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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wolltest, Susie; aber ich will verdammt sein, wenn ich tatenlos mit ansehe, wie sich eins meiner Kinder einfach über den Tisch ziehen läßt.«
    Er beugte sich gebieterisch vor, ein großer, muskulöser Mann, der es gewohnt war, sowohl im Geschäft als auch in der Familie das Oberhaupt zu sein. »Von dir hätte ich mehr erwartet, Kate. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich einfach derart überfahren läßt, dich einfach kampflos geschlagen gibst. Dass du einer Tätigkeit den Rücken kehrst, für die du dein Leben lang gearbeitet hast. Und schlimmer noch, dass du dich, statt dich dem Problem zu stellen, von ihm krank machen läßt. Ich schäme mich für dich.«
    Das hatte er nie zuvor zu ihr gesagt. Dafür, dass er diese Worte niemals zu ihr sagen würde, hatte sie ihr Leben lang geschuftet. Und nun trafen sie sie schlimmer als ein Hieb. »Ich – ich habe nie auch nur einen Penny genommen.«
    »Natürlich hast du das nicht.«
    »Ich habe mein möglichstes getan. Trotzdem habe ich dich enttäuscht. Es tut mir wahnsinnig leid.«
    »Hier geht es nicht um mich«, fuhr er sie an, »sondern um dich. Darum, dass du dich einfach aufgegeben hast.«
    »Nein. Ich …«Er schämte sich für sie! Und war obendrein empört. »Ich habe alle Energien in meinen Job gesteckt. Vorschnell dachte ich, ich stünde unmittelbar vor der Partnerschaft, und dann hättest du …«
    »Und wenn man dir Knüppel zwischen die Beine wirft, gibst du einfach auf?« Er beugte sich vor und stieß sie mit dem Zeigefinger an. »Ist das deine Antwort auf die gegen dich erhobenen Vorwürfe?«
    »Nein.« Unfähig, ihn anzusehen, senkte sie den Kopf. »Nein. Sie hatten Beweise. Ich weiß wirklich nicht, woher – denn ich schwöre euch, ich habe kein Geld genommen.«
    »Also bitte, Katherine«, warf Susan leise ein.
    »Aber sie hatten Formulare, meine Unterschrift.« Das Elend schnürte Kate die Kehle zu. »Wenn ich etwas unternommen hätte, hätten sie mich vielleicht sogar angezeigt. Vielleicht wäre die Sache vor Gericht gekommen. Dann hätte ich … dann hättet ihr … ich weiß, die Leute tuscheln über die Angelegenheit, und das ist bereits peinlich genug für euch. Aber wenn wir die Sache auf sich beruhen lassen, hat sicher bald niemand mehr Interesse daran.«
    Dieses Mal hob Susan, ehe ihr Mann etwas sagen konnte, entschlossen die Hand. Auch sie war ein Mensch, der wusste, wie man sich Respekt verschaffte. »Du machst dir also Sorgen, dass uns die Sache peinlich sein könnte?«
    »Schließlich wirft das alles ein schlechtes Licht auf euch.« Kate kniff die Augen zu. »Ich weiß, dass, was ich tue, auf euch zurückfällt. Aber wenn ich einfach abwarte, wenn ich mir mit dem Laden etwas Neues aufbaue… natürlich bin ich euch das schuldig.«
    »Was ist denn das nun wieder für ein Blödsinn?« brüllte Thomas los.
    »Pst, Tommy.« Susan lehnte sich zurück und faltete die Hände in ihrem Schloss. »Ich würde Kate gerne zu Ende anhören. Was bist du uns schuldig, Kate?«
    »Alles.« Mit tränenverhangenen Augen sah sie ihre Tante an. »Alles. Alles. Ich hasse es, eine Versagerin, ein Enttäuschung für euch zu sein. Ich konnte nichts dagegen tun, war in keiner Weise vorbereitet. Wenn ich die Sache ändern könnte, wenn ich die Uhr zurückdrehen und die Sache klären könnte …«
    Sie brach erschauernd ab, als sie erkannte, dass sie Gegenwart und Vergangenheit zu mischen begann. »Ich weiß, wieviel ihr mir gegeben habt, und ich wollte es euch zurückzahlen. Sobald ich die Partnerschaft gehabt hätte …«
    »Hätte sich unsere Investition ausgezahlt«, schloss Susan ihren Satz. Da jede Faser ihres Körpers zu prickeln schien, stand sie langsam auf. »Das ist beleidigend, arrogant und grausam von dir.«
    »Tante Susie …«
    »Sei still. Glaubst du ernsthaft, wir erwarten für unsere Liebe einen Lohn ? Wie kannst du es wagen, so etwas zu denken?«
    »Aber ich habe doch nur …«
    »Ich weiß, was du gemeint hast.« Zitternd vor Schmerz klammerte sie sich an Thomas’ Schulter fest. »Du denkst, wir hätten dich bei uns aufgenommen und dich zu einem Teil unserer Familie gemacht, weil uns das arme, verwaiste Mädchen leid getan hat? Meinst du, wir hätten es aus reiner Wohltätigkeit getan – schlimmer noch, aus einer Wohltätigkeit der Fesseln und Erwartungen heraus? O ja«, fuhr sie immer erregter fort. »Die Templetons sind für ihre Mildtätigkeit allerorts bekannt. Ich nehme an, wir haben dich ernährt, gekleidet, erzogen, weil wir wollten, dass

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