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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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ihnen nie und nimmer den Wagen weggenommen. Er hätte mit den Leuten etwas ausgehandelt, Bargeld aufgetrieben oder ihnen einfach den Hals umgedreht.
    Zum tausendsten Mal wählte sie seine Nummer. Wieder die Mailbox. Nicht seine Stimme, sondern eine fremde, die verkündete, die Nummer sei leider nicht zu erreichen und sie solle eine Nachricht hinterlassen.
    Sie hängte ein, trank von ihrem Tee, zündete die Zigarette an und hustete. Ein heftiger, tief sitzender Husten, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Im Fernsehen sah man jetzt rauchende Trümmer, die Skelette der Wände, die ganze apokalyptische Szenerie, die bis gestern Morgen das World Trade Center gewesen war. Lorraine versuchte zu erkennen, wo einmal der Südturm gewesen war, und fragte sich, wann und wie Ronnie dort hinausgekommen sein mochte. Jetzt sah man die Nahaufnahme eines Feuerwehrmanns mit Schutzmaske, der über rutschendes, rauchendes Mauerwerk stolperte, dann eine Betonplatte, an die dreißig Meter lang, die auf einen Streifenwagen gestürzt war und ihn völlig zerstört hatte.
    Es klingelte an der Tür. Lorraine erstarrte. Dann folgte ein heftiges Klopfen.
    Scheiße. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
    Sie schlich nach oben ins vordere Schlafzimmer, das Ronnie benutzte, und spähte hinaus. Ein blauer Lieferwagen parkte quer vor der Einfahrt, zwei bullige Männer warteten vor der Haustür. Einer hatte den Kopf rasiert und trug Parka und Jeans; der andere hatte kurzes Haar und einen großen goldenen Ohrring. Er hielt ein Dokument in der Hand.
    Sie rührte sich nicht, hielt beinahe die Luft an. Wieder das energische Klopfen an der Tür. Es klingelte noch zweimal. Dann endlich fuhr der Lieferwagen davon.
    62
    OKTOBER 2007 Wichser !
    Cassian Pewe war erst seit wenigen Tagen in Sussex House, doch Tony Case, der Leiter der Haushaltsabteilung, hatte ganze drei Minuten gebraucht, um sich seine Meinung zu bilden.
    Case, selbst ehemaliger Polizist, verwaltete dieses Gebäude und drei weitere in Littlehampton, Horsham und Eastbourne, in denen die Soko-Zentralen untergebracht waren. Er war unter anderem dafür verantwortlich, Risikobewertungen für Razzien durchzuführen, Budgets für die Ausrüstung aufzustellen, auf die Einhaltung allgemeiner Vorschriften zu achten und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter alles hatten, was sie benötigten.
    Beispielsweise Bilderhaken.
    »Schauen Sie«, sagte Pewe, als hätte er es mit einem Schwachsinnigen zu tun, »ich hätte diesen Bilderhaken gerne acht Zentimeter weiter rechts und fünfzehn Zentimeter höher. Verstanden? Dieser hier sollte genau zwanzig Zentimeter höher sein. Verstanden? Sie schreiben ja gar nicht mit.«
    »Vielleicht könnte ich Ihnen ein paar Haken, einen Hammer und ein Lineal bringen, und Sie hängen den ganzen Kram selbst auf«, schlug Case vor. Das machte jeder so, der Chief Superintendent eingeschlossen.
    Pewe hatte die Anzugjacke über den Stuhl gehängt. Er stolzierte im Raum umher, die Daumen in die roten Hosenträger gehakt und ließ sie gegen die weiße Hemdbrust schnippen. »Ich bin kein Heimwerker«, erklärte er. »Für so etwas habe ich keine Zeit. Sie müssen doch irgendjemanden haben, der sich gewöhnlich darum kümmert.«
    »Ja«, erklärte Tony Case. »Mich.«
    Pewe schaute aus dem Fenster auf das düstere Untersuchungsgefängnis. Der Regen ließ allmählich nach. »Was für eine Aussicht«, stöhnte er.
    »Detective Superintendent Grace war immer ganz zufrieden damit.«
    Pewes Gesicht verfärbte sich eigenartig, als hätte er etwas gegessen, gegen das er allergisch war. »Das hier war sein Büro?«
    »Ja.«
    »Die Aussicht ist wirklich lausig.«
    »Vielleicht bitten Sie ACC Vosper, das Untersuchungsgefängnis für Sie abzureißen.«
    »Sehr witzig.«
    »Witzig? So war das nicht gemeint. Ich bin im Dienst. Hier geht es nicht um Witze, sondern um ernsthafte Polizeiarbeit. Ich hole den Hammer – sofern ihn niemand geklaut hat.«
    »Was ist mit meinen Assistenten? Ich habe zwei DCs angefordert. Wo sollen die sitzen?«
    »Von zwei Assistenten weiß ich nichts.«
    »Jedenfalls brauche ich Platz für sie. Sie müssen in meiner Nähe sitzen.«
    »Ich könnte Ihnen einen kleineren Schreibtisch besorgen. Dann können die beiden Ihnen hier drinnen Gesellschaft leisten.« Mit diesen Worten verließ Case das Zimmer.
    Pewe war sich nicht sicher, ob der Mann nur scherzte. Das Telefon riss ihn aus seinen Überlegungen. »Detective Superintendent Pewe«, meldete er sich wichtig.
    Die

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