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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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ermöglichte. Dies war das Geschenk, auf das ich gehofft hatte.
    Die Kommunikationssoftware von Grid 2, die das Personal von Osborn 4 sich bei einer anderen Abteilung geliehen hatte, war sehr hilfreich für mich gewesen, denn sie hatte mir die Nutzung eines Computerbildschirms verschafft, der über einen Schalter bedient wurde, und auf diese Weise hatte ich überhaupt erst kommunizieren können. Doch seitdem ich begonnen hatte, den PC der Schwesternstation zu nutzen, war es immer mein Wunsch gewesen, einen eigenen Computer zu besitzen.
    Mithilfe des Grid 2 hatte ich Mark mitgeteilt: » ICH MÖCHTE EIN NETBOOK «. Und hier war es. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Anita die Kinnlade herunterfiel. Ihre Aufgabe war es nämlich gewesen, die Bestellung für die Grid-2-Software aufzugeben und dafür die 6 000 Pfund des Wohltätigkeits-Rennens zu nehmen.
    »Was zum Teufel sollen wir denn jetzt mit dem verfluchten Teil machen, wenn es ankommt? Wir können es nicht mehr abbestellen. Wir haben gerade 6 000 Pfund zum Fenster rausgeschmissen«, flüsterte sie Alison zu.
    Als das Paket schließlich geliefert wurde, kaufte es glücklicherweise die Geschäftsführung des Krankenhauses, um es in Osborn 4 einzusetzen.
    Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren, versammelten sich Freundinnen und Freunde in der Küche, jenem Ort, wo früher so viele unserer Feste geendet hatten, um auf das Geburtstagskind anzustoßen. Ich konnte leider nicht mitmachen, da ich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht trinken durfte, doch ich hörte mir an, wie alle ermutigende Worte für mich fanden und wie sehr sie davon überzeugt seien, dass ich eines Tages wieder nach Hause zurückkehrte, nachdem ich jetzt schon derartige Fortschritte gemacht habe. Mark dankte allen für die Unterstützung der Familie in dieser harten Zeit.
    Danach fragte Jaquis Gatte James, ein Mann voller Würde, großer Güte und sehr bedacht in seinen Äußerungen, ob er auch noch etwas sagen dürfe. Er begann damit, wie fantastisch es sei, dass ich zu Hause sei, und wie das Beisammensein aller Freundinnen mit mir zeige, was Freundschaft wirklich bedeute. Dann sagte er etwas, das den ganzen Raum mucksmäuschenstill werden ließ: »Ich bin sicher, dass wir alle gedacht haben, hoffentlich passiert das nicht in unserer Familie.«
    Eine Sekunde lang herrschte bestürztes Schweigen, und alle Blicke richteten sich zunächst auf mich und danach auf die eigenen Angehörigen. Es war verdammt mutig, dies auszusprechen, und wäre es von jemand anderem gekommen, hätte es vielleicht beleidigend gewirkt, doch James’ Worte berührten bei jedem eine Seite.
    Die Party war mit einem Schlag beendet, und als die Schwestern meinten, zwei Stunden unterwegs seien lang genug für mich, war ich emotional und körperlich völlig erschöpft. Außerdem stand mir noch die Aufregung bevor, in den Kleinbus befördert, danach wieder ins Krankenhaus geschoben und ins Bett gehievt zu werden, bevor ich zur Ruhe kommen konnte.
    Als mein Rollstuhl im Kleinbus befestigt wurde, rollten mir Tränen aus den Augen. Meine Freundinnen deuteten sie als Trauer, dass ich die Party und alle, die ich liebte, verlassen musste. Doch ich war erleichtert, in meinen sicheren Hort in Osborn 4 zurückzukehren. Ich weinte, weil sich in meine Erschöpfung die Erkenntnis mischte, dass es noch ein langer Weg war, bevor ich mich wieder glücklich und sicher in meinem alten Zuhause fühlen würde.
    Als der Bus mit mir davonfuhr, schaffte ich es, meinen Arm zu heben und majestätisch zu winken.

KAPITEL 28

Therapiewahnsinn
    I ch habe mich nie für ungeduldig gehalten. Ich war eine Mutter mit hohen Ansprüchen, die ihren Kindern jede Möglichkeit bieten wollte, von klein auf ihre Fähigkeiten zu entwickeln, weshalb ich dafür sorgte, dass India, Harvey und Woody den Zeitplan ihrer Aktivitäten einhielten. Ich selbst hätte mich als engagiert und zielstrebig beschrieben, als jemand, für den Misserfolg ein Zeichen von Schwäche ist. In Osborn 4 lernte ich sehr bald, dass nichts schnell geschah, wenn man keinen Druck machte.
    Nach der niederschmetternden Erfahrung, allein im Krankenhaus zu bleiben, während die Familie ihren Urlaub in Cornwall verbrachte, hatte ich mir vorgenommen, im August wieder so weit genesen zu sein, dass ich Mark und die Kinder in den Hauptferien begleiten konnte. Mir blieben zwei Monate, um meine körperliche Kraft und die Beweglichkeit so weit zu entwickeln, dass man mich entlassen durfte. Wie ein Gefangener, der

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