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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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packen«, bemerkte er. »Richtig schön ordentlich.« Dann wurde seine Stimme bitter. »Ich nehme an, du hast eine Menge Erfahrung im Kofferpacken und Weglaufen gesammelt.«
    Wieder bohrten sich seine grauen Augen in ihre. Und sie las etwas darin, das sie nie zuvor gesehen hatte, etwas völlig Neues. Dunkelheit, eine tiefe Dunkelheit. Als wäre seine Seele tot.
    Er fing an, den Koffer Stück für Stück auszupacken. Zuerst einen warmen Strickpullover, der gefaltet auf ihrem Kulturbeutel und den Waschsachen lag. Er überprüfte ihn sorgfältig, drehte ihn von innen nach außen und warf ihn dann achtlos über die Schulter.
    Sie musste dringend pinkeln, wollte sich aber nicht vor ihm demütigen. Auch ihre Angst sollte er nicht bemerken. Sie schaute ihn einfach weiter an.
    Ricky ließ sich Zeit, packte die Sachen mit einer qualvollen Langsamkeit aus. Als spürte er, wie dringend sie pinkeln musste.
    Seine Uhr verriet ihr, dass er sich fast zwanzig Minuten nahm, um den gesamten Koffer auszupacken. Der Reiseföhn schlitterte über den Boden und prallte gegen die Sockelleiste.
    Die ganze Zeit lang versuchte sie sich zu bewegen, doch die Fesseln gaben einfach nicht nach. Keinen Millimeter. Ihre Handgelenke und Knöchel taten höllisch weh. Ihr Hintern war taub, und sie musste die Knie zusammenpressen, um nicht zu pinkeln.
    Wortlos schob er den Koffer beiseite und verschwand im Flur. Abby hatte furchtbaren Durst, aber das war ihr geringstes Problem. Sie musste sich befreien. Aber wie?
    Sie pinkelte. Immerhin war diese Stelle nicht zugeklebt. Es tat gut. Sie war erschöpft, ihr Kopf hämmerte, doch nun konnte sie ein bisschen klarer denken.
    Wenn sie ihn dazu brachte, das Klebeband zu entfernen, könnte sie wenigstens mit ihm reden und an seine Vernunft appellieren.
    Vielleicht sogar einen Deal machen.
    Ricky war Geschäftsmann.
    Er kam wieder zurück. In einer Hand ein Glas Whisky mit Eis, in der anderen eine Zigarette. Der Geruch machte sie verrückt. Was hätte sie für einen Schluck und einen Zug gegeben!
    Er ließ die Eiswürfel klirren, dann zuckten seine Nasenflügel. Er trat vor und griff hinter sie. Betätigte die Spülung. Kaltes Wasser spritzte ihr gegen den Po.
    »Dreckstück«, sagte er. »Du solltest abspülen, wenn du auf der Toilette warst. Du spülst doch auch andere Leute gerne im Klo runter.« Er schnippte Asche auf den Boden. »Nette Bude hast du hier. Sollte man von der Straße gar nicht meinen.« Er hielt inne und dachte nach. »Andererseits sieht mein Lieferwagen von hier oben wohl auch nicht so toll aus.«
    Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Meinte er damit etwa den alten weißen Lieferwagen, der immer an derselben Stelle parkte?
    Abby sah ihn flehend an, doch er blickte nur spöttisch zurück, trank noch einen Schluck Whisky, rauchte die Zigarette bis zum Filter und trat sie auf dem Boden aus.
    »So, Abby, jetzt werden wir uns mal ein bisschen unterhalten. Es geht ganz einfach. Ich stelle dir Fragen, und du bewegst die Augen: rechts für ja, links für nein. Verstanden?«
    Sie wollte den Kopf schütteln, doch es ging nicht. Einen Millimeter nach links und rechts, mehr war nicht drin.
    »Nein, Abby, du hast mir nicht richtig zugehört. Ich sagte, du sollst die Augen bewegen, nicht deinen Kopf. Zeige mir, dass du das kapiert hast.«
    Sie zögerte, dann wanderten ihre Augen nach rechts.
    »Braves Mädchen!«, sagte er, als lobe er einen jungen Hund. » Ganz braves Mädchen!«
    Ricky stellte das Glas ab und steckte sich die nächste Zigarette zwischen die Lippen. Dann ließ er wieder die Eiswürfel klirren. »Prima Whisky. Single Malt. Ganz schön teuer. Aber Geld dürfte ja kein Problem für dich sein, oder?«
    Er kniete sich hin, bis sie auf Augenhöhe waren, und näherte sich langsam ihrem Gesicht, bis sie nur Zentimeter voneinander entfernt waren. »Geld ist doch kein Problem für dich, oder?«
    Er stand auf. »Die Sache ist die, Abby. Kaum jemand weiß, dass du hier bist. Eigentlich niemand außer mir. Also wird dich auch keiner vermissen. Keiner wird nach dir suchen.« Er trank einen Schluck. »Schöne Dusche. Die haben keine Kosten gescheut. Du möchtest sie sicher genießen. Nun ja, ich bin von Natur aus fair.«
    Wieder ließ er die Eiswürfel klirren und schaute in das Glas. Einen Augenblick lang glaubte Abby, er wolle ihr tatsächlich einen Deal vorschlagen.
    »Hier nun mein Angebot. Entweder tu ich dir weh, bis du mir alles zurückgibst, oder du gibst es mir einfach so zurück.« Er lächelte

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