So hell wie der Mond
Lächeln auf. »Vielen Dank, dass Sie zu uns gekommen sind.«
»Oh, ich liebe diese Boutique. Ach, bitte zeigen Sie mir doch noch diese Ohrringe.«
»Ohrringe?« fragte Kate ermattet.
»Die dort drüben in der Auslage. Ich denke, sie würden wunderbar zu dem Kleid passen. Könnten Sie es vielleicht noch einmal kurz aus der Tüte nehmen, damit ich sie dranhalte?«
»Ich soll das Kleid wieder aus der Tüte nehmen?« Kate sah die Kundin mit einem eisigen Lächeln an. »Warum …«
»Oh, die österreichischen Kristalle verleihen den Ohrringen genau den richtigen Pepp, nicht wahr?« Margo kam um den Tresen herum geeilt und schob Kate derart gewaltsam fort, dass sie beinahe zur Seite flog. »Außerdem haben wir noch das passende Armband dazu. Kate, warum holst du nicht das Kleid aus der Tüte, während ich die Vitrine aufschließe?«
»Also gut, ich hole das verdammte Teil noch mal raus«, murmelte Kate, der Kundin den Rücken zugewandt. »Aber ich würg es bestimmt nicht noch mal rein. Nicht für alles Geld der Welt!« Stirnrunzelnd sah sie zur Tür, als die Glocke klingelte; und als ihr Blick Byrons fröhlichem Lächeln begegnete, verfinsterte sich ihre Miene noch mehr.
»Hallo, die Damen! Ich sehe mich einfach ein wenig um, bis eine von Ihnen Zeit für mich hat.«
»Du hast Zeit«, sagte Margo bedeutungsvoll an Kate gewandt. »Ich komme hier auch allein zurecht.«
Also vom Regen in die Traufe, dachte Kate, während sie zögernd auf Byron zu ging. »Suchen Sie etwas?«
»Muttertag. Vor ein paar Monaten habe ich hier das Geburtstagsgeschenk für meine Mom gekauft, und seitdem bin ich für sie der Held. Ich dachte, am besten versuche ich einfach noch mal mein Glück.« Er strich ihr sanft mit einem Finger über das Kinn. »Wie fühlen Sie sich?«
»Gut.« Angesichts der peinlichen Erinnerung daran, dass sie schluchzend in seinen Armen gelegen hatte, wandte sie sich eilig ab. »Haben Sie etwas Spezielles im Sinn?«
Statt zu antworten, legte er ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie wieder zu sich herum. »Ich dachte, wir hätten uns letztes Mal halbwegs freundschaftlich voneinander getrennt.«
»Das haben wir.« Es war höchste Zeit, dass sie sich zusammenriß. Auch wenn es ihr natürlich mehr Befriedigung verschaffte, wäre es ungerecht, ihm Vorhaltungen zu machen wegen ihres Zusammenbruchs. »Ich bin bloß ein wenig geschafft. Die letzte Kundin eben hätte ich um ein Haar erwürgt.«
Byron blickte mit hochgezogenen Brauen über Kates Kopf hinweg in Richtung der Lady, die seufzend ein Armband betrachtete. »Und warum?«
»Weil sie auch noch Ohrringe sehen wollte«, stieß Kate zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Ach, du liebstes Bisschen, was ist nur aus der Welt geworden? Wenn Sie mir versprechen, mir nicht an die Gurgel zu gehen, verspreche ich Ihnen im Gegenzug, mir keine Ohrringe anzusehen. Vielleicht nie mehr!«
Sie fand, für diese Bemerkung hatte er zumindest ein leichtes Lächeln verdient. »Tut mir leid. Das ist eine lange Geschichte. Also, was denken Sie, was Ihrer Mutter gefallen würde?«
»Ohrringe. Tut mir leid.« Er lachte fröhlich auf. »Manchmal kann ich der Versuchung, Sie zu necken, einfach nicht widerstehen. Sie ist Internistin, mit Nerven aus Stahl, einem aufbrausenden Gemüt und einer sentimentalen Ader für alles, was mit ihren Kindern zu tun hat. Ich hatte an irgend etwas mit Herzen und Blumen gedacht. Etwas Symbolisches.«
»Wie nett!« Ihr Lächeln wurde breit. Sie hatte eine Schwäche für Männer, die ihre Mütter nicht nur liebten, sondern ihnen obendrein noch mit Verständnis begegneten. »Ich kenne mich mit unserem Angebot noch nicht besonders aus. Schließlich arbeite ich erst seit einer Woche hier.«
In ihrem ordentlichen grauen Kostüm und der sorgsam gebundenen, gestreiften Krawatte wirkte sie proper und adrett. Die vernünftigen Schuhe waren eigentlich nicht geeignet, Spekulationen über ihre Beine vorzunehmen, aber überrascht erkannte er, dass er genau derartige Überlegungen anstellte.
Er räusperte sich. »Und wie läuft es so?«
Sie blickte zu Margo hinüber. »Abgesehen davon, dass meine Kolleginnen sicher bereits über meine Kündigung beratschlagen, ganz gut. Vielen Dank.« Als er sie immer noch reglos ansah, trat sie verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Sie sind doch wohl tatsächlich wegen eines Geschenkes hier – und nicht, um nach mir zu sehen oder so?«
»Ich denke, dass sich beides miteinander verbinden läßt.«
»Es wäre
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