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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mir sofort gefallen, selbst zu der Zeit, als Sie mir noch eher zuwider gewesen sind. Und jetzt frage ich mich, Kate«, fuhr er fort und nahm beinahe zärtlich ihre Hand. »Warum haben Sie sich immer eine solche Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass ich Sie keines zweiten Blickes würdige?«
    »Da brauche ich mir gar keine Mühe zu geben. Ich bin einfach ebensowenig Ihr Typ wie Sie der meine.«
    »Das stimmt«, pflichtete er ihr ehrlich bei. »Aber trotzdem … hin und wieder probiere ich gerne etwas … Neues aus.«
    »Zufällig bin ich kein neues Rezept.« Sie entzog ihm ihre Hand und schob ihren Teller fort. »Und ich bin gekommen, weil ich, wie Sie es so schön genannt haben, ein zivilisiertes Gespräch mit Ihnen führen will.«
    »Ich finde, bisher verläuft unsere Unterredung durchaus zivilisiert.«
    »Sprechen Sie nicht in diesem herablassenden Ton mit mir.« Sie kniff die Augen zusammen und wollte bis zehn zählen, aber sie schaffte es nur bis fünf. »Diesen vernünftigen ruhigen Ton hasse ich. Ich habe mich bereit erklärt, mit Ihnen essen zu gehen, weil ich Ihnen klarmachen wollte, warum ich so wütend auf Sie bin – ohne dabei die Beherrschung zu verlieren wie vorhin.«
    Zur Betonung ihrer Worte beugte sie sich ein wenig vor und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass um seine Pupillen herum jeweils ein dünner, goldener Kreis gezogen lag. »Ich möchte nicht, dass Sie sich in mein Leben mischen. Wie soll ich es bloß deutlicher sagen?«
    »Das war deutlich genug.« Da die Mahlzeit offenbar beendet war, nahm er die Teller vom Tisch und trug sie hinüber zur Anrichte. Dann setzte er sich wieder hin, zog ein Zigarillo aus der Tasche und zündete es an. »Aber Tatsache ist, dass ich mich einfach für Sie interessiere.«
    »Aber sicher doch.«
    »Das glauben Sie mir nicht?« Nachdenklich blies er eine Rauchwolke aus. »Zu Anfang habe ich es auch nicht geglaubt. Dann aber wurde mir klar, was der Auslöser für diese plötzliche Attraktion war. Ich habe schon immer gerne jede Art von Problemen, jede Art von Rätseln gelöst. Es kommt mir vor, als gäbe es für das meiste eine Lösung, eine Antwort. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Nein, ich möchte keinen Kaffee.« Merkte er nicht, dass er sie wahnsinnig machte, wenn er in seinem lässigen, gedehnten Südstaatentonfall so vollkommen ungeniert von einem Thema auf das nächste übersprang? Natürlich merkte er es. »Und ich bin weder ein Problem noch ein Rätsel, an dessen Lösung sich jeder nach Lust und Laune versuchen kann.«
    »Aber natürlich sind Sie das. Sehen Sie sich nur an, Kate. Sie gehen voller Anspannung durchs Leben.« Er griff nach ihrer geballten Faust. »Ich kann beinahe sehen, wie alles, was Sie je an Nahrung zu sich nehmen, von dieser Anspannung aufgesogen wird. Sie haben ein Familie, die Sie liebt, eine solide Ausbildung, sind intelligent; aber Sie gehen die Dinge an, als wären es lauter Fäden, die hoffnungslos verknotet sind und die man mühsam und geduldig auseinandertüfteln muss. Ihnen kommt nie der Gedanke, auch nur einen der Fäden einfach durchzuschneiden. Aber wenn Ihnen ein Unrecht widerfährt, wenn man Sie beleidigt, indem man Ihnen den Job kündigt, der ein wichtiger Teil Ihres Lebens gewesen ist, dann sitzen Sie tatenlos herum.«
    Es schmerzte und beschämte sie. Und da sie die Gründe für ihre Tatenlosigkeit weder ihm noch den Menschen, die sie liebten, erklären konnte, nahmen der Schmerz und auch die Scham darüber täglich zu. »Ich tue das, was für mich das Beste ist. Und ich bin nicht hierhergekommen, um mir von jemandem mein Seelenleben analysieren zu lassen.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte er in sanftem Ton. »Sie haben Angst davor, ja, Sie schämen sich sogar, verletzlich zu sein. Als nüchtern veranlagte Frau wissen Sie, dass Sie körperlich am Ende sind, und trotzdem kümmern Sie sich nicht darum. Sie sind ein ehrliche Haut, aber trotzdem stecken Sie all Ihre Energie in die Bemühung zu leugnen, dass ich Sie vielleicht nur in geringster Weise anziehen könnte. Sie interessieren mich.« Er nahm einen letzten Zug von seinem Zigarillo und drückte es dann im Aschenbecher aus. »Gerne würde ich den Grund für all diese Widersprüche erfahren.«
    Um ihnen beiden zu beweisen, dass sie die Situation unter Kontrolle hatte, stand sie möglichst langsam auf. »Mir ist klar, dass es sicher schwer – nein, geradezu unmöglich – für Sie ist, sich einzugestehen, dass eine Frau kein Interesse an Ihnen hat. Aber so

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