So hell wie der Mond
sie später in Ruhe darüber nach, ob es ihr recht war oder eher unangenehm. »Okay, das funktioniert sicher auch.« Mit einem strahlenden Lächeln in Margos Richtung stellte sie die Spieluhr vorsichtig auf dem Tresen ab.
Margo schloss die Tür hinter der Kundin, die endlich zufrieden abdampfte, und wandte sich automatisch mit einem aufreizenden Lächeln Byron zu. »Hallo, Byron! Schön, Sie zu sehen.«
»Margo.« Er nahm ihre Hand und hob sie an seinen Mund. Die Geste war ebenso automatisch, wie es ihr Lächeln gewesen war. »Wie immer sehen Sie einfach unglaublich aus.«
Sie lachte fröhlich auf. »Wir haben leider zu selten Männer hier im Geschäft, vor allem von der gutaussehenden, galanten Art. Haben Sie etwas gefunden, was Ihnen gefällt?«
»Kate rettet mir das Leben, indem sie das genau passende Muttertagsgeschenk ausgesucht hat.«
»Ach ja?« Während Kate die Spieluhr mit übertriebener Sorgfalt einwickelte, beugte sich Margo über den Tresen, packte sie an ihrem rot-blau gestreiften Schlips und zog sie näher. »Trotzdem bringe ich dich nachher um. Entschuldigen Sie, Byron. Ich habe ein paar Kundinnen.«
Mit blitzenden Augen sah Kate der Freundin hinterher. »Sehen Sie, ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie mich auf dem Kieker hat.«
»Die Definition des Begriffs Familie ist einer ständigen Wandlung unterworfen.«
Kate zog eine Braue hoch. »Webster’s Lexikon?«
»De Witt! Vielleicht versuchen wir es mal mit dem entzückenden Veilchenpapier. Margo ist eine bemerkenswerte Person.«
»Ich bin noch nie einem Mann begegnet, der das anders sieht. Nein, das stimmt nicht«, sagte sie, während sie das Papier auf die richtige Größe schnitt. »Lauras Exmann konnte sie nicht ausstehen. Was natürlich daran lag, dass sie die Tochter der Wirtschafterin und er selbst ein snobistisches Arschloch war. Darüber hinaus denke ich, hat er sie deshalb nicht gemocht, weil er, wie fast alle Männer, verrückt nach ihr war. Und das hat ihn gestört.«
Voller Bewunderung für die sorgfältige Art, in der sie die Spieluhr im rechten Winkel zu den Kanten des Papiers zurechtrückte, ehe sie sie einzuwickeln begann, beugte er sich ein Stückchen vor. Ihre Hände waren wirklich hübsch, stellte er fest. Schmal, schmucklos, flink.
»Und was hat er von Ihnen gehalten?«
»Oh, mich hat er auch gehaßt; aber das hatte nichts mit irgendwelchen verstiegenen Phantasien zu tun. Ich war eben die arme Verwandte, die die Dreistigkeit besaß, trotzdem zu sagen, was sie dachte.« Als sich plötzlich abermals ihr Magen zusammenzog, blickte sie stirnrunzelnd auf. »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle.«
»Vielleicht aus einem bisher stets unterdrückten Drang nach Unterhaltung heraus. Sie reden oft für lange Zeit mit niemandem; dann werden Sie in ein Gespräch hineingezogen und vergessen, dass Ihnen das Reden eigentlich gar kein Vergnügen bereitet. Wie ich schon sagte, kann es ein durchaus nettes Hobby sein.«
»Ich rede wirklich nicht gern«, murmelte sie. »Zumindest mit den meisten Leuten. Wollen Sie ein violettes oder ein weißes Band?«
»Violett. Sie interessieren mich, Kate.«
Argwöhnisch hob sie abermals den Kopf. »Ich glaube, das ist jetzt nicht gefragt.«
»Es war lediglich eine Feststellung. Ich dachte immer, dass Sie kalt, prüde, unhöflich, nervtötend und egozentrisch sind. Für gewöhnlich liege ich mit meiner Einschätzung anderer Menschen nicht derart daneben.«
Sie knotete das Band zusammen und schnitt die Enden ab. »Dieses Mal liegen Sie ebenfalls durchaus richtig. Abgesehen von der Vermutung, dass ich prüde bin.«
»Nein, unhöflich und nervtötend scheinen Sie tatsächlich oft zu sein, aber abgesehen davon habe ich mich eindeutig furchtbar in Ihnen getäuscht.«
Sie wählte eine große, elegante Schleife aus dem Sortiment. »Ich möchte gar nicht, dass Sie mich beurteilen.«
»Danach habe ich Sie ja nicht gefragt. Sehen Sie es einfach als ein weiteres meiner zahlreichen Hobbys an. Haben Sie zufällig auch Grußkarten?«
Stirnrunzelnd wählte sie eine zu dem Papier passende Karte aus und warf sie vor ihm auf den Tisch. »Wir übernehmen auch gerne den Versand.«
»Das hoffe ich.« Er reichte ihr seine Kreditkarte, zog einen Kugelschreiber aus der Tasche und schrieb einen kurzen Gruß. »Ach, übrigens habe ich das von Ihnen empfohlene Haus gekauft. Genau wie die Spieluhr entsprach es genau meinen Vorstellungen.«
»Wie schön für Sie!« Nach kurzem Suchen fand sie das
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