So hell wie der Mond
sie ihm noch einen dicken Kuss. »Und woher hast du sie?«
»Aus einem Tierheim. Sie sind acht Wochen alt.« Byron fand die Überreste eines bereits ziemlich mitgenommenen Knochens auf dem Fußboden und kickte sie über die blank polierte Fläche.
»Und was machst du mit ihnen, wenn du arbeiten gehst?«
»Fürs erste nehme ich sie einfach mit. Aber ich denke, demnächst zäune ich einen Teil des Gartens ein, und dann können sie sich dort miteinander amüsieren, wenn ich nicht zu Hause bin.« Nach erfolgreicher Knochenjagd kamen die beiden zurückgestolpert und sprangen entzückt an ihm hoch. »Eigentlich wollte ich nur einen, aber dann … Tja, es sind Brüder, und es erschien mir einfach nicht fair …« Er merkte, dass sie lächelte. »Was ist?«
»Das hätte ich wirklich nicht gedacht.«
»Was hättest du wirklich nicht gedacht?«
»Dass du ein solcher Weichling bist…«
Schulterzuckend warf er ein zweites Mal den Knochen quer durchs Wohnzimmer. »Ich hätte gedacht, eine praktische Frau wie du sähe den Vorteil, der darin liegt, wenn man sie beide nimmt. Der Gedanke, gleich einen Ersatzhund zu haben, kam mir durchaus vernünftig vor.«
»Na ja.«
»Himmel, Kate, hast du je eins dieser Tierheime gesehen? Dort herumzulaufen bricht einem das Herz.« Er ließ zu, dass die beiden quietschenden Welpen ihn glückselig ableckten. »Die Leute dort geben sich alle Mühe – versteh mich bitte nicht falsch –, aber all diese Katzen und Hunde, die nur darauf warten, dass endlich jemand kommt und sich ihrer erbarmt … Denn wenn nicht…«
»Ja, wenn nicht …« Sie streichelte den Hund in seinem Schloss und sah ihn an. »Du hast ihn gerettet. Scheint’s, ist das eine deiner Stärken.«
Er streckte die Hand aus, legte sie um ihre Wade und zog daran, bis eins ihrer Knie gegen seine Schenkel stieß. »Außerdem entwickle ich eine dauerhafte Zuneigung zu den Wesen, die einmal von mir gerettet worden sind. Du siehst gut aus.« Da er wusste, dass sie sich bei diesen Worten von ihm zurückziehen würde, hielt er sie vorsorglich fest. »Erholt.«
»Schließlich habe ich die ganze Woche über abgesehen von Essen kaum etwas anderes getan.« Ihre Lippen kräuselten sich. »Immerhin habe ich anderthalb Kilo zugelegt.«
»Wahnsinn!«
»Du meinst sicher, das wäre nichts Besonderes – aber ich habe den Großteil meines Lebens mit dem Streben nach Rundungen zugebracht. In der Tat habe ich wirklich alles ausprobiert, was in den Zeitschriften und Beilagen der Sonntagszeitungen empfohlen wird.«
Er sah sie grinsend an. »Ich fasse es nicht.«
»Nein, wirklich. Im Vergleich zu Margo – die, wie ich annehme, bereits mit einer bombastischen Figur auf die Welt gekommen ist – und zu Lauras zarter Weiblichkeit habe ich immer wie der unterernährte jüngere Bruder ausgesehen.«
»Du siehst wie niemandes Bruder aus, Kate. Glaube mir.«
Lächerlich geschmeichelt sah sie ihn an. »Trotzdem …«
»Trotz der erstaunlichen Gewichtszunahme und trotz des Fehlens von Symptomen«, unterbrach er sie, »gehst du doch wohl hoffentlich noch mal zum Arzt?«
»Ich habe keine andere Wahl. Meine Familie zwingt mich dazu.«
»Dazu ist die Familie da. Schließlich hast du uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
»Hm. Ich habe bereits eine Strafpredigt über meine Nachlässigkeit und meinen Egoismus zu hören bekommen, die sich gewaschen hat.«
Lächelnd tätschelte er ihr das Bein. »Und, hat die Predigt wenigstens gewirkt?«
»Und wie. Ich überlege schon, ob ich mir nicht vielleicht ›Tut mir leid‹ auf die Stirn tätowieren soll, damit ich mich nicht ständig wiederholen muss. Apropos Entschuldigung.« Sie atmete tief ein. »Eigentlich wollte ich versuchen, hier wieder rauszukommen, ohne darauf zu sprechen zu kommen; aber ich versuche gerade, mir selbst und anderen gegenüber ehrlicher zu werden.«
Sie runzelte die Stirn, so wie sie es immer tat, wenn sie sich einem haarigen Problem oder einer unangenehmen Aufgabe gegenübersah. Und das hier war beides für sie. »An dem Abend, bevor ich mein kleines … Problem hatte, waren wir …«
»Soweit ich mich erinnere, auf dem Weg zum Fußboden.« Er streckte die Hand über dem in seinem Schloss eingeschlafenen Welpen aus und strich ihr sanft über das Haar. »Und es sieht ganz danach aus, als hätten wir es endlich bis dorthin geschafft.«
»Was ich sagen will, ist, dass die Dinge außer Kontrolle geraten sind. Was ebenso meine Schuld wie die deine war«, fügte sie
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