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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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alle Welt unsere Großmütigkeit bezeugen kann. Und wir haben dich geliebt, getröstet, bewundert und diszipliniert, weil wir erwarteten, dass du eine erfolgreiche Geschäftsfrau wirst, die uns durch die Bedeutung ihrer Position unsere Zeit und Mühe vergilt!«
    Statt zu unterbrechen, was er selbst nicht besser hätte sagen können, reichte Thomas der lautlos schluchzenden Kate ein Taschentuch.
    Susan beugte sich über den Schreibtisch und sah ihre Ziehtochter an. Ihre Stimme blieb leise, auch wenn sie zornig war. »Ja, wir haben das kleine Mädchen bedauert, das seine Eltern auf so tragische, brutale und ungerechte Weise verlor. Unsere Herzen haben für das Kind geblutet, das so verloren und zugleich so tapfer war. Aber jetzt sage ich dir noch etwas, Katherine Louise Powell, in der Minute, in der du über die Schwelle unseres Hauses getreten bist, wurdest du zu unserem Kind. Zu unserem. Du wurdest zu meinem Kind und bist es immer noch. Und die einzigen Dinge, die meine Kinder mir oder ihrem Vater schuldig sind, sind Liebe und Respekt. Wag es nie, nie wieder, mir meine Liebe zu dir derart vor die Füße zu werfen.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, rauschte aus dem Raum und ließ die Tür leise ins Schloss fallen.
    Thomas atmete zischend aus. So selten seine Frau derartige Reden auch hielt, waren sie doch jedesmal brillant. »Da hast du dich aber ganz schön in die Nesseln gesetzt, Katie-Mädchen, was meinst du?«
    »Oh, Onkel Tommy!« Sie sah, dass die Welt, die sie zu flicken versucht hatte, zwischen ihren Händen abermals zerbrach. »Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.«
    »Als erstes kommst du her zu mir.« Sie schmiegte sich in seinen Schloss, vergrub den Kopf an seiner Brust, und er wiegte sie leise hin und her. »Ich hätte nie gedacht, dass ein so cleveres Mädchen so dumm sein kann.«
    »Irgendwie mache ich alles falsch. Ich weiß nicht, wo ich anfangen – wie ich diese Sache bereinigen soll. Was ist nur los mit mir?«
    »Eine Menge, wie es scheint, aber nichts, was nicht zu reparieren ist.«
    »Sie war so wütend auf mich.«
    »Tja, auch das läßt sich klären. Weißt du, was eins deiner Probleme ist, Kate? Du hast dich so lange immer nur mit Zahlen beschäftigt, dass du selbst das Leben als ein Gleichung siehst, die genau aufzugehen hat. Aber in bezug auf Menschen und Gefühle trifft das leider nicht zu.«
    »Ich wollte keinen von euch in diese Sache mit hineinziehen. Euch zu verletzen, euch daran zu erinnern …« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. »Für euch wollte ich immer die Beste sein. Die Beste in der Schule, im Sport, in allem, was es gibt.«
    »Und wir haben deinen Kampfgeist auch bewundert, solange er kein Loch in deinen Magen fraß.«
    Erschöpft lehnte sie den Kopf an seine Schulter. Es war Feigheit, dachte sie, durch die das Loch in ihren Magen gefressen worden war. Aber jetzt musste sie die Augen öffnen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    »Ich werde alles wieder gutmachen, Onkel Tommy.«
    »Hör auf mich und laß Susie ein bisschen Zeit, sich abzuregen, ja? Man kann nur schwer mit ihr reden, wenn sie derart aufgebracht ist.«
    »Also gut.« Kate atmete tief ein und richtete sich auf. »Dann fange ich am besten mit Bittie an.«
    Er grinste erfreut. »Das ist meine Kate!«
    Auf dem Parkplatz der Firma unterzog sich Kate im Rückspiegel ihres Wagens einer letzten kritischen Musterung. Margo hatte ein kleines Wunder vollbracht. Sie hatte Kate in die obere Etage des Ladens gezerrt und mit kalten Kompressen, Augentropfen, Lotionen und Make-up sämtliche Spuren der Verwüstungen getilgt. Kate war es nicht mehr anzusehen, dass sie Zwanzig Minuten geflennt hatte wie ein gescholtenes Kind. Sie verströmte Effizienz, Gefaßtheit und Entschlossenheit.
    Einfach perfekt.
    Sie sagte sich, dass es ihr nichts ausmachte, als sämtliche Gespräche verstummten bei ihrem Betreten des Foyers. Es sollte ihr nichts ausmachen, dass man sie unverhohlen anstarrte, hinter ihrem Rücken tuschelte, angestrengt lächelte und neugierig verfolgte, was sie tat. Und wirklich wurde ihr durch dieses Gehabe manches klar.
    Diejenigen Kollegen, die sie freundlich grüßten, die einen Umweg machten, um auf ihrem Weg in die zweite Etage auf sie zuzugehen, sie ihres Mitgefühls zu versichern und sie zu fragen, ob sie vielleicht helfen konnten, zeigten ihr, dass sie mehr Freunde bei Bittie hatte, als ihr bisher bewusst gewesen war.
    Als sie den Flur hinunterging, stand sie unversehens dem Drachen

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