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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Dafür habe ich fast meine gesamten Ersparnisse gebraucht.«
    Sie atmete schmerzhaft ein und starrte Bittie Senior reglos an. »Mr. Bittie …« Aber ihre Stimme zitterte so sehr, dass sie sich unterbrach. »Sir, ich arbeite seit fünf Jahren für Sie. Sie haben mich eine Woche, nachdem ich mit meinem Studium fertig war, eingestellt. Ich habe dieser Firma immer treu gedient, und ich habe für sämtliche meiner Klienten stets mein Möglichstes getan. Ich bin keine Diebin, bitte glauben Sie mir.«
    »Es tut mir leid, Kate. Ich kenne Sie seit Ihrer Kindheit und war immer der Ansicht, dass mein Entschluß, Sie einzustellen, mehr als richtig gewesen ist. Schließlich bin ich auch bekannt mit Ihrer Familie.«
    Er machte eine Pause, wartete darauf, dass sie sich zur Wehr setzte, dass sie ihrem Zorn darüber, derart angeklagt zu werden, Ausdruck verlieh. Dass sie verlangte, der Firma helfen zu dürfen, die Antworten auf die Anklagen zu finden, von denen sie betroffen war. Als sie statt dessen jedoch wortlos zu Boden sah, blieb ihm keine Wahl.
    »Wie auch immer«, fuhr er langsam fort, »können wir unmöglich so tun, als wäre nichts geschehen. Natürlich werden wir weitere Nachforschungen anstellen, und vielleicht wird es irgendwann erforderlich sein, mit der Angelegenheit zu den Behörden zu gehen.«
    »Zur Polizei.« Dieser Gedanke traf sie wie ein Hieb, so dass sie sich mit einer Hand am Tisch abstützen musste. Ihr drehte es sich vor Augen. »Sie wollen mit der Sache zur Polizei?«
    »Falls es erforderlich wird«, bestätigte Bittie. »Allerdings hoffen wir, dass sich die Angelegenheit ohne großes Aufheben bereinigen lässt. Zunächst geht es darum, die Konten auszugleichen.« Bittie betrachtete die Frau, die sich wie eine Ertrinkende am Ende des Tisches festklammerte, und schüttelte den Kopf. »Die Partner sind übereingekommen, dass es im Interesse der Firma das beste ist, wenn Sie sich bis zu der gesamten Klärung beurlauben lassen.«
    »Sie schicken mich nach Hause, weil Sie denken, dass ich eine Diebin bin.«
    »Kate, wir müssen der Sache auf den Grund gehen. Und wir müssen im Interesse unserer Klienten handeln.«
    »Und einem Menschen, der der Veruntreuung verdächtigt wird, kann man unmöglich Kundengelder anvertrauen.« Sicher bräche sie jeden Augenblick in Tränen aus. »Das heißt, dass ich gefeuert bin.«
    »Beurlaubt«, verbesserte Bittie sie.
    »Das ist ja wohl kein Unterschied.« Anschuldigungen, Schande, Scham. »Sie glauben mir nicht. Sie denken, ich hätte meine eigenen Klienten bestohlen, und deshalb wollen Sie mich nicht länger in der Firma haben.«
    Er hatte einfach keine andere Wahl. »Fürs erste ist es so. Ihre persönlichen Dinge aus dem Büro werden Ihnen nach Hause geschickt. Es tut mir wirklich leid, Kate. Marty wird Sie zur Tür geleiten.«
    Fassungslos rang sie nach Luft. »Ich habe immer mein Möglichstes getan.« Sie nahm ihre Aktentasche, machte auf dem Absatz kehrt und schleppte sich hinaus.
    »Himmel, Kate!« Im Flur holte Marty sie ein. »Was für ein Durcheinander, was für eine Katastrophe.« Er fing an zu schnaufen, als er eilig hinter ihr die Treppe in Richtung der unteren Etage hinunterhastete. »Ich konnte es ihnen einfach nicht ausreden.«
    Zögernd blieb sie stehen und sah ihn an. »Glauben Sie mir? Marty, glauben Sie mir, dass ich unschuldig bin?«
    Sie nahm das Flackern des Zweifels in seinen ernsten Augen wahr, ehe er antwortete. »Ich weiß, dass es irgendeine Erklärung für die Sache geben muss.« Er berührte sie vorsichtig am Arm.
    »Schon gut.« Sie öffnete die Glastür zum Foyer und trat hinaus.
    »Kate, falls ich irgend etwas für Sie tun kann, falls ich Ihnen in irgendeiner Weise helfen kann …« Er brach ab und sah ihr nach, wie sie fluchtartig auf ihren Wagen zulief.
    »Nein«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Für mich kann niemand etwas tun.«
    Auf dem Weg nach Templeton House machte sie in letzter Minute kehrt. Am liebsten wäre sie zu Laura, zu Annie, zu einem Menschen gefahren, der sie tröstend in die Arme nehmen und ihre Partei ergreifen würde in dieser grauenhaften Angelegenheit. Statt dessen machte sie am Rand der steilen, gewundenen Straße halt, stieg aus und wandte sich den Klippen zu.
    Sie schaffte es allein, versprach sie sich. Auch eine andere Tragödie hatte sie schon überlebt – nämlich ihre Eltern verloren, als sie noch ein Kind gewesen war –, etwas Schlimmeres gab es sicher nicht.
    Auf der High School hatte sie von Jungen

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