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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die mir anvertrauten Klienten bestmöglich betreut, Bitties Einnahmen vergrößert, mich bemüht, dem Unternehmen Ehre zu machen – weil es mein Ziel war, eines Tages selbst als Partnerin an diesem Tisch zu sitzen. Nicht ein einziges Mal während der gesamten Zeit, die ich für Sie tätig war, habe ich auch nur einen einzigen Penny von einem der Kundenkonten eingesteckt. Wie Sie wissen, Mr. Bittie, wurde ich von Menschen erzogen, denen Integrität sehr wichtig ist.«
    »Trotzdem weisen die von Ihnen betreuten Konten Diskrepanzen auf, Ms. Powell«, warf Amanda rüde ein. »Die betreffenden Formulare tragen Ihre Unterschrift. Falls Sie heute mit einer Erklärung dafür gekommen sind, hören wir diese gerne an.«
    »Ich bin nicht hier, weil ich irgend etwas erklären will. Weder bin ich gekommen, Fragen zu beantworten, noch selbst irgendwelche zu stellen. Meine Aussage heute lautet, dass ich nie in meinem Leben etwas Illegales oder moralisch Verwerfliches getan habe. Falls es bezüglich einiger meiner Konten irgendwelche Diskrepanzen gibt, dann bin ich dafür nicht verantwortlich. Nötigenfalls gebe ich diese Erklärung gegenüber jedem der betroffenen Klienten noch einmal persönlich ab. Ebenso wie ich vor Gericht gehen und mich gegen diese Anschuldigungen zur Wehr setzen werde, falls es sich nicht vermeiden läßt.«
    Ihre Hände zitterten, so dass sie sie sorgsam unter der Tischplatte verborgen hielt. »Falls diese Angelegenheit nicht innerhalb von dreißig Tagen zur beidseitigen Zufriedenheit geregelt ist, werde ich meinen Anwalt beauftragen, Bittie und Partner wegen ungerechtfertigter Beendigung des Arbeitsverhältnisses und Rufschädigung zu verklagen.«
    »Sie wagen es also, dieser Firma zu drohen!« Auch wenn er mit leiser Stimme sprach, schlug Lawrence krachend auf den Tisch.
    »Ich drohe Ihnen nicht«, erwiderte sie kühl, obgleich sich ihr Magen schmerzlich zusammenzog. »Meine Karriere wurde sabotiert, meinem Ruf ein nicht unbeachtlicher Schaden zugefügt. Falls Sie glauben, dass ich tatenlos mit ansehe, wie man mich fertigmacht – dann überrascht es mich nicht, dass Sie glauben, ich hätte meinen Klienten Geld geklaut. Denn dann kennen Sie mich leider nicht.«
    Bittie lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, faltete die Hände und dachte nach. »Sie haben ziemlich lange gebraucht, um sich so zu artikulieren, Kate.«
    »Ja, das stimmt. Dieser Job hat mir alles bedeutet; aber allmählich gelange ich zu der Überzeugung, dass alles vielleicht ein bisschen zu viel gewesen ist. Ich hätte Sie niemals bestehlen können, Mr. Bittie. Um das zu wissen, sind gerade Sie lange genug mit mir bekannt.«
    Sie wartete einen Augenblick, weil sie wollte, dass er sich an ihre persönliche Beziehung erinnerte. »Stellen Sie sich doch mal eine Frage«, fuhr sie schließlich gelassen fort. »Weshalb hätte ich wohl läppische fünfundsiebzigtausend Dollar veruntreuen sollen, wenn ich, hätte ich Geld gebraucht oder gewollt, einfach zu meiner Familie hätte gehen können? Weshalb wohl habe ich mich all die Jahre lang für diese Firma kaputt gemacht, obgleich ich jederzeit einfach eine Spitzenposition bei Templeton hätte einnehmen können?«
    »Diese Fragen haben wir uns auch gestellt«, erklärte Bittie ihr. »Und genau aus diesem Grund haben wir Sie bisher noch nicht verklagt.«
    Langsam erhob sie sich von ihrem Platz. »Dann gebe ich Ihnen jetzt die Antwort darauf. Ich bin nicht sicher, dass sie Ihnen gefallen wird, denn sie hat mit Stolz zu tun. Ich bin, verdammt noch mal, zu stolz, um auch nur einen Dollar zu nehmen, der nicht mir gehört. Und außerdem bin ich zu stolz, um tatenlos mit anzusehen, wie man mich des Diebstahls bezichtigt. Ms. Devin, Gentlemen, danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.« Lächelnd blickte sie sich um. »Danke, Marty.«
    Sprachlos sah man ihr nach, als sie entschlossen den Raum verließ.
    Plötzlich ließ ihr Zittern nach, als sie den Highway i hinunterfuhr und merkte, wohin ihr Instinkt sie trieb. Noch ehe sie den Wagen neben der Straße stehen ließ, ausstieg und auf die Klippen zuging, hatte sie sich ganz beruhigt.
    Es galt, Aufgaben, Arbeiten, Verantwortlichkeiten zu bewältigen. Aber für einen kurzen Augenblick gab es nur Kate und das beruhigende Rauschen der Brandung, die gegen die Felsen schlug. Heute schimmerte das Meer wie ein Saphir in dem perfekten Blau, das Liebenden, Poeten und Piraten vorbehalten war. Der leichte Schaum erschien wie der Spitzenbesatz am Saum des Samtrocks

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