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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Mann war oder eine Frau.«
    »War diese Person ein Mann oder…?«
    »Das ist unerheblich. Wichtig ist, daß nur ein einziger Mensch auf der Erde die Bereitschaft aufgebracht hat, sich mit Gedanken um die Auswirkungen der ARES-Monturen auf die Abschreckung zu befassen.«
    »Hohes Gericht, ich protestiere«, rief Aquinas. »Dr. Carter hat sich deswegen nicht an jeden Menschen auf Erden gewandt.«
    Während Richterin Jefferson die Stenografinnen anwies, die letzte Bemerkung des Zeugen aus dem Protokoll zu streichen, hakte Theophilus eine Eierhandgranate von seinem Koppel und fing an, auf dem Gußeisen herumzubeißen.
    »Fragen Sie mich, wieso ich irrsinnig bin«, verlangte er.
    »Wieso sind Sie irrsinnig?« fragte der Verteidiger.
    Theophilus zog den Zündstift aus der Handgranate – nichts geschah – und benutzte ihn, um im Tee zu rühren. Wäre er geboren worden, erklärte er, wäre er in der Atomwaffenabschaffung tätig geworden. Er hätte die Aufgabe gehabt, im Pentagon in einer Gummizelle zu sitzen und über strategische Doktrinen nachzudenken. In seiner zukünftigen Gegenwart wäre man der Überzeugung gewesen, daß Menschen, die sich damit beschäftigten, den Verstand einbüßten. Sie hätten im einundzwanzigsten Jahrhundert als Helden gegolten. Ihren Wahnsinn hätte man als ihr Geschenk an die Menschheit betrachtet; dank des Hutmachers und ähnlicher Märtyrer hätte die Menschheit nie vergessen, wie dicht sie einmal vor dem Untergang stand.
    »Fragen Sie mich, welcher Betätigung ich jetzt nachgehe«, sagte Theophilus.
    »Welcher Betätigung…?«
    »Historischer Rehabilitierung. Lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, Gestank.« Noch einmal griff er in seinen Hut, holte diesmal eine Handvoll Computerdisketten heraus. »Das hier gibt Marcus Aurelius«, sagte er. »Dies wird Mahatma Gandhis Gehirn eingespeist. An einem gewissen Zeitpunkt hätte die gesamte Weltgeschichte gutgeheißen, was das Tribunal hier zu leisten versucht. Aber jetzt, nachdem mir George das Leben gerettet hat…«
    »Ihr Leben gerettet?« fragte Bonenfant, indem er sofort bei Theophilus’ Einlassung einhakte. »Wie hat es sich ergeben, daß er Ihnen das Leben rettete?«
    »Hier stelle ich die Fragen! Fragen Sie mich, wie es dazu gekommen ist, daß George mir das Leben gerettet hat.«
    »Unter welchen Umständen hat George Ihnen…?«
    »Jemand wollte mich erschießen. Fragen Sie mich, wer.«
    »Wer?«
    »Fragen Sie lieber nicht. Es wäre für die Verteidigung Generalmajor Tarmacs von Nachteil.«
    »Ich hatte gar nicht vor, ihn umzunieten«, äußerte Henker zu seinen Mitangeklagten. »Ich hatte nur die Absicht, ihn einzuschüchtern, damit er mir seinen Laden übergibt.«
    »Der Laden fliegt?« fragte Randstable. »Hat er das gesagt, ja?«
    »Einundzwanzigstes- Jahrhundert-Know-how«, sagte Henker.
    »Ich würde gerne mal die Schaltpläne sehen«, meinte Randstable.
    Theophilus kramte weitere Disketten aus dem Hut. »Nachdem George mir das Leben gerettet hatte, wurde mir klar, daß die Urheber der McMurdo-Sund-Konvention ihre Befugnisse überschritten hatten. Er ist ’n dufter Bursche, der gute, alte George. Sie sollten mal die Zeugen sehen, die ich nennen kann.« Der Hutmacher schwenkte eine Diskette. »Schauen Sie her! Sokrates kann zu seinen Gunsten aussagen. Und Franz von Assisi. Johanna von Orleans. Jesus Christus selbst ist bereit, für George in den Zeugenstand zu gehen… Jawohl, derselbe Jesus Christus, der gesagt hat: ›Wer deine Hauptstadt atomisiert, dem biete auch deine größte Hafenstadt an.‹«
    George beobachtete, daß Pastor Sparrens Gesicht sich rasch von rot zu bläulich verfärbte.
    »Ich beantrage«, sagte Aquinas und stand auf, »daß das gesamte Geschwätz des Zeugen aus dem Protokoll gestrichen wird.«
    »Mister Carter hat festgestellt, daß mein Mandant in eine Falle gelockt worden ist«, sagte Bonenfant. »Das ist ein wichtiger Aussagepunkt.«
    Während das Gericht beratschlagte, füllte Theophilus Abgabeverträge und Disketten wieder in den Hut.
    »Die bisherige Aussage des Zeugen wird im Protokoll belassen«, verkündete Richterin Jefferson den Gerichtsbeschluß. »Es steht der Staatsanwaltschaft frei, ihn gleichfalls zu befragen. Wir wünschen das Kreuzverhör jedoch nicht ungebührlich lang auszudehnen.«
    »Die Staatsanwaltschaft verzichtet aufs Kreuzverhör«, sagte Aquinas.
    »So? Warum?«
    »Weil das Leben kurz ist, Euer Ehren.«
    *
    Wie Fieber das Gehirn befallen und für das menschliche Auge Dinge

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