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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wandte sich Kate selbst der Cousine zu. »Und du hörst bitte endlich damit auf, dir Vorwürfe zu machen, weil du nicht besser auf mich achtgegeben hast. Du bist nicht verantwortlich für mich.«
    »Wenn du selbst vorsichtiger sein würdest«, schnauzte Laura erbost zurück, »dann müsste es niemand anderes für dich tun.«
    »Aber hallo!« Unsicher, ob die Szene amüsant oder eher furchteinflößend war, tauchte Josh vorsichtig hinter seinen Nichten auf und nahm ihnen die Limonadengläser, mit denen sie aus der Küche gekommen waren, ab. »Findet ihr keine bessere Art des Zeitvertreibs?«
    »Halt du dich raus!« Kates Stimme zitterte vor Wut. »Haltet euch alle aus meinem Leben raus! Ich brauche niemanden, der auf mich aufpaßt und sich meinetwegen Sorgen macht. Ich bin durchaus in der Lage …«
    »… so achtlos mit dir umzugehen, dass du am Ende auf der Nase liegst«, beendete Margo ihren Satz.
    »Jeder wird mal krank«, brüllte Kate sie an. »Jedem tut mal was weh.«
    »Aber diejenigen, die nicht völlig verblödet sind, gehen rechtzeitig zum Arzt.« Laura legte ihre Hände auf Kates Schultern und rückte sie entschieden auf den Stuhl zurück. »Wenn du nur halbwegs vernünftig gewesen wärst, hättest du dich längst untersuchen lassen, statt dir selbst und uns allen die ganze Zeit über vorzugaukeln, dass alles in Ordnung ist. Aber nein, lieber hast du dich wie ein Närrin aufgeführt und die ganze Familie in Angst und Schrecken versetzt.«
    »Ich konnte einfach nicht ins Krankenhaus. Du weißt, ich kann … ich kann es einfach nicht.«
    Laura fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. So weit kam man mit seinem Zorn, stellte sie müde fest. Man schnauzte einen leidenden Menschen an. »Okay.« Mit sanfter Stimme setzte sie sich auf die Lehne von Kates Stuhl. Als sie Margos Blick begegnete, erkannte sie, dass auch die Freundin sich an Kates Kindheitstrauma erinnerte. »Jetzt ist ja alles gut. Aber nun musst du anfangen, besser auf dich aufzupassen, damit so etwas nicht noch mal passiert.«
    »Was bedeutet, dass du anfangen musst, ein Mensch aus Fleisch und Blut zu sein«, pflichtete Margo Laura ohne jede Bosheit bei.
    »Sind sie immer noch böse aufeinander?« flüsterte Kayla, während sie sich mit einer Hand an Joshs Hosenbein klammerte.
    »Vielleicht ein bisschen, aber ich denke, dass der Sturm sich gelegt hat.«
    »Mama schreit sonst nie.« Beunruhigt knabberte Ali an ihren Fingernägeln herum. »Sie schreit wirklich nie.«
    »Mich hat sie früher öfter angeschrien. Aber es dauert lange, bis man sie zum Schreien bringt. Es muss ein Sache sein, die ihr wirklich sehr, sehr wichtig ist. Einmal hat sie mir sogar mitten auf meinen Zinken geboxt«, erklärte Josh.
    Fasziniert fuhr Kayla mit der Hand über Joshs Nase, als er neben ihr in die Hocke ging. »Hat es geblutet und so?«
    »Geblutet und alles, was dazugehört. Kate und Margo mussten sie gemeinsam von mir runterziehen. Aber dann hat sie ein furchtbar schlechtes Gewissen gehabt.« Er sah die beiden Mädchen grinsend an. »Obwohl ich angefangen hatte. Was meint ihr, schenken wir jetzt endlich allen ein Glas Limonade ein?«
    Neben ihrem Onkel näherte sich Ali vorsichtig den Frauen. Plötzlich sah sie ihre Mutter in einem völlig neuen Licht.
    Es musste getan werden, sagte sich Kate an diesem Sonntag vormittag. Ihre Tante und ihr Onkel kämen am Nachmittag nach Hause. Ehe sie ihnen unter die Augen träte, brächte sie am besten den Besuch bei Byron hinter sich.
    Nur indem sie ihre persönlichen und emotionalen Probleme ebenso sorgfältig zu lösen suchte wie die Probleme praktischer Natur, würde sie gesund. Weshalb nur, überlegt sie, fiel ihr das so schwer?
    Insgeheim hoffte sie, dass er nicht zu Hause war. Viele Menschen fuhren am Sonntagmorgen brunchen oder an den Strand. Irgendwo hin. Aber seine beiden Wagen standen vor dem Haus, und noch während sie hinter ihnen parkte und aus ihrem eigenen Auto stieg, drang bereits Creedence Clearwater Revival an ihr Ohr. Einen Augenblick lang lauschte sie John Fogertys inbrünstiger Warnung vor dem
bad moonon the rise.
    Und hoffte, dass dies nicht ein schlechtes Omen war.
    Es fiel ihr schwer, das gepflegte, elegante Aussehen dieses Mannes mit seiner offensichtlichen Vorliebe für bodenständigen, schrillen Rock sowie unzuverlässige und alles andere als ökonomische Oldtimer in Einklang zu bringen. Aber schließlich war sie nicht hier, um seinen Musikgeschmack zu analysieren oder zu ergründen, weshalb er keine

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