So schön kann Küssen sein
hatte keine Ahnung, wie Manny und Lewis Lee miteinander auskommen würden. Und sie wusste nicht, ob Lewis, ihr lebenslanger Freund, ihr ihre “Verlobung” abkaufte.
Es war ihr einfach keine Erklärung eingefallen, wieso sie niemandem von Manny und dem Baby erzählt hatte. Wenn Manny seinen Auftrag erledigt und die Ranch bereits verlassen hätte, hätte sie mehr Zeit gehabt, um sich etwas auszudenken. Dass er nun noch blieb, freute sie zwar, andererseits wollte sie aber auch nicht ihre Freunde belügen. Darum hatte sie unsinnigerweise gehofft gehabt, sich irgendwie durchmogeln zu können.
“Du hast dir also einen Mann angelacht, Kleine?” Lewis Lee betrachtete Manny misstrauisch, schüttelte ihm aber die Hand. “Wo habt ihr euch kennengelernt?”
Randi wandte sich Hilfe suchend an Manny, sah ihm jedoch an, dass er ihr die Erklärungen überlassen wollte. “Erinnerst du dich, wie ich kurz nach Moms Tod einige ihrer Sachen zu Tante Emily in Waco gebracht habe? Bei der Gelegenheit war es.” Sie warf noch einen nervösen Blick zu Manny, erhielt von ihm jedoch keine Hilfestellung.
Lewis Lee nickte und drehte sich zu Manny. Randi hielt den Atem an. Jetzt kamen bestimmt Fragen, vielleicht auch Ermahnungen von dem Mann, der wie ein Vater für sie war und den sie nur ungern belog. Die ganze Sache drohte, außer Kontrolle zu geraten.
“Können Sie reiten, junger Mann?”
Manny straffte sich, drückte das Baby an sich und kam einen Schritt näher. “Ich werde schon mit Ihnen mithalten, Mister.”
Sekundenlang sahen die beiden sich schweigend an. Randi ertrug es zwar kaum, mischte sich jedoch nicht ein.
Schließlich fuhr Lewis Lee fort: “Hängen Sie nur den ganzen Tag hier herum, oder wollen Sie sich die Ranch auch mal anschauen, auf die Sie einheiraten?”
“Moment mal, Lewis Lee”, warf Randi ein. “Er heiratet nicht die Ranch, sondern mich. Und er hängt hier nicht herum, sondern er hat sich die Schulter verletzt”, erklärte sie und nahm Manny den Kleinen ab.
Keiner der beiden Männer achtete darauf, was sie sagte. Sie fixierten einander, als würden sie gleich auf offener Straße einen Kampf ausfechten. Dann ging Manny wortlos zu dem Haken, an den er seinen neuen Arbeitshut gehängt hatte, setzte ihn auf und öffnete die Hintertür.
“Warte mit dem Abendessen nicht auf mich, Randi”, sagte er ernst. “Es könnte spät werden.”
Nachdem Lewis Lee ihm wortlos gefolgt war, blieb Randi allein zurück und fragte sich, wie es zwischen den beiden weitergehen würde. Sie konnte kaum glauben, dass Lewis Lee ihnen die Geschichte so einfach abgekauft hatte. Sicher, er redete nie viel, aber dass er so wenige Fragen gestellt hatte, überraschte sie.
Mit seiner Frau lief das bestimmt völlig anders. Hoffentlich konnte sie deren Verhör so lange wie möglich aufschieben. Vielleicht waren Manny und Ricky dann auch schon wieder fort, und sie konnte behaupten, es sei ihr unerträglich, darüber zu sprechen.
Auf dem Ritt mit Lewis Lee über die Ranch rechnete Manny mit dem Vorwurf, es würde sich nicht schicken, dass er bei Randi wohnte. Stattdessen bekam er zu hören, er solle dem Mädchen nicht wehtun, und er erfuhr einiges über die ruhmreichen und stolzen Zeiten der Running-C-Ranch.
Mühelos erkannte Manny, welche Möglichkeiten dieser geschichtsträchtige Ort bot. Es war wirklich schade, dass hier kein Vieh mehr gezüchtet wurde, wie Randis Vorfahren das getan hatten, doch ohne wirkliche Unterstützung würde Randi die Ranch nicht einmal halten können.
Auf lange Sicht konnte er gar nichts tun. Er würde nicht einmal lange genug hier sein, um den Lauf der Ereignisse zu verlangsamen. Diesen Schmerz konnte er Randi nicht ersparen.
Er bedauerte, dass seine Familie nie an einem bestimmten Ort sesshaft geworden war. Außerdem hatte er sich nie etwas aus seinem Ruf gemacht. Für Randi musste ihr Ruf jedoch eine große Bedeutung besitzen, weil er alles war, was ihr nach dem Verlust der Ranch noch bliebe. Darum würde sie auch großen Wert darauf legen, sich nach seiner Abreise gegen die zu erwartenden Gerüchte und Lügen zu behaupten.
An den folgenden zwei Tagen verließ Manny schweigend in der Morgendämmerung das Haus, ritt mit Lewis Lee über die Ranch und erledigte Arbeiten, die er trotz seiner schmerzenden Schulter schaffte.
Randi kümmerte sich gern um Ricky. Sie hatte dafür gesorgt, dass sie momentan nicht in der Kinderkrippe arbeiten musste. Dadurch blieb ihr erspart, in der Stadt ihre Geschichte
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