So hoch wie der Himmel
Auktionshaus versuchen, oder könntest die Dinge schätzen lassen und dich dann in verschiedenen Antiquitätengeschäften erkundigen, was man dir vergüten will.« Er beugte sich über den Tisch und sah sie an. »Aber wenn du mich fragst, denke ich, dass du dich am besten selbst für den Verkauf einsetzt.«
»Wie bitte?«
»Margo Sullivan kann alles verkaufen, was sie will. Was hast du denn wohl während der letzten zehn Jahre anderes gemacht, als die Produkte anderer Leute an den Mann gebracht? Und jetzt machst du das eben in eigener Regie.«
Verblüfft lehnte sie sich zurück. »Also entschuldige mal. Warst du nicht derjenige, der mir gerade dafür auf die Finger klopfte, dass ich so etwas überhaupt auch nur in Erwägung zog?«
»Ich meine nicht, dass du deine Person verkaufen sollst, sondern eben deine Habe. Mach einen Laden auf und statte ihn mit deinen Besitztümern aus. Starte eine Werbekampagne. Stell das Zeug zur Schau.«
»Einen Laden aufmachen?« Lachend griff sie nach ihrem Glas. »Das kann ich nicht.«
»Warum denn nicht?«
»Weil … weil, ich weiß nicht, warum nicht«, zögerte sie und schob ihr Glas entschieden wieder fort. »Eindeutig habe ich zuviel getrunken, wenn ich nicht mehr geradeaus denken kann.«
»Deine Wohnung ist doch bereits so eine Art Warenhaus.«
»Es gibt Dutzende von Gründen, weshalb so etwas nicht funktionieren würde.« Allein bei dem Gedanken an diese Möglichkeit wurde ihr schwindlig. »Von Geschäftsabschlüssen und Buchführung habe ich keine Ahnung.«
»Dann lerne es.«
»Es gibt zahllose Steuern zu begleichen, etliche Gebühren, die man entrichten, Genehmigungen, die man einholen, Miete, die man überweisen muß. Um Himmels willen!« Nervös spielte sie mit der juwelenbesetzten Kette um ihren Hals. »Ich versuche, Rechnungen in Ordnung zu bringen, und nicht, noch mehr zu bekommen. Um einen Laden aufzumachen, bräuchte ich Geld.«
»Oder einen Investoren, der dir das Startkapital zur Verfügung stellt.«
»Und wer wäre, bitte schön, dumm genug, so etwas zu tun?«
»Ich.«
Mit diesem Wort hob er sein Glas und prostete ihr zu.
5
Margo verbrachte den Großteil der Nacht damit, die Idee auseinanderzunehmen und sämtliche vernünftigen Einwände vorzubringen, auf die sie in ihrer ersten Begeisterung nicht gekommen war.
Allein die Vorstellung war völlig abwegig. Verwegen und närrisch zugleich. Und er hatte ihr den Vorschlag genau in dem Augenblick gemacht, in dem sie sich mühte, endlich nicht mehr lächerlich, verwegen und närrisch zu sein.
Irgendwann hatte sie sich lange genug in ihrem Bett gewälzt, so dass sie sich erhob und in der Dunkelheit auf- und abzustapfen begann. Offensichtlich hatte Josh nicht viel mehr Ahnung von der Führung eines Geschäfts als sie, sonst hätte er sich einen derart absurden Vorschlag verkniffen.
Sie war keine Verkäuferin, verdammt noch eins! Dass sie schöne Dinge zu schätzen wusste, war lediglich ein Beweis für ihren angeborenen Geschmack. Es bedeutete noch lange nicht, dass sie sich zur Händlerin eignete. Und vielleicht wusste sie, wie man posierte, aber die Bella-Donna-Frau zu sein oder irgendeinen Touristen dazu zu bewegen, dass er einen Reisescheck für einen Designer-Goldfisch unterschrieb, waren zwei Paar Stiefel!
Sicher würden Leute kommen, zumindest zu Beginn. Aus Neugier, aus Schadenfreude, um zu sehen, wie die einst berühmt-berüchtigte Margo Sullivan ihre sieben Zwetschgen verschacherte. Wahrscheinlich würde sie auch etwas verkaufen, ebenfalls zu Beginn. Damit irgendeine abgehalfterte Matrone aus der sogenannten High Society auf die antike Schnupftabaksdose in ihrer Glasvitrine zeigen könnte, die sie diesem armen versackten Modell abgekauft hatte.
Margo knirschte mit den Zähnen. Nun, zumindest hätte sie dann das Geld der abgehalfterten Matrone, oder etwa nicht?
Mutlos schüttelte sie den Kopf. Nein, es war ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Geschäft zu eröffnen barg tausend Komplikationen, und es zu führen überstieg ihre Fähigkeiten. Sicher liefe das Ganze nur wieder auf eine Katastrophe hinaus.
Feigling!
»Halt die Klappe, Josh. Schließlich ginge es nur um dein Geld, aber nicht um deinen Arsch.«
Und sie nähme sowieso kein Geld von ihm. Der Gedanke, ihm etwas zu schulden, schien ihr unerträglich. Selbst wenn sie ihren Stolz überwände, besäße sie niemals die Nerven zu einer Zusammenarbeit mit ihm. Zweifellos käme er noch öfter als bisher bei ihr vorbei, kontrollierte sie, erwartete,
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