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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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höflich und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Dann fuhr er fort, die Briefmarken zu betrachten. »Sie sind von ausgezeichneter Qualität«, sagte er. »Prägefrisch. Eine eindrucksvolle Sammlung.«
    Abby lächelte. »Vielen Dank.«
    »Und Sie wollen alles verkaufen?«
    »Ja.«
    »An welchen Preis hatten Sie gedacht?«
    »Der Katalogwert liegt bei etwas über vier Millionen Pfund«, erwiderte sie.
    »Ja, das kommt hin. Aber ich befürchte, niemand wird Ihnen den Katalogpreis zahlen. Wer diese Briefmarken kauft, möchte einen Gewinn damit machen. Zugegeben, je besser die Qualität der Marken, desto geringer die Gewinnspanne.«
    »Möchten Sie die Sammlung kaufen? Zu einem Sonderpreis?«
    »Könnten Sie mir bitte etwas genauer erklären, wie Sie in den Besitz der Marken gelangt sind? Gestern Abend haben Sie gesagt, Sie würden den Nachlass Ihrer Tante auflösen.«
    »Das ist richtig.«
    »In Sydney?«
    Sie nickte.
    »Wie hieß Ihre Tante?«
    »Anne Jennings.«
    »Können Sie mir irgendeine Besitzurkunde zeigen?«
    »Was benötigen Sie denn?«
    »Beispielsweise eine Kopie des Testaments. Vielleicht könnte der Anwalt Ihrer Tante sie mir zufaxen. Ich weiß nicht, wie spät es jetzt in Australien ist.« Er schaute auf die Uhr. »Wohl mitten in der Nacht. Er könnte es morgen erledigen.«
    »Wie viel würden Sie mir für die Sammlung bezahlen?«
    »Mit einer koscheren Besitzurkunde wäre ich bereit, zweieinhalb Millionen zu bieten.«
    »Und ohne? Bar auf die Hand, jetzt sofort?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bedauere, das ist nicht meine Art, Geschäfte zu machen.«
    »Man sagte mir, Sie seien der richtige Mann.«
    »Die Zeiten sind vorbei. Hören Sie zu, junge Dame, ich gebe Ihnen einen guten Rat. Teilen Sie die Sammlung auf. Sie ist zu groß. Man wird unweigerlich Fragen stellen. In Großbritannien gibt es einige gute Händler, auch im Ausland, denen Sie einzelne Sätze anbieten können. Feilschen Sie. Sie müssen die Preise nicht akzeptieren, wenn Sie Ihnen zu niedrig erscheinen. Verkaufen Sie sie ruhig über mehrere Jahre hinweg, dann wird niemand dumme Fragen stellen.«
    Beinahe ehrfürchtig sammelte er die Marken wieder ein und steckte sie in die Schutzhüllen.
    »Können Sie mir Händler hier in Großbritannien empfehlen?«, fragte Abby mutlos.
    »Lassen Sie mich überlegen.« Er nannte einige Namen, während er die Briefmarken wieder in den Polsterumschlag packte. Abby notierte sie. Dann fügte er hinzu, als wäre es ihm nachträglich eingefallen: »Natürlich wäre da noch jemand anders.«
    »Wer?«
    »Ich habe gehört, Chad Skeggs sei in der Stadt«, sagte er und schaute sie durchdringend an.
    Sie errötete unwillkürlich. Dann bat sie ihn, ihr ein Taxi zu rufen.
     
    *
     
    Hugo Hegarty begleitete Abby zur Tür. Zwischen ihnen herrschte plötzlich eisige Stille, und ihr fiel nichts anderes ein als ein hilfloses: „ »Es ist nicht so, wie Sie denken.«
    »Das ist es nie. Genau das ist ja das Problem mit Chad Skeggs«, konterte er.
    Als sie gegangen war, kehrte er umgehend in sein Arbeitszimmer zurück und rief Detective Sergeant Branson an, um ihm den Namen der Tante durchzugeben.
    Er hatte noch eine Rechnung mit Chad Skeggs offen. Und er würde alles tun, um sie zu begleichen.
    104
    OKTOBER 2007 Abby öffnete die Hintertür des Taxis und blickte düster die verregnete Dyke Road Avenue auf und ab. Die Begegnung mit Hugo Hegarty hatte sie sehr erschüttert.
    Der Wagen von British Telecom und das kleine blaue Auto parkten immer noch am Straßenrand. Sie stieg wieder ein und schloss die Tür.
    »Zum Grand Hotel?«, fragte die Fahrerin.
    Abby nickte. Sie hatte absichtlich eine falsche Adresse angegeben, als sie von Hegarty aus das Taxi rief. Niemand sollte wissen, wo sie wohnte. Lange würde sie ohnehin nicht im Hotel bleiben.
    Sie lehnte sich zurück und dachte nach. Noch immer kein Wort von Ricky. Dave hatte sich geirrt. Es war viel schwieriger, die Briefmarken zu verkaufen, als er behauptet hatte, und würde sehr viel länger dauern.
    Ihr Handy klingelte. Das Display zeigte die Nummer ihrer Mutter an. Ihr war ganz schlecht vor Angst, als sie das Telefon ans Ohr drückte und sich meldete.
    »Mum!«, sagte sie nur, da die Fahrerin mithören konnte.
    Ihre Mutter klang verwirrt und unglücklich und atmete in kurzen Stößen. »Bitte, Abby, bitte, ich brauche meine Medizin. Ich bekomme –«, sie hielt inne, atmete mühsam ein und keuchte. »Die Krämpfe. Ich – bitte – du hättest sie nicht nehmen sollen. Es

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