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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Erinnerung an ihre eigenen Wehen strich Laura Margo behutsam über den Bauch. »Aber nicht für irgendwelche Schuldzuweisungen. Du hast immer gut auf dich und das Baby aufgepaßt.«
    »Und die Situation geradezu schamlos ausgenutzt!« Kate zog eine Braue hoch. »Wie oft hast du mich im Laden die Treppe rauf und runter gejagt, weil du schwanger warst und ich nicht?« Am liebsten hätte sie geweint, aber das täte sie besser nachher, wenn sie alleine war. »Und dann noch diese abartigen Gelüste an den Nachmittagen, derentwegen ich ständig rüber zur Fisherman’s Wharf rennen durfte, nur weil dir nach gefrorenem Erdbeerjoghurt mit Schokoladensauce zumute war. Meinst du etwa, ich hätte dir abgekauft, dass schuld daran einzig deine Schwangerschaft war?«
    »Immerhin hast du den Joghurt angeschleppt«, stellte Margo ungerührt fest. »Und da du gerade davon sprichst – ein Joghurt mit Schokoladensauce wäre auch jetzt nicht das Schlechteste.«
    »Vergiß es. Im Augenblick kriegst du höchstens einen Schluck Wasser, wenn du willst.«
    »Dies werde ich richtig machen.« Margo holte tief Luft. »Natürlich sorgen sich der Doktor und Josh – genau wie Mum. Aber ich schaffe es. Ihr wißt, dass ich es kann.«
    »Natürlich wissen wir das«, murmelte Laura. »Außerdem hat dieses Krankenhaus eine der besten Entbindungsstationen im ganzen Land. Sie kennen sich hervorragend mit Frühgeburten aus. Ich war in dem Komitee, das Spenden für neue Geräte gesammelt hat, erinnert ihr euch noch?«
    »Wie sollte ich mich an all die Komitees erinnern, in denen du tätig bist?« fragte Kate in bissigem Ton. »Du wirst deine Sache gut machen, Margo. Niemand kriegt Dinge, die er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, besser hin als du.«
    »Ich will dieses Baby. Erst dachte ich, wenn ich es nur stark genug will, brächte ich die Wehen dazu, dass sie aufhören; aber ganz offensichtlich ist das Baby bereits jetzt ebenso dickschädelig wie ich. Es wird heute kommen.« Ihre Lippen zitterten. »Dabei ist es noch so klein.«
    »Und zäh«, fügte Kate hinzu.
    »Ja.« Margo sah sie mit einem echten Lächeln an. »Und zäh. Der Arzt hofft immer noch, dass er die Wehen stoppen kann, aber das wird nicht passieren. Ich weiß, dass das Baby heute kommt. Verstehst du das?« fragte sie an Laura gewandt.
    »Absolut.«
    »Und er stellte sich wegen der Entbindung ziemlich an. Er hat gesagt, dass er nur Josh erlauben wird, dabei zu sein. Dabei wollte ich auch euch dabei haben. Euch beide. Ich hatte immer diese Vorstellung von einem großen, lärmenden, lasziven Fest.«
    »Das veranstalten wir einfach hinterher.« Kate beugte sich vor und gab Margo einen Kuß. »Versprochen.«
    »Okay, okay.« Margo schloss die Augen, als sie mit der nächsten Wehe rang.
    »Sie ist stark«, sagte Laura zu Kate, als sie wieder in den Flur hinaustraten.
    »Ich weiß. Aber es gefällt mir nicht zu sehen, dass sie sich fürchtet.«
    »Wenn die Infusion die Wehen nicht stoppt, wird sie bald viel zu beschäftigt sein, um noch Angst zu haben. Außer Warten können wir nichts für sie tun.«
    Und sie warteten, eine Stunde um die andere. Rastlos ging Kate im Wartezimmer auf und ab, trat immer wieder in den Korridor hinaus, um die Schwestern mit Fragen nach Margos Befinden zu belästigen, trank viel zuviel Kaffee.
    »Hier, iß«, wies Byron sie an und reichte ihr ein Brot.
    »Was ist das?«
    »Wenn man ein Sandwich aus einem Automaten zieht, stellt man besser keine Fragen, sondern beißt einfach rein.«
    »Okay.« Sie nahm einen Bissen und meinte, dass es sich vielleicht um etwas Ähnliches wie Geflügelsalat handelte. »Es dauert so lange«, seufzte sie.
    »Gerade mal drei Stunden«, stellte er sachlich fest. »Und Wunder brauchen eben ihre Zeit.«
    »Ich nehme an, da hast du recht.« Um die sicher notwendige Energie zu tanken, biß sie ein zweites Mal in das schlabberige Brot. »Wir sollten bei ihr sein. Es wäre besser, wenn wir bei ihr wären.«
    »Den meisten Menschen fällt das Warten schwer. Und einigen noch schwerer als anderen.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Wir könnten einen Spaziergang machen, dann wärst du eine Zeitlang hier heraus.«
    »Nein, ist schon in Ordnung.« Verdammt, das müsste es! »Statt darüber nachzudenken, wo ich bin, konzentriere ich mich einfach darauf, wie es Margo geht. Phobien sind etwas so …«
    »Menschliches ?«
    »Dämliches«, erklärte sie. »Damals, das war eine schreckliche Nacht für mich. Eine schrecklichere Nacht

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