So hell wie der Mond
ihren Lippenstift rechtzeitig überprüft.
Die Tür des Büros, in das er wollte, stand offen, und Laura Templeton winkte ihn, ein Ohr am Telefon, ein müdes Lächeln im Gesicht, zu sich herein.
»Ich bin sicher, dass sich das arrangieren läßt. Mr. Hubble, der Küchenchef … Ja, ja, ich verstehe, wie wichtig es ist. Mr. Hubble …« Sie brach ab und rollte die Augen himmelwärts. »Wie viele zusätzliche Stühle hätten Sie gern, Ms. Bingham?« Während sie abermals geduldig zuhörte, umspielte ihren Mund erneut ein Lächeln. »Nein, natürlich nicht. Und ich bin sicher, dass der Platz vollkommen ausreichen wird, wenn Sie auch noch die Terrasse nutzen. Nein, ich glaube nicht, dass es regnen wird. Es sieht nach einem wunderbaren Abend aus, und ich bin der festen Überzeugung, dass es ein äußerst eleganter Empfang werden wird. Mr. Hubble …« Jetzt knirschte sie mit den Zähnen. »Warum sage ich nicht einfach Mr. Hubble, dass er sich mit Ihnen in Verbindung setzen soll? Ja, noch heute vormittag. Das werde ich. Absolut. Gern geschehen, Miss Bingham.« Sie legte auf. »Miss Bingham ist vollkommen übergeschnappt.«
»Die Kieferorthopäden oder die Innendekorateure?«
»Die Innendekorateure. Sie hat in letzter Minute beschlossen, unbedingt heute abend noch einen Empfang für sechzig ihrer besten Freunde und engsten Kollegen zu geben. Aus Gründen, die ich beim besten Willen nicht erklären kann, traut sie Bob Hubble so etwas nicht zu.«
»Templeton«, sagte Byron und lächelte sie an. »Das Problem ist, Ihr Name lautet Templeton, dieser Clan hält eben einfach höchste Qualität für selbstverständlich.«
Was ihrem Büro beim besten Willen nicht anzusehen war, stellte er fest. Es war winzig, hoffnungslos überladen und wies kein einziges Fenster auf. Er wusste, sie hatte ihre Position und ihr Büro selbst ausgewählt, nach ihrem Entschluß, als Teilzeitkraft im Hotel mitzuarbeiten.
Byron wusste wirklich nicht, wie sie es bewerkstelligte, ihre Familie, ihren Haushalt, den Laden und die Arbeit im Hotel offenbar so reibungslos miteinander zu verbinden. Aber ihm erschien sie wie der Inbegriff ernster und ruhiger Effizienz. Solange man ihr nicht in die Augen sah. Dort, in den grauen Tiefen, nahm man Zweifel und Sorge und Trauer wahr. Folgen, dachte er, einer Ehe, die ohne ihr Zutun gescheitert war.
»Sie hätten nicht extra hier herunterzukommen brauchen, Byron.« Sie machte sich eilig ein paar Notizen, während sie mit ihm sprach. »Irgendwann im Laufe des Vormittags hätte ich es sicher noch bis in Ihr Büro geschafft.«
»Schon gut. Und, Probleme mit den Zahnklempnern?«
»Man sollte meinen, Kieferorthopäden wüßten halbwegs, wie man sich benimmt, oder etwa nicht?« Seufzend zog sie ein paar Papiere aus einem Aktenordner. »Wir haben Beschwerden aus beiden Bars, aber damit werde ich schon fertig.«
»Bisher habe ich noch nichts erlebt, womit Sie nicht fertig geworden wären.«
»Nett gesagt. Aber wir haben da eine ziemlich delikate Situation. Einer der Ärzte hatte, tja, sagen wir es so: Es gab da offenbar einen intimen Augenblick zwischen ihm und einer der Ärztinnen, und ausgerechnet zum selben Zeitpunkt kam deren Ehemann überraschend hereingeschneit.«
»Jemine, ich liebe diesen Job.« Byron lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Manchmal kommt mir das Treiben hier vor wie eine endlose Seifenoper.«
»Das können Sie gut sagen. Ich hingegen habe heute morgen eine geschlagene Stunde mit der reuigen Sünderin verbracht. Sie saß dort, wo Sie gerade sitzen, hat endlos Tränen vergossen und mir die ganze erbärmliche Geschichte ihrer Ehen, ihrer Affären und ihrer Therapie erzählt.«
Da allein die Erinnerung an diese Stunde sie ermattete, presste Laura zwei Finger in ihre Augenwinkel, was den dort herrschenden Druck tatsächlich ein wenig milderte. »Dies ist ihr dritter Gemahl, und sie behauptet, einfach süchtig nach Seitensprüngen zu sein.«
»Dann sollte sie vielleicht mal in eine Talk-Show gehen. Thema: Frauen, die süchtig nach Seitensprüngen sind, und die Männer, die sie lieben. Soll ich mit ihr reden?«
»Nein, ich glaube, dass sie inzwischen wieder halbwegs beisammen ist. Unser Problem ist, dass der Ehemann nicht allzu begeistert davon war, seine Frau und seinen« – sie fuhr zusammen –, »seinen Schwager in zueinander passenden Templeton-Bademänteln anzutreffen.«
»Es wird immer besser. Erzählen Sie bitte weiter!«
»Der Ehemann hat seinem Schwager – der, wie ich zur
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