So schön kann Küssen sein
zu erzählen und irgendetwas zu erklären.
Als Manny sich nun auch an diesem Morgen noch vor Sonnenaufgang nach unten schleichen wollte, sah er Randi vor ihrem Spiegel sitzen und sich das Haar bürsten. Der Anblick berührte ihn so, dass er an der offenen Tür stehen blieb.
“Guten Morgen”, sagte er leise.
“Oh, guten Morgen”, erwiderte sie und strahlte ihn an. “Soll ich dir Frühstück machen? Ricky schläft bestimmt noch eine Weile.”
Er schüttelte den Kopf und wollte weitergehen, rührte sich jedoch nicht von der Stelle.
“Wo ist die Schlinge, die wir für deinen Arm gemacht haben?”, fragte sie.
“Die Schulter ist schon besser geworden. Ich brauche keine Schlinge mehr. Höchste Zeit, dass ich endlich etwas leiste.”
“Du musst wirklich nicht auf der Ranch arbeiten”, versicherte sie. “Du hast doch schon eine Arbeit. Lewis Lee und ich schaffen das wie bisher.”
Es war besser, er machte sich gleich an die Arbeit, sonst blieb er womöglich, um diese bezaubernde Frau näher kennenzulernen und mit ihr und dem Baby Familie zu spielen.
“Ich kann beide Arbeiten gleichzeitig erledigen, und es ist höchste Zeit, dass ich mich auf den Weg mache”, entgegnete er und eilte zur Treppe, um der Versuchung zu entkommen.
Randi warf die Bürste auf das Tischen. Wenn sie weiterhin so höflich und korrekt miteinander umgingen, drehte sie noch durch. Anfangs hatte sie gedacht, es würde ihr später das Herz brechen, wenn Manny wieder wegging, nachdem sie ihn in ihrem Haus gehabt hatte und ihm näher gekommen wäre. Nun merkte sie, dass es viel schlimmer war, ihn in ihrem Haus zu haben und ihm nicht näher zu kommen.
Anstatt sich mit ihr anzufreunden, hatte er in den letzten achtundvierzig Stunden kaum mit ihr gesprochen, es sei denn, es war um Ricky gegangen. Nachts schlief er in dem ehemaligen Schlafzimmer ihrer Eltern, und sie hatte das Baby in ihrem Zimmer in einem Bettchen bei sich, das er in Willow Springs besorgt hatte. Abend kochte und putzte er und half ihr mit Ricky – alles weitgehend schweigend.
Es brachte sie um den Verstand, dass sie nichts über seine Arbeit, sein bisheriges Leben und seine Wünsche wusste. Auf diese Weise konnte sie nur insgeheim von ihm träumen, weil sie sich nicht dazu durchringen konnte, ihn direkt zu fragen oder sonst irgendwelche Schritte zu unternehmen. Doch jetzt nahm Randi sich vor, das zu ändern.
Sie wollte Manny gefühlsmäßig und körperlich näher kommen, bevor die Gelegenheit verpasst wäre. Wie sollten sie jemals Freunde oder gar ein Liebespaar werden, wenn Manny sie nicht beachtete?
Ein paar Stunden später trat Randi hinaus in den Sonnenschein dieses milden Tages im Spätherbst und zog den Wäschekorb hinter sich her. Sie wollte die Babysachen aufhängen, während Ricky schlief. Manny hatte sie schon vor einiger Zeit auf dem Dach gehört. Jetzt hoffte sie, einen Blick auf ihn zu erhaschen.
Gerade hatte sie mit Aufhängen begonnen, als ihre gute Freundin Marian Baker in ihrem zehn Jahre alten Wagen vorfuhr und lächelnd ausstieg.
“Randi, du fehlst uns.” Marian umarmte sie herzlich.
Marian, die sechs Jahre älter war als Randi, war ebenfalls unverheiratet und die Bibliothekarin der Stadt. Sie legte immer großen Wert auf ihre Aufmachung. Heute trug sie eine elegante Kombination aus Rock und Bluse und wirkte leicht nervös.
“Danke.” Randi löste sich aus der Umarmung und sah zum Dach hinauf.
Marian strich sich das kastanienbraun gefärbte Haar aus dem Gesicht und folgte Randis Blick. “Wo ist er?”, flüsterte sie.
“Du meinst Manny?”
“Heißt er so? Ich habe nur gehört, dass er gut aussieht und ein dunkler Typ ist. Ich brenne darauf, ihn mit eigenen Augen zu sehen und ihn kennenzulernen.”
Der Mann, von dem die Rede war, kam plötzlich um die Ecke des Hauses. Bei seinem Anblick schnappten beide Frauen nach Luft, und als er näher kam, stockte ihnen der Atem.
Mannys neue Jeans war mit Sägemehl bedeckt und spannte sich wie eine zweite Haut um seine Beine, sodass sich jeder Muskel und jede Wölbung abzeichnete. Das T-Shirt hatte er ausgezogen und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn. Dabei spannte sich sein Bizeps an. Insgesamt bot er einen Anblick, der bei Randi heißes Verlangen auslöste.
“Wahnsinn, seine Arme haben den gleichen Umfang wie meine Schenkel”, schwärmte Marian.
Das schwarze Brusthaar glitzerte in der Sonne. Es klebte ihm auf der Haut und lief in einer dünnen Linie über seine harten
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