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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihrer zehnjährigen Tochter über ihr Liebesleben zu sprechen. »Allison, diese Frage ist für ein Mädchen deines Alters ziemlich ungehörig, wenn ich das so sagen darf.«
    »Jemanden zu betrügen ist ebenfalls ungehörig, finde ich.«
    Müde fuhr sich Laura mit der Hand durchs Haar. »Um so etwas beurteilen zu können, bist du eindeutig noch zu jung, Ali.«
    »Soll das heißen, dass es manchmal in Ordnung ist, wenn man jemanden betrügt?«
    Sie war in die Falle gegangen. Die unbeugsame Logik und die bewundernswerten Moralvorstellungen eines zehnjährigen Mädchens hatten sie besiegt. »Also gut – nein, das ist es nicht.«
    »Er hat auch unser Geld genommen, stimmt's?«
    »Großer Gott.« Laura stand entschieden auf. »Das Gerede anderer Leute ist weder nett noch sonderlich bedeutungsvoll.«
    Endlich verstand Ali das Getuschel der anderen Mädchen, die gemurmelten Gespräche der Erwachsenen und all die mitleidsvollen Blicke, mit denen man sie bedachte. »Darum musstest du auf einmal arbeiten gehen.«
    »Wir reden jetzt nicht über finanzielle Dinge.« Sie weigerte sich, auf diese Dinge näher einzugehen. »Ich bin wieder arbeiten gegangen, weil ich es wollte«, sagte sie. »Die Templeton Hotels haben schon immer zu meinem Leben gehört, und an der Boutique habe ich mich beteiligt, weil ich es wollte. Margo und Kate sind meine Freundinnen. Arbeiten ist manchmal hart und manchmal anstrengend. Aber die Arbeit gibt mir ein gutes Gefühl und außerdem mache ich meine Sache wirklich gut.«
    Sie atmete vorsichtig ein. »Du bist doch auch immer vollkommen erledigt, wenn du von einer anstrengenden Ballettprobe kommst. Aber du liebst das Tanzen, und wenn du gut warst, wenn du weißt, dass du gut getanzt hast, fühlst du dich stark und zufrieden, stimmt's?«
    »Das ist keine neue Entschuldigung?«
    »Nein.« Laura lächelte. »Das ist keine neue Entschuldigung. Tatsache ist, dass ich gerade ernsthaft in Erwägung ziehe, ob ich nicht meinen Boss im Hotel um eine Gehaltserhöhung bitten soll. Ich mache meine Arbeit nämlich wirklich sehr gut.«
    »Großvater würde dir sofort eine Gehaltserhöhung geben, wenn du willst.«
    »Wir Templetons haben uns bisher noch immer alles ehrlich verdient.«
    »Darf ich mal mitkommen ins Hotel und dir beim Arbeiten zugucken? Den Laden kenne ich ja schon, aber dein Büro habe ich noch nie gesehen.«
    »Das wäre schön.« Sie strich ihrer Tochter übers Haar. »Es ist nie zu früh, um schon mal die nächste Generation mit der Organisation von Templeton vertraut zu machen, denke ich.«
    Beruhigt schmiegte sich Ali an ihre Mutter. »Ich liebe dich, Mama.«
    Es war, dachte Laura, bereits viel zu lange her, seit sie diese Worte aus dem Mund ihrer älteren Tochter gehört hatte. Jetzt erst vernahm sie das fröhliche Vogelgezwitscher aus dem Eibenhain und das muntere Plätschern des Wassers, das aus dem Brunnen floss. Die Luft war mild, und ihr Kind lag warm an ihrer Brust. Alles würde gut werden.
    »Ich liebe dich auch, Ali.«
    »Ich werde nie wieder aufsässig oder gemein sein oder Dinge sagen, die dich zum Weinen bringen«, versprach das Mädchen.
    Natürlich wirst du das, dachte Laura, während sie ihr Kind noch enger an sich zog. Und das ist vollkommen normal. »Und ich werde versuchen, nicht mehr länger für alles Entschuldigungen zu finden.«
    Lächelnd hob Ali den Kopf. »Aber trotzdem mag ich diese Mrs. Litchfield nicht, und ich werde nie in meinem Leben Mama zu ihr sagen.«
    »Oh, ich glaube, damit kann ich durchaus leben.« Mit blitzenden Augen sah Laura ihre Tochter an. »Ich werde dir etwas sagen, ganz im Vertrauen, von Frau zu Frau«, erklärte sie. »Ich kann Candy ebenfalls nicht ausstehen.« Sie fuhr mit einem Finger über Alis Mund, der sich zu einem zufriedenen Grinsen verzog. »Geht es dir jetzt wieder besser, ja?«
    »Hmm. Mama, alle sagen, unsere Familie sei kaputt, aber das ist gar nicht wahr. Unsere Familie ist sogar ganz toll.«
    Laura hakte sich bei ihrer Tochter ein und blickte über die Gärten hinüber zu dem Gebäude, das zeit ihres Lebens ihr Heim gewesen war. »Das stimmt. Unsere Familie ist wirklich wunderbar, Ali.«
    Es war nicht leicht für ein junges, stolzes Mädchen, den ersten Schritt zu tun. Obgleich es sie beschäftigt und den Großteil der Nacht wach gehalten hatte, hatte Ali ihrer Mutter nicht von dem Streit mit Michael oder wie sehr sie sich schämte erzählt.
    Sie war sich nicht sicher, was ihre Mutter getan oder gesagt hatte, aber sie wusste, wenn man

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