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So nicht, Europa!

Titel: So nicht, Europa! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Bittner
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aus, sagt er – eine gewisse stilistische
     Lockerheit. Noch, gibt Albrecht zu, noch mag dieses Parlament nicht ganz erwachsen sein. »Aber die Pubertät«, sagt er, »ist
     doch eine wichtige Entwicklungsphase im Leben.«

2.   Hartes zu weich
    Europa in der Wirtschaftskrise
    Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.
    Angela Merkel
     
    Der einzige Zweck von Vorhersagen über die wirtschaftliche Entwicklung ist es, Astrologie respektabel erscheinen zu lassen.
    John Kenneth Galbraith, amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler
     
    Eines Tages schickte mir der Schriftsteller Hugo Hamilton eine besorgniserregende Mail aus seiner Heimat Irland. »Das Land
     steht unter Schock«, berichtete er. »Ich habe von Leuten gehört, die in den Schlafzimmern ihrer Kinder Reissäcke horten. Eine
     Mutter hat ihre Teenagersöhne zum Löchergraben in den Garten geschickt. Wozu? Sie sollten lernen, zu überleben, sagte sie.
     Ein bekannter Fernsehmoderator brach in einer Livesendung vor lauter Verzweiflung in Tränen aus. Er fühlte sich zu sehr an
     das bitterarme Irland seiner Jugend erinnert.«
    Es war im Frühjahr 2009.   Über Europa breitete sich ein Ausnahmezustand aus, und die Iren traf es als Erste. Was war es, was da begann über Europa hinwegzurollen?
    Das auslösende Datum für das, was sich in den kommenden Monaten zu einer Weltfinanzkrise auswachsen sollte, war der 15.   September 2008.   Nach einigen hektischen und erfolglosen Versuchen, die Liquidität zu halten, brach die traditionsreiche und bis dahin muskulöse
     New Yorker Investmentbank Lehman Brothers zusammen. Mit einem plötzlichen Donnerschlag war sie das Opfer einer Boom-Blase
     geworden, die sich auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ausgebreitet hatte. Jahrelang hatten es Banker in den Vereinigten
     Staaten Arbeiternehmern mit unterdurchschnittlichem Einkommen schmackhaft gemacht, Häuser zu kaufen. Die Anlagen seien vollkommen
     risikofrei, versicherten die Finanzexperten ihren Kunden. Zwar würden sich über die Jahre die Zinsen für die Kredite erhöhen,
     doch die Grundstückspreise würden noch viel rasanter anziehen. Wer heute kaufe, könne sichgünstig ein Vermögen anschaffen, lautete die Verkaufsphilosophie hinter den so genannten
Subprime -(also
»zweitklassigen«)Kredi ten .
    Anleger mit schlechter Bonität, vom Lehrer über die Krankenschwester bis zur Supermarktkassiererin, glaubten in Scharen diesen
     Versprechen. Viele kauften nicht nur ein Haus, sondern gleich mehrere. Doch die angeblich so sicheren Renditeobjekte erwiesen
     sich als Luftschlösser. Die Häuser stiegen keineswegs im Wert. Stattdessen fielen die Immobilienpreise in den USA in den Keller.
     Die Neuanschaffungen ließen sich nicht einmal mehr kostendeckend vermieten. Hinzu kam eine wachsende Arbeitslosigkeit gerade
     unter der
Subprime
-Klientel. Das Resultat: Zigtausende von Hypothekenschuldnern sahen sich nicht mehr imstande, die wachsenden Kreditzinsen
     zu bedienen. Die Banken bekamen ihr Geld nicht zurück – und blieben auf einem Haufen Schrottimmobilien sitzen. Der Internationale
     Währungsfonds schätzte im Oktober 2008 den Wertverfall der
Subprime
-Hypotheken auf 500   Milliarden Dollar.
    Der Zusammenbruch der Lehman-Brothers-Bank löste eine Lawine aus. Um das Risiko der
Subprime
-Kreditvergabe möglichst breit zu verteilen, hatten sie und andere amerikanische Banken die Rückzahlungsforderungen in leicht
     übertragbare Schuldverschreibungen gebündelt und als Pakete an europäische und asiatische Banken weiterverkauft. Rating-Agenturen,
     die von diesen Verkäufen profitierten, sorgten mit frisierten Bewertungen für eine gute Absetzbarkeit der Produkte. Zur Insolvenz
     einer der bis dahin größten amerikanischen Banken, auf die auch andere Banken ihre Zahlungsfähigkeit gestützt hatten, kam
     also noch, dass Finanzhäuser in aller Welt zuhauf »faule Kredite« in ihren Beständen entdeckten. Die Finanzkrise globalisierte
     sich über Nacht. Überall in Europa mussten Banken innerhalb kürzester Zeit notverstaatlicht werden. Auch deutsche Geldhäuser
     und Versicherer, die Geschäfte mit Lehman Brothers gemacht hatten, gerieten in den Abwärtssog. Allein für die als »systemrevelant«
     eingestufte Hypo Real Estate musste die Bundesregierung mehrere Milliarden Euro Stützungsgelder aufbringen.
    Irland traf der Crash aus mehreren Gründen besonders früh und besonders hart. Wer sich wenige Monate nach dem Höhepunkt der
     weltweiten

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