So heissbluetig kuesst nur einer
letzten Lehrgänge. Sie vermitteln innerhalb weniger Minuten einen guten Eindruck, worum es uns geht.“
Lena ging nicht darauf ein. „Wann soll der Lehrgang stattfinden?“
„Nächste Woche.“
Verblüfft musterte sie ihn. Für so unorganisiert hätte sie ihn gar nicht gehalten. „Schiebst du immer alles bis zur letzten Minute vor dir her?“
Er fing ihren Blick auf. „Leider ist der eigentlich vorgesehene Veranstaltungsort vergangenes Wochenende einem Feuer zum Opfer gefallen. Daher werfe ich mich dir zu Füßen und bitte um Hilfe.“
Sie musste sich das Lachen verkneifen. Seth zu ihren Füßen? Ja, klar!
„Ich darf mich aber nicht von persönlichen …“ Sie suchte nach einem passenden Wort. „… Beziehungen beeinflussen lassen.“
„Das verstehe ich. Aber nur weil unser Verhältnis schwierig ist, wirst du den Jugendlichen diese Chance doch nicht verwehren, oder? Außerdem ist unser Verhältnis ja gar nicht schwierig.“
Lena senkte den Blick. Sie war tief enttäuscht, dass er nicht um ihrer selbst willen zu ihr gekommen war. Aber wieso hätte er das tun sollen? Schließlich hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass es zwischen ihnen aus war. Trotzdem zerriss es ihr jetzt fast das Herz.
„Es wäre gute PR für die Mannschaft, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, oder?“, fragte Seth.
„Die Spieler engagieren sich ständig für wohltätige Projekte“, erklärte Lena kühl. „Sie haben keine PR nötig. Aber du vielleicht.“
„Ich tauche weder auf den Fotos auf noch im Film. Und mein Firmenzeichen auch nicht.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Ich verabscheue den Medienrummel und setze mich nur unter der Voraussetzung für das Projekt ein, dass mein Name strikt herausgehalten wird.“
Verflixt! Lena fühlte sich in die Ecke gedrängt.
„Ich habe mit Dion gesprochen. Er hat nichts dagegen, dass wir uns im Stadion aufhalten, meinte aber, du wärst diejenige, die darüber entscheidet, ob die Mannschaft eingebunden werden kann.“
„Das ist ein Irrtum. Das ist Sache des Managements.“
Seth lehnte sich entspannt zurück. Offenbar genoss er das Katz-und-Maus-Spiel mit ihr. „Dion behauptet, du wärst der Schlüssel. Wenn wir dich auf unserer Seite haben, kann nichts mehr schiefgehen.“
Hatte er deshalb die Nacht mit ihr verbracht? Wollte er sie mit Sex auf seine Seite ziehen? Lena war außer sich.
„So einfach ist das nicht.“ Jetzt hatte sie den Eispanzer angelegt, der sie achtzehn Monate lang geschützt hatte. „Ich werde mit meinen Vorgesetzten reden, kann aber nichts versprechen.“ Sie stand auf, zum Zeichen, dass das Gespräch damit für sie beendet war.
„Natürlich nicht.“ Auch Seth erhob sich.
Wortlos begleitete sie ihn zur Tür.
„Du brauchst mich nicht zum Fahrstuhl zu bringen. Ich weiß, dass du viel zu tun hast.“ Seth schenkte ihr sein – viel zu vertrautes – sexy Lächeln.
Herausfordernd hob sie das Kinn. „Die Zeit nehme ich mir.“
Zögernd blieb er an der Tür stehen. „Lena? Eins musst du noch wissen: Ich prostituiere mich nicht.“ Er kam näher und flüsterte ihr vertraulich ins Ohr: „Auch nicht für den guten Zweck.“
Sie konnte sich nicht bewegen.
„Was gestern zwischen uns geschehen ist, geht nur uns beide etwas an und hat nichts hiermit zu tun.“
„Was gestern passiert ist, ist vorbei“, beschied sie ihn kurz.
„Glaubst du das wirklich?“ Sein zärtlicher Blick fühlte sich wie eine Liebkosung an. „Wem willst du das einreden? Dir oder mir?“
Diese Arroganz würde sie ihm schon austreiben!
„Falls es dir noch nicht bewusst sein sollte: Du kannst mich jederzeit wieder einladen, mich bei dir satt zu essen.“
Hatte sie sich verhört? Nein! Seine krude Ausdrucksweise trieb ihr Schamesröte in die Wangen, ebenso wie der Wahrheitsgehalt seiner Worte, denn sie hatte ihn tatsächlich eingeladen, sie überall zu schmecken. Wirklich überall …
Und sie selbst hatte noch den Geschmack seiner Haut auf der Zunge.
Es kostete Lena große Selbstbeherrschung, seiner animalischen Anziehungskraft zu widerstehen. Und seinem Humor. Seths Augen sprühten geradezu vor Vergnügen.
Als Lena bemerkte, dass sie ihn atemlos anstarrte, riss sie sich energisch zusammen, kehrte an ihren Schreibtisch zurück und griff mit bebender Hand nach dem USB-Stick, um sich abzulenken. „Ich melde mich bei dir, wenn ich mir das Material angesehen habe.“
„Hier ist meine Karte.“ Er blieb an der Tür stehen und hielt Lena eine Visitenkarte
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