jeder Mann braucht seine Träume, finde ich.«
    Thomas lachte fröhlich auf, ehe er in seine Tasche griff. »Ich will verdammt sein, wenn ich Sie nicht mag, Fury. Hier, nehmen Sie eine Zigarre. Eine echte, keins von diesen Mädchendingern, an denen Byron zieht.«
    »Danke, aber ich habe mit dem Rauchen aufgehört.« Trotzdem sog er sehnsüchtig den Duft des dichten Qualms ein. »Und außerdem haben diese kubanischen Zigarren meiner Meinung nach einfach zu viel Ähnlichkeit mit Schwänzen.«
    Josh erstickte beinahe an seinem Rauch und zog eilig die Zigarre aus dem Mund. »Danke, Mick. Durch diese Bemerkung hast du meinen Genuss deutlich erhöht.«
    Grölend ließ Thomas eine Faust auf die Tischplatte krachen. »Fury, teilen Sie endlich die Karten aus – und machen Sie sich schon mal drauf gefasst, dass Sie gleich ohne Hemd dastehen.«
    Nach einer weiteren Stunde machte Michael eine Pause und trat hinter das Haus. Er und die Hunde urinierten brüderlich in die Büsche und blickten auf das nächtlich schwarze Meer hinaus.
    »Verdammt schönes Fleckchen Erde, was?«
    Michael blickte über die Schulter und sah, wie Byron in seine Richtung kam. »Du hast dir wirklich eine hübsche Stelle ausgesucht.«
    »Ich habe daran gedacht, dass man hier, am Rand des Zypressenwäldchens, einen kleinen Stall bauen könnte. Ganz einfach. Zwei Boxen, mehr nicht.«
    »Zwei?«
    »Ich denke, selbst ein Pferd ist einsam, wenn

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