So hell wie der Mond
gedacht.« Grinsend nagte sie an Byrons Ohr. »Wir wollten später noch rüberkommen und uns bei euch zum Essen einladen. Ich habe Neuigkeiten für euch, dass ich – was?«
Sie verstummte, und die Hand, die sie angehoben hatte, um Byron durchs Haar zu fahren, sank wieder herab. »Wann? Im – ja. Um Himmels willen. Okay, wir sind sofort da. Sind schon unterwegs. Es geht um Margo«, Sagte sie und legte mit zitternden Händen den Hörer auf. »Josh hat sie gerade ins Krankenhaus gebracht.«
»Das Baby?« fragte er.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Für das Baby ist es noch zu früh. Sie hatte Schmerzen und leichte Blutungen. O Gott, Byron!«
»Komm.« Er packte ihre Hand. »Fahren wir los.«
17
Sie war dankbar, dass Byron fuhr. Egal, wie sehr sie sich auch um Gelassenheit bemühte, zitterten ihre Hände völlig unkontrollierbar. Vor ihrem geistigen Auge blitzten Bilder von Margo auf.
Bilder von ihnen als Kindern, wie sie am Rand der Klippen gesessen und für Seraphina Blumen ins Meer geworfen hatten. Margo, wie sie in ihrem ersten Büstenhalter in ihrem Schlafzimmer herumstolziert war, selbstzufrieden und wohlgerundet, während Kate und Laura sie neidisch begutachteten. Margo, wie sie Kate vor dem Abschlußball der High School die Haare aufgedreht hatte und ihr dann – für alle Fälle – ein Kondom in die Tasche hatte gleiten lassen.
Margo bei ihrem ersten Besuch zu Hause, nachdem sie nach Hollywood durchgebrannt war, um ein Star zu werden. So elegant und wunderschön. Margo in Paris, als sie Kate dazu überredet hatte, herüberzukommen und sich die Welt anzusehen, wie sie ihrer Meinung nach sein sollte.
Margo in Templeton House – immer wieder in Templeton House.
Voller Verzweiflung, weil ihre Welt zusammengebrochen war, voller Zorn, wenn eine ihrer Freundinnen litt. Voller Entschlossenheit, Kampfgeist und Mut, als sie ihr Leben wieder aufgebaut hatte.
Als Braut, wie sie durch das Kirchenschiff auf ihren Bräutigam zugeschritten war, geradezu unverschämt schön in Kilometer weißen Satins und französischer Spitze gehüllt. Schluchzend, als sie in den Laden gestürzt kam, um zu verkünden, dass sie nicht die Grippe hatte, sondern schwanger war. Abermals schluchzend, als sie anfing zu spüren, dass das Baby in ihr wuchs. Voller Begeisterung für die winzigen Kleidungsstücke, die ihre Mutter bereits auf der Nähmaschine anfertigte. Voller Stolz auf ihren dicken Bauch, strahlend, wenn eine Wölbung entstand, weil das Baby strampelte.
Margo, leidenschaftlich, impulsiv und so glücklich bei der Vorstellung, dass sie ein Kind bekam.
Das Kind. Kate kniff die Augen zu. Allmächtiger, das Kind!
»Sie will nicht wissen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird«, murmelte sie. »Sie hat gesagt, dass sie sich überraschen lassen will. Aber Namen haben sie schon ausgesucht. Falls es ein Mädchen wird, Suzanna, nach Tante Susie und Annie, und John Thomas, falls es ein Junge wird, nach Margos Vater und Onkel Tommy. Oh, Byron, was, wenn …«
»Denk einfach nicht darüber nach. Halt durch. Gleich wissen wir mehr.« Er ließ die Schaltung langsam los, um ihr ermutigend die Hand zu drücken.
»Ich versuche es ja.« Noch während sie alles tat, sich zusammenzureißen, bog er bereits zu dem Parkplatz vor dem großen weißen Gebäude ab. »Beeilen wir uns.«
Als sie den Eingang erreicht hatten, wurde sie plötzlich kreidebleich. Byron blieb stehen und sah sie an. »Ich kann auch alleine reingehen und mich erkundigen, wie es ihr geht. Warte doch hier, wenn es dir lieber ist.«
»Nein, ich muss mit. Ich schaffe es schon.«
»Das weiß ich!« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.
Margo war auf der Entbindungsstation. Als sie den Korridor hinunterrannte, verdrängte Kate die Geräusche und Gerüche, die besagten, dass sie sich in einem Krankenhaus befand. Wenigstens rief dieser Teil der Klinik vertraute und schöne Erinnerungen in ihr wach. Hier hatte Laura ihre Babys auf die Welt gebracht. Bei der Erinnerung an die Hektik und Aufregung, die mit den Entbindungen verbunden gewesen waren, an ihr Dabeisein, wie sich neues Leben seinen Weg in die Welt erkämpft hatte, nahm Kates Panik ein wenig ab.
Sie musste sich vor Augen halten, dass sich dieser Ort dem Leben und nicht dem Tode widmete.
Lauras Gesicht war das erste, was sie sah.
»Ich habe nach dir Ausschau gehalten.« Erleichtert schlang Laura ihr die Arme um den Hals. »Sie sind alle drüben im Wartezimmer. Josh ist bei Margo.«
»Geht es ihr
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