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So funktioniert die Wirtschaft

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Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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Festnetztelefonie aufgehoben und auch im Mobilfunk dafür gesorgt, dass sich mehrere Konkurrenten den Markt teilen mussten. Dennoch sind die Preise für das Telefonieren nach dem Ende des Telekom-Monopols kräftig gefallen.
    Wenn es dagegen mehrere Anbieter gibt, nehmen die kleineren und neueren keine Rücksicht darauf, dass die Anlagen des Marktführers entwertet werden, wenn sie eine bessere oder neuartige Technik einsetzen. Neben dem Preiswettbewerb entwickelt sich ein Wettbewerb um die beste Technik, dem sich auch der Marktführer nicht verschließen kann. In Branchen, in denen es ein großes Potenzial für technische Neuerungen gibt, sind Monopole also langfristig sehr problematisch, auch wenn sie kurzfristig durch Nutzung von Größenvorteilen eine kostengünstigere Produktion erlauben.
    Monopolisten müssen sich nicht
anstrengen
    Eine Weisheit unter Ökonomen lautet: „Der schönste Monopolgewinn ist ein ruhiges Leben.“ Unternehmen, die im Wettbewerb stehen, müssen sich anstrengen, ihre Kunden zufriedenzustellen und sparsam zu wirtschaften. Ein Monopolist muss sich nicht um die Zufriedenheit seiner Kunden kümmern. Wenn in der Organisation etwas nicht rund läuft und es z. B. unnötig lange dauert, bis ein Telefonanschluss „beantragt“, „genehmigt“ und dann auch noch freigeschaltet ist, dann schadet das einem monopolistischen Telekommunikationsunternehmen kaum. Die Kunden kommen trotzdem, wenn sie keine andere Wahl haben. Ein Unternehmen im Wettbewerb wäre durch einen derartig nachlässigen Service in seiner Existenz gefährdet.
    Ein Monopolist muss auch weniger als ein im Wettbewerb stehendes Unternehmen darauf achten, nicht durch eine schlecht organisierte Produktion Geld zu verschwenden. Es verzichtet damit nur auf einen überdurchschnittlich hohen Gewinn, während ein im Wettbewerb stehendes Unternehmen dadurch seine Existenz gefährdet.
    Marktmacht treibt die Löhne
    Ã–konomen neigen dazu, die Bereitschaft von Monopolisten (und allgemein von Unternehmen mit Marktmacht), höhere Löhne zu bezahlen, ähnlich kritisch zu beurteilen wie die Verschwendung von Arbeitszeit oder Material oder die Produktion mangelhafter Waren und Leistungen. Aus der Perspektive des Aktionärs besteht hier zwar kein Unterschied, aus gesellschaftlicher Sicht aber sehr wohl. Denn was die Konsumenten mehr bezahlen müssen oder die Aktionäre weniger an Gewinn bekommen, haben die Arbeiter als Zubrot in der Lohntüte.
    Es ist typisch, dass Unternehmen, die aufgrund von Marktmacht einen überdurchschnittlichen Gewinn erzielen, ihre Mitarbeiter auch überdurchschnittlich gut bezahlen. Die höheren Löhne nur als Kostenfaktor zu betrachten, ist aus gesellschaftlicher Sicht falsch. Denn der Gewinn an Einkommen kommt Mitgliedern der Gesellschaft zugute und muss daher als Gegenposten in die Kalkulation einbezogen werden.
    Beispiel
    Wenn die Post oder ein städtisches Busunternehmen ihr Monopol verlieren und danach die Preise sinken, weil Briefträger und Busfahrer bei privaten Konkurrenten geringere Löhne erhalten, dann ist das aus gesellschaftlicher Sicht kein Vorteil, sondern eher ein Nachteil. Denn Busfahrer und Briefträger gehören ohnehin zu den Geringverdienern. Deren Löhne noch zu drücken erhöht nur die Einkommensungleichheit und schafft soziale Probleme, die dann auf andere Weise zu lösen sind.
    Monopol oder nicht?
    Das Potenzial für technischen Fortschritt ist von Branche zu Branche sehr unterschiedlich ausgeprägt. In der Telekommunikationsbranche ist es hoch. V. a. deshalb war die Abschaffung des staatlichen Monopols in dieser Branche ein sinnvoller Schritt.
    Als Gegenbeispiel eines Wirtschaftszweigs, in dem technischer Fortschritt kaum stattfindet, kann die Versicherungswirtschaft herhalten. Gleichzeitig sind die Größenvorteile dort recht ausgeprägt. Der größte Kostenblock eines Versicherers, die Verwaltung, wird pro verkaufte Versicherungspolice immer billiger, je mehr Policen verkauft werden. Die Größenvorteile sprechen also für ein Monopol. Kosten für Werbung, die wenig gesellschaftlichen Ertrag bringen, entfallen ganz, wenn es keinen Wettbewerb gibt. Die Sorge, dass technischer Fortschritt unterbleibt, wenn der Druck zur Umsetzung fehlt, muss man in dieser Branche kaum haben. Außerdem sind Erlöse und Kosten sehr transparent, was Regulierung leicht

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