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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ein wenig die Aussicht genossen«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Stimmt – genug Aussicht für zwei! Ich habe Ihren Wagen gesehen und …« Als er ihr Gesicht erblickte, merkte er, dass sie geweint hatte. Schon immer verspürte er angesichts der Tränen einer Frau das dringende Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass sie trockneten. »Schlimmen Tag gehabt?« murmelte er und reichte ihr ein Taschentuch.
    »Das ist nur der Wind.«
    »So windig ist es nun auch wieder nicht.«
    »Ich wünschte mir, Sie würden gehen.«
    »Für gewöhnlich bin ich stets bemüht, zu tun, was eine Frau von mir verlangt. Da es in Ihrem Fall allerdings anders liegt, setzen Sie sich doch vielleicht einfach hin und erzählen mir, was vorgefallen ist.« Er nahm ihren Arm und stellte fest, dass sie angespannter war als je zuvor in seiner Gegenwart. »Betrachten Sie mich einfach als eine Art Beichtvater«, schlug er vor und zog sie neben sich. »Ich wollte tatsächlich Priester werden, als ich klein war.«
    »Um wirklich originell zu antworten: ach, nein!«
    »Doch, wirklich. Damals muss ich so ungefähr elf gewesen sein. Dann allerdings kam die Pubertät, und ich habe es mir anders überlegt.«
    Sie versuchte vergeblich, sich von ihm loszumachen und aufzustehen. »Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht nicht mit Ihnen reden will? Dass ich vielleicht lieber alleine bin?«
    Da ihre Stimme hoffnungslos zitterte, strich er ihr beruhigend übers Haar. »Mir kam der Gedanke, aber ich habe ihn lieber ignoriert! Menschen, die in Selbstmitleid versunken sind, wollen immer darüber reden. Das war neben Sex der zweite Grund für mich, doch nicht ins Priesterseminar zu gehen. Und das Tanzen. Priester bekommen nicht oft die Gelegenheit, mit hübschen Frauen zu tanzen – was meiner Meinung nach ebenso wichtig ist wie Sex. Tja, aber genug von mir.«
    Entschlossen legte er eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sie war kreidebleich, ihre langen, dichten Wimpern waren nass und ihre großen, dunklen Augen feucht. Aber …
    »Ihre Augen sind noch nicht rot genug. Anscheinend haben Sie sich vorläufig gar nicht richtig ausgeweint.«
    »Ich bin keine Heulsuse.«
    »Hören Sie zu, meine Schwester ist der Ansicht, dass es manchmal sehr hilfreich ist, wenn man ein bisschen weint; und wenn Sie sie deshalb eine Heulsuse nennen würden, wäre sie sicher ziemlich erbost.« Er strich sanft mit seinem Daumen über ihr Kinn. »Ebenso hilfreich ist es, zu schreien oder mit zerbrechlichen Gegenständen um sich zu werfen. All diese Dinge habe ich bei uns zu Hause mit schöner Regelmäßigkeit erlebt.«
    »Es wäre sinnlos …«
    »Auf diese Weise kann man Dampf ablassen«, fuhr er unbeirrt fort. »Es reinigt die Seele, wie man so schön sagt. Leider gibt es hier keine zerbrechlichen Gegenstände, aber vielleicht schreien Sie einfach los?«
    Das, was sie empfand, schnürte ihr die Kehle zu. Wütend riß sie sich von ihm los. »Ich brauche weder Sie noch irgend jemand anderen, der mich mit seinem Charme aus meiner schlechten Laune reißt. Bisher habe ich meine Probleme immer durchaus alleine gelöst. Falls ich dächte, ich bräuchte einen Freund, bräuchte ich nur zum Haus hinaufzugehen. Zum Haus hinauf«, wiederholte sie, während ihr Blick in Richtung des majestätischen Gebäudes aus Stein und Holz und Glas wanderte, das alles barg, was ihr je wichtig gewesen war.
    Dann jedoch warf sie sich die Hände vors Gesicht und brach in erbarmungswürdiges Schluchzen aus.
    »So ist’s richtig«, murmelte er, denn die natürliche Tränenflut erleichterte ihn. »Und jetzt kommen Sie her zu mir.« Er zog sie an seine Brust und strich ihr übers Haar. »Lassen Sie alles raus.«
    Sie konnte nicht mehr aufhören. Seine Person war vollkommen egal, seine Arme waren stark und seine Stimme klang verständnisvoll. Ihr Gesicht an seine Brust gedrückt, ließ sie der Frustration, der Trauer und den Ängsten freien Lauf und gestattete ihm, während eines kurzen, befreienden Augenblicks, sie zu trösten.
    Er legte seine Wange auf ihr Haar und hielt sie vorsichtig fest. Vorsichtig, weil sie ihm plötzlich allzu klein und zart erschien. Ein festerer Griff hätte vielleicht ihre feinen Knochen zerbrochen. Heiße Tränen drangen durch sein Hemd auf seine Haut und wurden dort gekühlt.
    »Tut mir leid. Verdammt.« Als sie sich von ihm lösen wollte, hielt er sie einfach weiter fest. Vor lauter Peinlichkeit kniff sie die Augen zu. »Wenn Sie mich in Ruhe gelassen

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