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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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meiner liebsten Schwestern, an der Wand stand und weinend darauf wartete, dass ich an ihr vorbeiging. Sie würde mir nie mehr den Hintern abwischen, den Katheterbeutel leeren, mir mit einem Löffel Earl Grey Tee einflößen oder mich zum Lachen bringen.
    Diese Endgültigkeit traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. In jenem Moment verstand ich, welche Bedeutung diese Menschen während der letzten sechs Monate für mein Leben gewonnen hatten. Es stimmt schon, dass wir unsere Höhen und Tiefen miteinander erlebt haben, in der Regel verursacht durch meine Ungeduld, und was ich immer wieder vermisste, war Einfühlungsvermögen, dennoch, ganz ehrlich, diese Menschen wurden zu meiner Familie. Sie teilten ihr Wissen mit mir und gewährten mir Einblick in ihr Privatleben. Ich hatte das Gefühl, eine ihrer Freundinnen zu sein. Sie versorgten mich mit den medizinischen Kenntnissen und der Pflege, die ich benötigte, um erfolgreich zu genesen, und sie ließen es zu, dass ich die Regeln umging.
    Ich bin kein sentimentaler Mensch, doch selbst mich überwältigten die Gefühle. Als ich wieder auf die Füße kam, sah ich meine Mutter an der Tür stehen, die in die normale Welt führte. Ich schwankte ihr entgegen und machte meine letzten symbolischen Schritte, bevor ich in den wartenden Rollstuhl sackte.
    Als ich mich umdrehte, um endgültig zum Abschied zu winken, erwartete ich, dass mir das Pflegepersonal den Mittelfinger zeigen würde. Und ich hätte es ihnen noch nicht einmal verdenken können. Doch alles, was ich erblickte, war eine Reihe strahlender Gesichter.
    Bis zum Ende hin eben echte Profis.

    Ein einfaches »Danke!« reicht nicht … Sie alle haben mich vor dem bewahrt, was ein beschissenes Leben hätte werden können!

    Eintrag auf Facebook am Freitag, dem 1. Oktober 2010:

Ich sitze alleine in meiner fantastischen Küche und denke darüber nach, wie mir Leute, die ich kenne, und solche, die ich nicht kenne, den Auftrieb gegeben haben, weiter zu kämpfen. Ich glaube wirklich, dass ich ohne eure Liebe und Unterstützung, verbunden mit meiner unglaublichen Sturheit, niemals so weit gekommen wäre. Von ganzem Herzen Dank an jeden von euch, und ermutigt mich weiter, es verleiht mir enorme Kraft. Wie Rocky auf den Stufen zum Museum in seinem berühmten Film kann ich jetzt die Musik hören!

KAPITEL 38

So, Kinder, jetzt reicht’s! Die Normalität hat mich wieder
    I ch wusste, dass mich die acht Monate Krankenhausaufenthalt verändert hatten, doch der Schock, wieder zu Hause zu sein, war größer als erwartet. Unser Familienleben war zum Verzweifeln. Ein paar Stunden in diesem Chaos aus Lunchpaketen, Nachmittagsaktivitäten und Geschwisterkämpfen reichten, um mich schon fast wieder nach der Langeweile und der relativen Ruhe des Krankenhauses zu sehnen.
    Mark war immer noch auf Geschäftsreise, daher kümmerten sich Schwägerin Ann und Schwager Kevin um mich und die Kinder. Zu meiner Begrüßung hatten sie draußen Willkommens-Transparente und Luftballons angebracht. Als ich auf meinen Krücken in die Diele stakste, wehte mir aus der Küche ein anheimelnder Geruch entgegen. Ann briet gerade Lammfleisch für eines ihrer berühmten Gerichte.
    Mit Blick in die Zukunft hatten beide Großelternpaare gesagt, sie wollten wieder zu ihren alten Leben zurückkehren und ihre Rolle als Behüter der Kinder aufgeben, die sie acht Monate lang übernommen hatten. Mit meiner Zustimmung hatte Mark unsere alte Babysitterin Jessie als tägliche Stütze angeheuert. Sie erschien Montag bis Freitag für drei Stunden von 8 bis 11 Uhr, machte alles für die Kinder fertig, brachte Woody zu Fuß zur Schule und kochte mein Essen. Nachmittags holte sie die Kinder von der Schule ab, bereitete deren Lunchpakete für den nächsten Tag vor, kochte ihnen Tee und fuhr sie zu ihren jeweiligen Aktivitäten.
    Außerdem hatten wir eine Putzhilfe, die schon vor meinem Schlaganfall zwei Stunden pro Woche gekommen war, was sie während meines Krankenhausaufenthalts beibehalten hatte und auch jetzt weiterführte. In den ersten Monaten war ich auf diese Hilfen extrem angewiesen. Jessie gönnte sich nach ihrem Abitur ein Jahr Auszeit, sie brauchte Geld, und die Kinder waren gerne mit ihr zusammen. Solange ich noch unsicher auf den Beinen war und nur ein paar Schritte mit meinen Krücken zurücklegen konnte, bevor ich ermüdete, brauchte ich jemanden in meiner Nähe, wenn Mark arbeitete.
    Die erste Nacht zu Hause war seltsam. Zur Schlafenszeit half mir Ann nach oben

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