So nah bei dir und doch so fern
gut, aber eine Besucherin des Cafés musste wiederbelebt werden, als Dave plötzlich mit nichts anderem als einem knallgelben Mankini auf der Haut erschien. Alison hatte sich diesen Gag schon vor langer Zeit ausgedacht. Bevor sie nach Cornwall abgereist war, hatte sie groß eingekauft und eine Art Schwarzer-Peter-Spiel mit Päckchen für jeden zusammengestellt. In jedem Päckchen befand sich irgendein bescheuertes Kleidungsstück mit einem Auftrag. Für mich gab es einen Trägerrock im Nory-Betty-Stil mit der Anweisung:
Zieh es an. Ich will ein Foto.
Anita bekam einen Plastik-Regenhut, der sehr viel mehr zum Fotografieren reizte.
Als Dave mit seinem Geschenk an der Reihe war – dem Mankini, der durch Borat in Mode gekommen war – hieß es: »Hiervon bitte kein Foto.« Natürlich bekam Alison eins. Dave, immer zu einem Scherz aufgelegt, schlich aufs Männerklo, tauschte Khakihose und kurzärmliges Hemd gegen seinen neuen Badeanzug aus, stolzierte damit im Park herum und erschreckte kleine Kinder sowie Leute mit schwachen Nerven. Das Ding machte nicht jeden hübscher – und ganz bestimmt nicht einen fünfundfünfzigjährigen zur Glatze neigenden Geschäftsmann.
Meine Freundinnen bogen sich vor Lachen, und mir gelang sogar ein schiefes Grinsen. Abi knipste mit ihrem Handy ein Bild und schickte es direkt an Alison, die gerade ein Grillfest am Strand veranstaltete, als das Foto ankam. Ich bin sicher, ihr Kreischen den ganzen Weg von Cornwall bis zu uns in Sheffield gehört zu haben.
Trotz all des Gelächters erfasste mich Traurigkeit. Ich war physisch und emotional völlig ausgelaugt. Etwas so Einfaches wie ein Ausflug in den Park hatte mir sämtliche Kraft geraubt. Anita rundete den Tag mit einer großen Geburtstags-Eistorte und vierzig Kerzen darauf ab. Die Torte sah echt aus, war aber aus Schaumstoff gemacht und mit Zuckerguss überzogen. Anita hatte beschlossen, wenn ich nichts essen könne, dann sollten es auch die anderen nicht tun. Das war eine nette Geste, und als ich mit Unterstützung meiner Freundinnen kraftlos versuchte, die Kerzen auszupusten, wünschte ich mir etwas … bei meinem nächsten Geburtstag wieder normal zu sein.
Nach weniger als drei Stunden kam der Krankenwagen, Anita lud mich hinten in das Auto, und danach ging es zurück nach Osborn 4. Als ich aus dem Rückfenster schaute, sah ich gerade noch all die lachenden Gesichter meiner Freundinnen in der Ferne verschwinden, und es brach mir das Herz. Ich weinte so bitterlich, dass die arme Anita schon bald keine Papiertaschentücher mehr hatte und zu einem Kissen greifen musste, um meine Tränen abzuwischen. Das brachte uns zum Lachen, nur um sofort darauf wieder von Neuem weinen zu müssen.
Nach der Ankunft im Krankenhaus wurde ich ganz unzeremoniell aus dem Krankenwagen gehoben und in mein Bett gehievt. Dann leuchtete auf dem Handy, das Mark mir vor seiner Abreise nach Cornwall gegeben hatte, um in Kontakt zu bleiben, die Nummer von India auf. Trotz der begrenzten Beweglichkeit schaffte ich es, den Knopf für Empfang zu drücken und den Anruf auf Lautsprecher zu stellen. Im Hintergrund hörte ich, wie die Möwen mit den geballten Stimmen des Familienchors, der Happy Birthday sang, um die Wette schrien.
Indias Stimme zu vernehmen, nahm mich mit. Sie reichte das Handy an Harvey, Woody und Mark weiter, und einer nach dem anderen erzählten sie von Surfunterricht und Drachensteigenlassen, Grillpartys am Strand und Boule. Alle sagten, sie würden mich vermissen, doch sie schienen auch ohne mich Spaß zu haben. Nachdem sie den Anruf beendet hatten, fühlte ich mich leer.
Mark und die Kinder waren herrlich braun gebrannt und wirkten erholt, als sie einen Tag früher als erwartet zurückkamen. Sie hatten beschlossen, zu packen und früher nach Hause zu kommen, und ich kann nicht sagen, dass es mir leidtat. Die Kinder schnatterten pausenlos voller Energie und Begeisterung über ihren tollen Urlaub, und Mark sah so entspannt aus, wie ich ihn seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt zu haben glaubte. Ich war glücklich, dass sie es in Cornwall so gut gehabt hatten, noch glücklicher aber war ich, sie wieder sicher zu Hause zu wissen.
Meine Geburtstagsparty ohne die Familie hatte für India echte Probleme mit sich gebracht. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Aussicht auf schöne Ferien und dem Wunsch, an der Seite ihrer Mutter zu bleiben. Obwohl sie sich sehr auf den Surfunterricht und das Schwimmen gefreut hatte, wollte sie an meinem
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