So schoen kann die Liebe sein
Darunter trug er konventionelle westliche Kleidung - ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Fasziniert starrte sie auf seine breite Brust und das dunkle Haar, das an seinem geöffneten Kragen hervorlugte. O ja, in den sieben Jahren war aus dem gut aussehenden Jüngling ein attraktiver, verführerischer Mann geworden. Und sie tat gut daran, sich das immer vor Augen zu halten.
Er rieb sich nachdenklich übers Kinn, ehe er sagte: „Ich möchte von dir wissen, ob das, was ich erfahren habe, stimmt.”
Sie spürte, wie ihre Wut einer aufkommenden Panik wich. „Was hast du erfahren?” fragte sie und hielt den Atem an.
„Dass du Schwierigkeiten mit deiner Farm hast und dich gerade so über Wasser hältst. Ich hatte schon daran gedacht, dir meine Hilfe anzubieten, vermutete aber, dass du zu stolz sein wirst, sie anzunehmen.”
Erleichtert atmete sie wieder aus. Vielleicht wusste er ja nicht alles. „Da hast du Recht, ich brauche deine Hilfe nicht, weder finanziell noch anderweitig.”
„Bist du dir da sicher, Andrea?”
„Ja, ich kann nicht klagen. Mir geht es gut.”
„Aber du bist nicht verheiratet.”
Sie fuhr hoch. „Ich habe nie einen Ehemann gesucht.” Doch die Wahrheit war, dass bisher kein Mann einem Vergleich mit Samir Yaman hatte standhalten können, obwohl sie sich immer wieder sagte, dass sie ihren Jugendschwarm inzwischen längst überwunden haben musste und sie ohnehin nie zusammengepasst hätten. Und dieses plötzliche Wiedersehen bestärkte sie nur darin, dass sie niemals Teil seiner Welt sein konnte.
„Ich habe noch eine Frage”, sagte er in ihre Gedanken hinein.
„Wenn es mit der Vergangenheit zu tun hat, dann möchte ich sie nicht hören. Es ist aus und vorbei.”
„Es ist nicht vorbei, Andrea, sosehr du dir das auch wünschen magst.” Seine Stimme und seine Miene verrieten Unmut. „Wie geht es deinem Sohn?”
Sie sah ihn misstrauisch an. „Woher weißt du von ihm?”
„Ich habe die Mittel und Möglichkeiten, alles über die Menschen herauszufinden, über die ich etwas herausfinden möchte.”
Sie verfluchte seine arrogante Art. „Meinem Sohn geht es gut, danke.”
„Und seinem Vater?”
Ihr Herz stockte, doch der Beschützerinstinkt gegenüber ihrem Kind brachte sie dazu, sich schnell wieder zu fangen. „Das weiß ich nicht.”
„Aber er muss doch einen Vater haben, Andrea.”
„Nein, hat er nicht. Sein Vater ist nicht involviert. War er auch nie.”
„Dann ist es mein Sohn, oder?”
O Himmel, was sollte sie jetzt sagen? War er zurückgekommen, um ihr das Kind wegzunehmen? Sie würde es nicht hengeben. Nicht, ohne zu kämpfen. „Glaub, was du willst.
Diese Unterhaltung ist für mich beendet.”
„Das ist sie noch lange nicht.”
„Was willst du noch von mir?”
„Ich will wissen, warum du mir nie von meinem Sohn erzählt hast.”
Sie lachte verbittert auf. „Wie denn? Du warst verschwunden, ohne eine Telefonnummer oder Anschrift zu hinterlassen.”
„Dann gibst du also zu, dass ich der Vater bin?”
„Ich gebe gar nichts zu. Ich meine, dass es unerheblich ist, Scheich Yaman. Die Vergangenheit ist vorbei. Ich möchte sie nicht wieder aufleben lassen.”
„Es ist unerheblich, was wir wollen, Andrea. Wichtig ist unser Kind. Ich bin entschlossen, das hier zu Ende zu bringen. Wenn nicht jetzt, dann später.”
Sie öffnete die Tür und wollte aus dem Wagen schlüpfen, doch Sam ergriff sie bei der Hand und hielt sie fest. „Ich melde mich bei dir”, sagte er mit einem derartig traurigen Ausdruck in den Augen, dass sie so etwas wie Schuldgefühle empfand. Doch sogleich wurde seine Miene wieder undurchdringlich, während er ihre Hand herumdrehte und mit der Fingerspitze über die Innenseite strich. Unwillkürlich dachte sie an jene Nacht zurück, als seine Berührungen sie dazu gebracht hatten, ihn anzuflehen aufzuhören, und dabei hoffte, er würde es nicht
tun.
Andrea entriss ihm ihre Hand, stieg aus und rannte wie gehetzt zu ihrem Pick-up. Sie lief davon vor ihrer Angst, ihren Sohn zu verlieren, sie lief davon vor ihrer Liebe, die sie noch immer nicht überwunden hatte.
Aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie Sam Yaman niemals entkommen würde.
Samir Yaman saß allein in seiner dunklen Hotelsuite, umgeben von all dem Luxus, den er gewöhnt war. Allerdings fehlte ihm jetzt ein Drink. Gern hätte er den rauchigen, brennenden Geschmack von Whisky auf seiner Zunge gespürt, doch er wagte es nicht, diesem Verlangen nachzugeben. Seit jener
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