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So kam der Mensch auf den Hund

Titel: So kam der Mensch auf den Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Lorenz
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erwachsenen Hunde ein Fehler, beim
     jungen Tier hingegen durchaus normal und keineswegs tadelnswert.
    Hieraus ergibt sich die für den Hundekäufer unangenehme Tatsache, daß man es dem verspielten kleinen Welpen nicht ansehen
     kann, ob er ein Kalfakter werden oder mit zunehmender Reife Fremden gegenüber die nötige Zurückhaltung gewinnen wird. Es empfiehlt
     sich daher, Hunde solcher Rassen, bei denen sich diese Zurückhaltung spät entwickelt, erst im Alter von fünf oder sechs Monaten
     zu kaufen. Dies gilt besonders für Spaniels und andere langohrige Jagdhunde, während Chows in dieser Hinsicht sehr frühreif
     sind und schon mit acht oder neun Wochen wesentliche Charakterunterschiede zeigen. In allen Fällen aber, in denen man die
     Gefahr des »carattere calfacteristico« ausschließen kann, sei es, daß die betreffende Rasse nicht dazu neigt, sei es, daß
     man die Eltern gut kennt, rate ich jedem, seinen Hund so früh wie |66| möglich zu kaufen. So früh wie möglich heißt hier: sobald man den Hund ohne Schaden von seiner Mutter entwöhnen kann. Für
     kleinere, rascher reifende Hunde würde ich dieses Mindestalter mit acht, für größere mit zwölf Wochen ansetzen. Da ein sehr
     junger Hund etwas ungemein Süßes ist, besteht für Menschen, die, wie ich selbst, von der Natur mit einem starken Pflegetrieb
     bedacht wurden, die erhebliche Versuchung, das Hundekind allzufrüh zu sich zu nehmen. Die Freude an der Kinderpflege ist dann
     zwar sehr groß, man bezahlt sie aber später unweigerlich mit der traurigen Erkenntnis, daß der eigene Hund zu einem weit weniger
     gesunden und kraftstrotzenden Tiere herangewachsen ist als seine Geschwister, die ursprünglich durchaus nicht kräftiger waren,
     aber der Kraftquelle der Muttermilch länger teilhaftig geblieben sind. Diese Warnung ist um so mehr am Platze, als dem Züchter
     im Interesse der Hundemutter und der zunächst noch bei ihr verbleibenden anderen Kinder verständlicherweise daran gelegen
     ist, einige Welpen so früh wie möglich loszuwerden. Nimmt man aus irgendwelchen zwingenden Gründen trotz diesen Erwägungen
     einen Hund sehr früh zu sich, dann darf man auf keinen Fall mit wirklich gutem Futter, vor allem nicht mit Milch und Fleisch
     sparen, auch ist für genügend Kalkzufuhr und antirachitische Medikamente zu sorgen.
    Überhaupt soll man der Fütterung eines jungen Hundes mehr Sorgfalt zuwenden, als dies meist geschieht. Vornehmlich Hunde großer
     Rassen bedürfen reichlicher Fleischmengen, sollen sie zu tadellosen Exemplaren heranwachsen. Die weitverbreitete Meinung,
     daß Küchenabfälle unter allen Umständen ausreichen und »Suppe« ein nahrhaftes Hundefutter sei, ist krasser Irrglaube. Darum
     sieht man in privaten Händen nur selten Doggen, Bernhardiner oder Neufundländer, die für den Eingeweihten nicht unverkennbare
     Merkmale von Unterernährung während ihrer Jugend zurückbehalten hätten. Unsere Warnungen sollen jedoch keinesfalls davon abschrecken,
     die Aufzucht des eigenen Hundes selbst durchzuführen und möglichst früh zu beginnen. Dadurch wird nicht |67| nur das Tier fester an seinen Herrn gebunden, sondern auch dessen Liebe zum Hunde wird ungleich größer sein, wenn man sich
     beim Anblick des schönen erwachsenen Tieres an all die Mühen erinnert, die es gekostet hat. Solche Erinnerungen sind schon
     ein Paar zerkaute Pantoffel und einige Flecken auf dem Parkettboden wert.
    Schließlich noch einen guten Rat, der meinem persönlichen Geschmack entspringt und den man daher nach Gutdünken annehmen mag
     oder nicht: Man schaffe sich möglichst eine
Hündin
an! Gewiß, zweimal jährlich verursacht ihre Läufigkeit lästige Scherereien; auch gibt es, hat man nicht zufällig einen gleichrassigen
     Rüden im Hause, fast unfehlbar früher oder später einen Wurf rasseloser Kinder, für die, will man sie nicht umbringen, auskömmliche
     Stellungen schwer zu finden sind. Doch werden mir alle Hundekenner beistimmen, daß jeder Mensch, welcher einen Hund seiner
     seelischen Eigenschaften wegen hält, die Hündin dem Rüden vorziehen soll. Zuzeiten wohnten in unserem Hause in Altenberg vier
     Hündinnen: meine Schäferhündin Tito, die Chowhündin meiner Frau, die Dackeline Kathi meines Bruders und eine Bulldogge, die
     meiner Schwägerin gehörte. Nur mein Vater hatte einen Rüden, der schwer zu tun hatte, um immer wieder die unwillkommenen Freier
     aus unserem Garten fernzuhalten. Einstmals waren zwei dieser Hündinnen,

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