So hell wie der Mond
gepackt.
»Den Teufel werde ich tun«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bringe dich auf der Stelle ins Krankenhaus.«
»Nein. Bitte nicht.« Verzweifelt drückte sie eine Hand auf ihren Bauch. »Lieber nach Hause, ja?«
»Im Leben nicht.« Wie ein Krieger, der seine Beute geschultert hatte, schleppte er sie aus dem Haus. »Spar dir den Atem und schrei mich später an. Im Augenblick tust du, was ich dir sage, ist das klar?«
»Ich habe gesagt, dass du mich nach Hause bringen sollst.« Allerdings kämpfte sie nicht länger gegen ihn an, als er sie in den Wagen hob, da all ihre Energie für den Kampf gegen den Schmerz vonnöten war.
Er fuhr rückwärts aus der Einfahrt und griff, statt sie zu schelten, als sie die gewohnheitsmäßig stets mitgeführte Rolle Magentabletten aus der Tasche zog, eilig nach dem Hörer des Autotelefons. »Mom!« Während er in hohem Tempo die Straße hinunterdonnerte, unterbrach er seine Mutter, die sich wortreich dafür zu entschuldigen begann, dass sie ihn bisher noch nicht zurückgerufen hatte. »Schon gut. Hör zu, ich habe eine Freundin, um die eins siebzig groß, um die fünfzig Kilo, Mitte Zwanzig.« Fluchend klemmt er den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr, ehe er einen Gang herunterschaltete. »Das ist es nicht«, sagte er, als seine Mutter fröhlich kicherte. »Ich fahre sie gerade ins Krankenhaus. Magenschmerzen. Anscheinend nicht zum ersten Mal.«
»Es ist nur der Stress«, mischte sich Kate keuchend in das Gespräch. »Und das fürchterliche Essen, das mir eben serviert wurde.«
»Ja, das ist sie. Sie kann noch reden und ist völlig klar. Keine Ahnung.« Er wandte sich an seine Kratzbürste. »Irgendwelche Operationen im Bauchbereich?«
»Nein. Sprich mich nicht an.«
»Ja, ich würde sagen, sie hat jede Menge Streß, größtenteils selbstgemacht. Wir haben vor ungefähr einer dreiviertel Stunde gegessen«, beantwortete er die knappen Fragen seiner Mutter. »Nein, kein Alkohol, kein Koffein. Aber normalerweise trinkt sie literweise Kaffee und ißt Magentabletten, als wären es Schokoladenbonbons. Ja? Hast du ein Brennen im Magen, Kate?«
»Sicher habe ich einfach zu viel gegessen«, murmelte sie. Der Schmerz ließ nach. Oder etwa nicht? Oh, hoffentlich ließ er tatsächlich nach.
»Ja.« Wieder hörte er seiner Mutter zu. Ihm war nur allzu bewusst, welche Richtung die Befragung nahm. »Wie oft hast du diesen nagenden Schmerz unter dem Brustbein, Kate?«
»Das geht dich überhaupt nichts an.«
»Ich glaube nicht, dass dies der richtige Augenblick für eine Auseinandersetzung ist. Wie oft?«
»Ziemlich häufig. Na und? Du bringst mich in kein Krankenhaus.«
»Und das Magenknurren?«
Da er ihre Symptome erschreckend akkurat beschrieb, machte sie müde die Augen zu.
Nach ein paar weiteren Worten an seine Mutter drückte er aufs Gaspedal. »Danke, das hatte ich mir bereits gedacht. Ich kümmere mich darum. Ja, ich sage dir Bescheid. Okay. Bis dann.« Er legte auf, heftete seinen Blick auf die Straße und sagte in wütendem Ton: »Gratuliere, Fräulein Neunmalklug. Du hast ein nettes, kleines Magengeschwür.«
8
Nie im Leben hatte sie ein Magengeschwür, sagte sich Kate und tröstete sich mit der Vorstellung, wie lächerlich Byron sich machen würde, brächte er sie wegen streßbedingten Sodbrennens ins Krankenhaus.
Magengeschwüre waren etwas für jämmerliche Weichlinge, die ihre Gefühle nicht ausdrücken konnten und die sich nicht trauten, sich mit ihrem Innenleben auseinanderzusetzen. Sie war der Ansicht, dass sie ihren Gefühlen bei jeder sich bietenden Gelegenheit durchaus lautstark Ausdruck verlieh.
Sie hatte einfach mehr Ärger als sonst. Wer hätte keinen nervösen Magen nach allem, was ihr in den letzten beiden Monaten widerfahren war? Aber sie käme damit zurecht, sagte sie sich und kniff wegen des fortgesetzten brennenden Schmerzes in ihrem Magen die Augen zu. Auf ihre Art käme sie damit zurecht!
Sobald Byron den Wagen zum Stehen gebracht hätte, würde sie ihm abermals ruhig, aber bestimmt deutlichmachen, dass Kate Powell emanzipiert und unabhängig war.
Und das hätte sie bei der nächstbesten Gelegenheit bestimmt getan. Doch er brachte den Wagen mit quietschenden Bremsen direkt vor der Notaufnahme zum Stehen, rannte um die Motorhaube herum und hatte sie, ehe sie auch nur Luft holen konnte, bereits von ihrem Sitz gezerrt.
Dann wurde es noch schlimmer, denn sie war drinnen und nahm all die Geräusche und Gerüche
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