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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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hinein und horchte auf die Antwort. Der andere war viel größer, hatte Schultern wie ein Footballspieler mit Ausrüstung und ein aknenarbiges Gesicht, das zu sagen schien: Komm mir bloß nicht blöd, die ganze Scheiße ist schon blöd genug.
    »Entschuldigung, Sir«, sagte der große Polizist. »Sie können hier nicht weiter, wir brauchen den Platz.«
    »Ich habe eine geschäftliche Besprechung«, sagte Ronnie. »Ich – ich«, er deutete mit dem Finger, »ich muss nachsehen –«
    »Sie sollten besser einen neuen Termin vereinbaren. Ich glaube nicht, dass heute noch Besprechungen stattfinden.«
    »Die Sache ist die. Ich fliege morgen Abend zurück nach Großbritannien. Daher muss ich wirklich –«
    »Sir, Sie müssen akzeptieren, dass Ihre Besprechung nicht stattfinden und Ihr Flug abgesagt wird.«
    Dann bebte der Boden aufs Neue. Ein furchtbares Krachen ertönte. Die Polizisten drehten sich gleichzeitig um und schauten nach oben. Hoch zur silbergrauen Wand des Nordturms. Sie bewegte sich.
    27
    OKTOBER 2007 Der Aufzug bewegte sich. Abby spürte, wie der Boden gegen ihre Füße drückte. Er fuhr ruckartig nach oben, wie von Hand gezogen. Hielt abrupt an. Sie hörte einen Rums, dann schwappte Flüssigkeit über den Boden.
    Scheiße.
    Der Stiefel war umgefallen. Der Latrinenstiefel.
    Der Aufzug schwankte, als hätte man ihm einen starken Schubs versetzt, und prallte gegen die Wand des Schachtes. Sie taumelte gegen eine Aufzugwand und fiel auf den nassen Boden. Gott im Himmel.
    Etwas hämmerte mit ungeheurer Wucht aufs Dach. Der Knall hallte in ihren Ohren wider. Noch einer. Und noch einer. Sie versuchte sich aufzurappeln, doch der Aufzug prallte so hart gegen den Schacht, dass die stählernen Wände erzitterten. Er neigte sich, bis Abby umfiel.
    Wieder ein Knall auf dem Dach.
    Mein Gott, nein.
    War er etwa dort oben? Ricky? Versuchte er, die Decke einzuschlagen, um zu ihr zu gelangen?
    Wieder hob sich der Aufzug ein wenig und schwang wild hin und her. Sie wimmerte vor Entsetzen. Holte ihr Handy heraus, drückte eine Taste. Das Licht ging an, und sie konnte eine kleine Delle in der Decke erkennen.
    Wieder ein Knall, die Delle wurde größer. Staubflocken taumelten wirr durch die Luft.
    Die Schläge kamen jetzt immer schneller.

Dann herrschte Stille. Eine beklemmende Stille. Jetzt erklang ein anderes Geräusch. Ein dumpfes Pochen. Ihr Herz. Bumm … bumm … bumm. Das Blut dröhnte in ihren Ohren, als ob ein stürmischer Ozean in ihrem Inneren rauschte.
    Die Handybeleuchtung ging aus. Abby schaltete sie wieder ein.
    Überlegte fieberhaft. Was könnte sie als Waffe benutzen, wenn er durch die Decke käme? Sie hatte eine Dose Pfefferspray in der Tasche, aber das würde ihn nur vorübergehend aufhalten – vielleicht ein paar Minuten, wenn sie seine Augen erwischte. Sie brauchte etwas, um ihn niederzuschlagen.
    Ihr blieb nur der Stiefel. Sie hob ihn auf, berührte das weiche, nasse Leder und den Blockabsatz. Er fühlte sich beruhigend hart an. Sie konnte den Stiefel hinter dem Rücken verbergen und warten, bis sie sein Gesicht vor sich hatte. Ausholen, ihn überraschen.
    Fragen schwirrten durch ihr Gehirn. Wusste er, dass sie hier drin war? Hatte er ihr im Treppenhaus etwa aufgelauert, gesehen, wie sie einstieg, und den Aufzug angehalten?
    Nichts war zu hören bis auf ihren Herzschlag. Wie ein Boxhandschuh, der gegen einen Sandsack hämmerte.
    Der Zorn verdrängte einen Moment lang die Angst.
    Sie war so verdammt nah dran!
    So verlockend nahe an der Erfüllung ihrer Träume!
    Ich muss hier raus. Ich muss hier irgendwie raus!
    Plötzlich bewegte sich der Aufzug langsam nach oben, bevor er mit einem scharfen Ruck anhielt.
    Metall schabte knirschend über Metall.
    Dann drang die Spitze eines Brecheisens durch den Türspalt.
    28
    SEPTEMBER 2007 Die Winde knirschte ohrenbetäubend. Der Dieselmotor des Abschleppwagens knatterte im Leerlauf.
    Lisa kämpfte mit einem ganzen Fliegenschwarm. »Verpisst euch!«, brüllte sie. »Haut doch einfach ab!«
    Das Knattern wurde zu einem Dröhnen, als der Fahrer des Wagens Gas gab und die stählerne Trosse sich spannte.
    Sie wartete neugierig, was als Nächstes passieren würde. Wollte herausfinden, was der Wagen im Fluss zu suchen hatte. Niemand fuhr einfach über einen Feldweg und landete zufällig in einem Fluss, hatte MJ gesagt und hinzugefügt: »Nicht mal eine Frau.« Daraufhin hatte sie ihm vors Schienbein getreten.
    Einer der örtlichen Polizisten aus Geelong, ein kleiner, ruhiger

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