So hell wie der Mond
dass es mir schon wieder viel bessergeht.« Plötzlich stiegen hinter ihren Augen neue Tränen auf, und so nahm sie Laura eilig in den Arm. »Vom Gefühl her wusste ich die ganze Zeit, dass ihr zu mir stehen würdet, aber vom Kopf her … ich war einfach am Boden zerstört. Himmel!« Sie trat einen Schritt zurück und legte ihre Hand auf ihren Bauch. »Jetzt fange ich schon wieder an.«
»Oh, Kate, meine Liebe! Es tut mir so furchtbar leid.« Sanft legte Laura ihr den Arm um die Taille und führte sie zu einem der Kanapees. »Setzen wir uns. Am besten trinken wir einen Tee, einen Wein oder eine Schokolade und überlegen in Ruhe, was wir machen sollen.«
Kate nickte schniefend mit dem Kopf. »Tee oder Schokolade wäre schön. Ich habe den Eindruck, dass mir Alkohol in letzter Zeit nicht allzu gut bekommt.« Sie setzte ein zaghaftes Lächeln auf.
»Okay. Bleib du einfach hier sitzen.« Normalerweise wäre sie selbst in die Küche gegangen; aber da sie Kate nicht alleine lassen wollte, marschierte sie über schimmernde Fliesen zu der auf Peters Geheiß für den Kontakt mit den Bediensteten neben der Tür installierten Gegensprechanlage, murmelte ein paar Worte, kehrte zu Kate zurück und setzte sich neben sie.
»Ich fühle mich so nutzlos«, sagte Kate. »So entblößt. Bisher war mir gar nicht richtig klar, wie elend Margo letztes Jahr zumute gewesen sein muss, als man ihr plötzlich den Teppich unter den Füßen wegzog.«
»Du warst für sie da. Genau wie Margo und ich und alle anderen jetzt für dich da sind. Kein Mensch, der dich kennt, wird auch nur für eine Sekunde annehmen, dass du etwas Falsches getan hast.«
»Selbst einer, der mich nicht kennt«, fügte sie im Gedanken an Byron leise hinzu. »Aber trotzdem wird es jede Menge Leute geben, die es glauben werden. Die Sache wird innerhalb kürzester Zeit die Runde machen, das prophezeie ich dir. Aber ich bin es gewohnt, für mich einzustehen«, fuhr sie beinahe trotzig fort. »Mädchen wie ich, mit mehr Hirn als Charme, haben sich schon auf der High School entweder immer versteckt oder gekämpft.«
»Und du hast das Kämpfen übernommen.«
»Nur, dass ich inzwischen etwas aus der Übung bin.« Sie machte die Augen zu und lehnte sich zurück. Hier in diesem Raum duftete es wie in einem Garten, dachte sie. Er strahlte Frieden und Ruhe aus. Genau das, was ihr abhanden gekommen war. »Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, Laura. Dies ist wahrscheinlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich vollkommen ratlos bin.« Sie machte die Augen wieder auf und begegnete Lauras besorgtem Blick. »Ich weiß, es klingt lächerlich; aber alles, was ich bin und was ich jemals wollte, hatte mit meiner Karriere zu tun. Ich war gut, nein, mehr als gut – musste es sein. Für Bittie habe ich mich entschieden, weil es ein alteingesessenes, angesehenes Unternehmen ist, weil es dort zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten gab und weil es nahe an zu Hause war. Ich mochte die Menschen dort – und ich bin in bezug auf Menschen wirklich wählerisch. All die Zeit habe ich mich dort wohl gefühlt, dachte, dass man mich und meine Fähigkeiten zu schätzen weiß.«
»Bei Templeton würdest du dich auch wohl fühlen. Dort würden deine Fähigkeiten mehr als nur geschätzt«, sagte Laura ruhig. »Du weißt, dass du dort jederzeit einen guten Posten bekämst. Mom und Dad wollen dich seit Jahren für das Unternehmen gewinnen.«
Trotz des Makels, dachte sie, der ihr leider durch ihren Vater anhaftete. Nein, es ginge nicht. »Sie haben schon mehr als genug für mich getan.«
»Kate, das ist einfach lächerlich.«
»Finde ich nicht. Ich kann sie unmöglich um so einen Gefallen bitten. Dann könnte ich mir selbst nicht mehr in die Augen sehen.« Dies war die einzige Sache, die für sie vollkommen feststand. Vielleicht war es Stolz, aber etwas anderes hatte sie nicht mehr. »Es wird auch so schon schwer genug, sie anzurufen und ihnen mitzuteilen, was geschehen ist.«
»Du weißt genau, wie sie reagieren werden – aber wenn du willst, rufe ich sie für dich an.«
Würden sie daran zurückdenken? überlegte Kate. Würden sie auch nur für eine Sekunde daran zurückdenken? Würden auch nur für Sekunden Zweifel in ihnen wach? Auch diese Sache musste sie allein durchstehen. »Nein, ich mache das morgen früh selbst.« Sie strich mit der Hand über ihren schmal geschnittenen, marineblauen Rock und versuchte, die Dinge beherzt anzugehen. »Ich habe noch ein wenig Zeit, meine Möglichkeiten
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