So hell wie der Mond
abzuwägen. Geld ist fürs erste kein Problem. Etwas habe ich erspart und dann noch mein, wenn auch ziemlich mageres, Einkommen aus dem Geschäft.« Sie riß entgeistert die Augen auf. »Um Gottes willen! Sicher hat diese Angelegenheit auch Auswirkungen auf den
Schönen Schein.«
»Natürlich nicht. Mach dir darüber keine Gedanken.«
»Ich soll mir keine Gedanken machen?« Kate sprang auf. Ihr Magen tat einen erneuten Satz. »›Teilhaberin des
Schönen Scheins
unter Verdacht der Veruntreuung‹, ›Steuerberaterin hinterzieht Mandantengelder‹, ›Ehemalige Ziehtochter der Templetons unter Betrugsverdacht‹.«
Sie schlug sich an die Stirn – denn der Gedanke, was im Verlaufe der Ermittlungen ans Tageslicht kommen würde, entsetzte sie. Sicher würde es heißen, dass es in der Familie lag. Kümmer dich um jetzt, befahl sie sich. Mach einen Schritt nach dem anderen.
»Himmel, Laura, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Das könnte der Ruin unseres Ladens sein. Schließlich sind eine ganze Reihe meiner Klienten Kunden dort.«
»Hör endlich auf. Du bist unschuldig. Es würde mich nicht überraschen, wenn eine ganze Reihe deiner Klienten ebenfalls entscheiden würde, dass das alles blanker Unsinn ist.«
»Die Menschen können ziemlich seltsam sein, sobald es um ihr Geld und um die Leute geht, die damit zu tun haben, Laura.«
»Das mag schon sein, aber ich möchte trotzdem, dass du von jetzt an mein Vermögen verwaltest, Kate«, sagte Laura und fuhr, ehe Kate Gelegenheit zum Widerspruch bekam, voller Überzeugung fort: »Seit Peter mich bei der Scheidung über den Tisch gezogen hat, habe ich nicht mehr allzu viel; aber bestimmt wirst du daran etwas ändern. Außerdem ist es höchste Zeit, dass du dich ein wenig stärker in unserem Laden engagierst. Margo und ich kommen zwar halbwegs mit der Buchführung zurecht…«
»Das ist Ansichtssache, denke ich.«
Zufrieden zog Laura eine Braue hoch. »Tja, dann machst du dich vielleicht endlich mal daran, dafür zu sorgen, dass deine Investition die erhofften Früchte trägt. Bisher hattest du immer zuviel zu tun, aber jetzt hast du alle Zeit der Welt.«
»So scheint es.«
»Und indem du dich vielleicht auch hin und wieder hinter den Verkaufstresen stellst, kannst du Margo und mir das Leben etwas erleichtern.«
Kate starrte sie entgeistert an. »Du erwartest von mir, dass ich offiziell den Leuten irgendwelchen Schnickschnack andrehe? Und das regelmäßig? Verdammt, Laura, ich bin keine Verkäuferin.«
»Das waren Margo und ich auch nicht«, erwiderte Laura ungerührt. »Aber man muss sich den Gegebenheiten anpassen. Entweder beugt man sich oder man zerbricht.«
Am liebsten hätte Kate Laura daran erinnert, dass sie einen Abschluß von Harvard besaß, dass sie ein ganzes Jahr früher als ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen cum laude fertig geworden war. Dass sie in einer der angesehensten Firmen der Gegend beinahe zur Partnerin ernannt worden wäre, dass sie Jahr für Jahr mit der Verwaltung von Millionen von Dollar betraut gewesen war.
Dann allerdings erkannte sie, dass all das augenblicklich keinerlei Wert hatte. »Ich weiß doch nicht mal, woran man einen Armani oder sonst irgend was erkennt.«
»Das lernt man schnell.«
Sie konnte es sich nicht leisten, aber trotzdem schmollte sie. »Außerdem finde ich nicht mal Gefallen an teurem Schmuck.«
»Die Kundinnen schon.«
»Ich verstehe nicht, warum die Leute überall in ihren Häusern nutzlose Staubfänger aufstellen müssen.«
Laura lächelte. Wenn Kate mit ihr stritt, so dachte sie, dann war sie auf dem Weg der Besserung. »Ganz einfach. Damit wir im Geschäft bleiben.«
»Das ist ein guter Grund«, gestand ihr Kate, wenn auch widerwillig, zu. »Und an den paar Samstagen meiner bisherigen Aushilfe habe ich mich gar nicht so dämlich angestellt. Nur, dass man Tag für Tag ständig mit neuen Leuten umzugehen hat…«
»Du wirst lernen, damit zu leben. Außerdem brauchen wir dich wirklich für die Buchführung. Bisher haben wir nicht viel gesagt, weil wir dich nicht bedrängen wollten. Das heißt, Margo wollte dich schon längst bitten, dich der Sache gründlicher anzunehmen, aber ich habe sie davon abgehalten.«
Eine der zahlreichen Wunden, die sie sich hatte lecken wollen, schloss sich bereits. »Wirklich?«
»Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Kate – aber obgleich der Laden inzwischen seit beinahe zehn Monaten läuft, kamen Margo und ich bereits nach zehn Tagen zu dem Schluß, dass uns die
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