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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zufrieden mit dieser schlagfertigen Antwort hob sie die Gewichte an. Plötzlich jedoch dämmerte es ihr. »Verdammt, Byron, rettest du mich schon wieder oder was?«
    Er trat hinter sie und rückte ihre Schultern in die richtige Position. »Stemm einfach die Gewichte, Schatz. Die Einzelheiten besprechen wir, wenn du damit fertig bist.«

10
    Tante Susan und Onkel Tommy zu Hause zu haben, war wie immer schön. Kate hatte befürchtet, ihr – oder schlimmer noch, den beiden – wäre etwas anzusehen. Das Wissen um vergangene Vergehen, der Zweifel, ob sie wirklich völlig unbescholten war. Aber sie hatten einzig Sorge gezeigt, Sorge und Akzeptanz.
    Der Besuch der beiden bedeutete außerdem, dass sie immer noch nicht zurück in ihre eigene Wohung zog. Aber es war schwer, die Tante und den Onkel jeden Tag zu sehen, ohne ständig an die Fragen erinnert zu werden, die sie so verzweifelt zu verdrängen trachtete. Fragen, deren Formulierung ihr einfach nicht über die Lippen wollte.
    Durch eine neue Routine versuchte sie den Weg zu bahnen, dem sie in Zukunft zu folgen beabsichtigte. Tage im Laden – Arbeit als Herausforderung ans Hirn und als Beschäftigung. Abende mit der Familie, die ihr leidendes Herz besänftigten. Gelegentliche Verabredungen mit Byron, damit sie nicht vollkommen in einer Traumwelt versank.
    Er war ein neues Element. Ihn zu sehen, über ihn nachzudenken hielt sie von Grübeleien über die Wendungen ihres Lebens ab. Sie hatte beschlossen, ihr Verhältnis zu ihm als Experiment zu betrachten. Die Bezeichnung ›Beziehung‹ hätte sie zu sehr erschreckt. Tatsächlich musste sie sich eingestehen, dass das Experiment nicht unbedingt unangenehm für sie war. Ein paar Abendessen, hin und wieder ein Kinobesuch oder vielleicht ein Spaziergang am Strand … und dann die langen, erregenden Küsse, die er offenbar so sehr genoß. Küsse, bei denen ihr Herz wie eine gestrandete Forelle zu zappeln begann – bei denen ihr schwindelte. Deren abruptes Ende sie jedesmal voll schmerzlicher Verwunderung und ungestilltem Verlangen zur Kenntnis nehmen musste.
    Bisher verlief die gesamte Beziehung – nein, das gesamte
Experiment
– nach seinen Vorstellungen; aber nun, da sie wieder ein wenig stabiler – in Ordnung, gesünder – war, würde sie ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte herstellen.
    »Was für ein erfreulicher Anblick.« Susan Templeton stand im Türrahmen und hakte sich bei ihrem Gatten ein. »Bisher hat unsere Katie nie genug geträumt.«
    »Nein, sie war immer von allen die Vernünftigste.« Er machte die Tür des Arbeitszimmers zu. Er und seine Frau hatten das Manöver ganz genau geplant, und so traten sie vor den kleinen Schreibtisch, an dem Kate vorgab zu arbeiten.
    »Ich bin gerade dabei, unser Anzeigenbudget für das kommende Vierteljahr festzulegen.« Der Bildschirmschoner des Monitors ihres Laptops schaltete sich ein. »Wenn ihr clever seid, versteckt ihr euch irgendwo, bevor Margo euch ebenfalls an die Arbeit kriegt.«
    »Ich habe ihr bereits versprochen, ein paar Stunden im Laden auszuhelfen.« Thomas zwinkerte vergnügt. »Sie bildet sich ein, sie hätte mich mit ihrem Charme dazu bewegt – aber wenn ich ehrlich bin, macht mir die Arbeit an der altmodischen Kasse einfach Spaß.«
    »Vielleicht könntest du mir ja ein paar Tips geben, wie man gut verkauft. Irgendwie kriege ich das einfach nicht richtig hin.«
    »Du musst lieben, was du verkaufst, Katie-Mädchen, selbst wenn du es haßt.« Anerkennend wies er auf die ordentlichen Regale und das wohlorganisierte Arbeitsmaterial. »Scheint, als hätte hier endlich einmal jemand Ordnung geschaffen.«
    »Es gibt kein größeres Organisationstalent als unsere Kate.« Susan legte der Ziehtochter eine Hand auf den Arm und sah sie aus sanften, blauen Augen an. »Ich frage mich nur, weshalb du nicht auch die Angelegenheit mit Bittie längst geregelt hast.«
    Kate schüttelte den Kopf. Da sie seit Tagen darauf gewartet hatte, dass einer der beiden auf die Angelegenheit zu sprechen kam, brach sie jetzt nicht in Panik aus. »Es ist einfach nicht wichtig genug.« Susan sah sie weiter ruhig und geduldig an. »Nein, es ist zu wichtig«, verbesserte sie sich. »Am besten lasse ich die ganze Sache erst gar nicht an mich heran.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu …«
    »Tommy«, murmelte Susan begütigend.
    »Nein«, fiel er seiner Frau mit schneidender Stimme ins Wort. Seine stahlgrauen Augen blitzten wütend auf. »Ich weiß, dass du diese Sache vorsichtig angehen

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