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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hätten, wäre das nie passiert.« »Aber so ist’s besser, denke ich. Es ist nicht gesund, wenn man seine Gefühle unterdrückt.« Automatisch küsste er sie auf den Kopf, ehe er sie auf Armeslänge von sich schob und ihr Gesicht betrachtete.
    Weshalb es ihm – nass, fleckig und mit Wimperntusche verschmiert – gefiel, wusste er beim besten Willen nicht. Aber er verspürte den beinahe übermächtigen Drang, ihren weichen, traurigen Mund zu küssen und sie, weniger tröstend als vielmehr begehrlich, abermals an seine Brust zu ziehen.
    Keine gute Idee, warnte er sich und fragte sich, wie ein Mann angesichts einer derart erregenden Traurigkeit die Rolle des Beichtvaters spielen konnte.
    »Nicht, dass Sie unbedingt besser aussehen als zuvor.« Er nahm das Taschentuch, das sie in ihrer Faust zusammengeknüllt hatte, und fuhr ihr damit übers Gesicht. »Aber ich denke, es geht Ihnen soweit besser, dass Sie mir endlich erzählen können, was geschehen ist.«
    »Mit Ihnen hat es nichts zu tun.«
    »Was ist es dann?«
    Beinahe hätte sie erneut geschluchzt, und so platzte sie, ehe es dazu kam, eilig mit einem ›Man hat mich gefeuert‹ heraus.
    Ruhig zupfte er weiter an ihrem Gesicht herum. »Warum?«
    »Sie denken …« Ihre Stimme brach. »Sie denken, ich …«
    »Atmen Sie ruhig ein«, empfahl er ihr. »Und dann sagen Sie es möglichst schnell.«
    »Sie denken, ich hätte meinen Klienten Geld gestohlen. Veruntreut. Fünfundsiebzigtausend Dollar, um genau zu sein.«
    Ohne ihr Gesicht auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen, schob er das ruinierte Taschentuch in seine Jackentasche zurück. »Warum?«
    »Weil – weil es doppelte 1040er-Formulare gibt, weil Geld fehlt und weil es meine Klienten sind.«
    Und weil mein Vater – weil mein Vater … Aber das brachte sie beim besten Willen nicht heraus.
    Immer wieder von Schluchzern unterbrochen brabbelte sie von dem Gespräch mit den Partnern, zu dem sie am späten Nachmittag gebeten worden war. Einem Großteil ihrer Erzählung fehlte der Zusammenhang, einiges wiederholte sie, anderes ließ sie aus – aber er hörte nickend zu.
    »Ich habe das Geld nicht genommen.« Sie atmete zitternd aus. »Sicher glauben Sie mir nicht, aber…«
    »Natürlich tue ich das.«
    Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Warum?«
    Er lehnte sich ein wenig zurück, zog ein Zigarillo aus der Tasche und zündete es an. »In dem Bereich, in dem ich arbeite, bekommt man ein Gespür für Menschen. Sie kennen ja das Hotelgeschäft, Sie wissen, wie es ist. Immer wieder muss man innerhalb weniger Minuten entscheiden, ob ein Gast oder ein Angestellter ehrlich ist. Und dabei kommt es darauf an, sich nicht zu irren.« Er stieß eine Rauchwolke aus. »Und bei Ihnen, Katherine, habe ich bereits nach fünf Minuten gewusst, dass Ihnen Ihre Integrität über alles geht.«
    Auch wenn sie immer noch keuchte, hatte sich ein Teil ihrer Panik gelegt. »Das weiß ich zu schätzen. Vielen Dank.«
    »Ich habe den Eindruck, als hätten Sie es in Ihrer Firma mit einem Haufen kurzsichtiger Idioten zu tun.«
    Sie sah ihn an. »Sie sind alle hervorragende Steuersachverständige.«
    »Da haben wir’s.« Lächelnd fuhr er mit einem Finger über ihre Wange, als sie ihn zornig anfunkelte. »Endlich blitzen diese großen braunen Augen wieder! So ist es besser. Und, wollen Sie das alles wehrlos hinnehmen?«
    Sie straffte die Schultern und richtete sich auf. »Im Augenblick kann ich einfach noch nicht darüber nachdenken, was ich machen soll. Ich weiß nur, dass ich nicht einmal dann wieder für Bittie arbeiten würde, wenn sie auf Händen und Knien durch ein Meer von Glasscherben angekrochen kämen.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich meine, irgend jemand hat Gelder veruntreut und es Ihnen in die Schuhe geschoben. Was wollen Sie dagegen tun?«
    »Das ist mir egal.«
    »Egal?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich Ihnen nicht. Die Katherine Powell, die ich kenne, ist eine kämpferische Person.«
    »Wie gesagt, es ist sinnlos.« Wieder wurde ihre Stimme wackelig. Wenn sie kämpfte, nachforschte und allzu große Forderungen stellte, kämen sie vielleicht dahinter, dass ihr Vater ein Dieb gewesen war. Dann würde alles noch viel schlimmer als bisher. »Ich kann sowieso nichts tun.«
    »Sie sind doch eine intelligente Frau«, sagte er beinahe vorwurfsvoll.
    »Im Augenblick kommt es mir nicht so vor.« Sie hob eine Hand an ihren schmerzenden Kopf. »Mehr können sie gegen mich nicht unternehmen. Ich habe das

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