So schön kann Küssen sein
Außerdem habe ich zu der Besitzerin einen besonderen Draht.”
“Ach ja?”
Manny nickte und ging zu dem geliehenen Geländewagen, den er am Straßenrand abgestellt hatte. Ohne sich umzudrehen, rief er seinem Boss zu: “Aber sicher! Ich bin mit ihr verlobt!”
Manny fuhr auf Nebenstraßen zur Running-C-Ranch. In den letzten Stunden war das Hochwasser vollständig zurückgegangen. Wegen des angeschwemmten Treibholzes, das überall verstreut war, musste er langsam fahren.
Während der Fahrt wurde ihm dann bewusst, was es hieß, dass er mit Ricky vorerst bleiben musste. Er wendete und fuhr Richtung Willow Springs. Eine halbe Stunde später stand Manny an der Kasse eines Supermarkts. Die dicke Frau direkt vor ihm betrachtete den Inhalt seines Einkaufswagens.
“Sind Sie auf der Durchreise, junger Mann?”, fragte sie.
“Nein, Ma’am, wir bleiben eine Weile.”
Die Frau blickte zwischen ihm und dem Kindersitz, den er gerade erstanden hatte, hin und her.
“Wohnen Sie mit Ihrer Frau bei Freunden in der Gegend?”
Normalerweise hätte Manny sich mit einer so neugierigen Frau unterhalten, um Informationen zu bekommen. Heute wäre es ihm lieber gewesen, sie hätte ihn in Ruhe gelassen. “Nein, ich bin mit meinem Sohn hier, und wir wohnen auf einer Ranch.”
“Ich bin Nancy Kincade und kenne hier fast alle Leute. Wo wohnen Sie denn?”
“Auf der Running-C-Ranch bei Randi Cullen”, erwiderte Manny und wünschte sich erneut weit weg.
Die Frau runzelte die Stirn. “Nur Sie und Ihr Sohn? Allein im Haupthaus bei Randi? Sind Sie vielleicht ein entfernter Verwandter?”
Na schön, dann würde er die Gerüchteküche eben weiter anheizen. Hoffentlich blieb Randi bei ihrer Geschichte. “Ich bin mit Randi verlobt. Ursprünglich bin ich hergekommen, um ihr auf der Ranch zu helfen und ihr in diesen schwierigen Zeiten beizustehen.”
“Sie und Randi Cullen sind verlobt?” Die Frau wurde blass und hielt sich an ihrem Einkaufswagen fest.
“Ja, Ma’am.” Wieso reagierten alle Leute dermaßen ungläubig, weil sich ein hübsches Mädchen verlobt hatte? Lag das an Randi oder an ihm? Vermutlich an ihm.
“Weiß ihr Stiefvater das schon?”
Manny schüttelte den Kopf.
“Woher kommen Sie, junger Mann?”
“Aus der Gegend von Dallas.”
“Und woher kennen Sie die Cullens?”
“Sie sind schon lange mit meiner Familie befreundet.”
“Hm. Wann wollt ihr beide denn den Bund der Ehe schließen? Es ziemt sich nämlich nicht, dass ein alleinstehender Mann und eine Frau unter einem Dach leben, wenn sie nicht verheiratet sind.” Die Frau zupfte an ihrem geblümten Kleid und betrachtete Manny vorwurfsvoll. “Es gibt Leute, die würden sich darüber bestimmt die Mäuler zerreißen, und Sie wollen doch nicht, dass über Ihre zukünftige Frau unschön geredet wird.”
“Wir sind nicht allein im Haus.” Manny deutete auf den Einkaufswagen mit den Babysachen. “Mein Sohn ist bei uns.”
“Sind Sie geschieden, junger Mann?”
“Ich heiße Manny Sanchez, Ma’am. Und ich bin Witwer.”
Das nahm ihr den Wind aus den Segeln. Eine gute Geschichte. Jede Frau in der Stadt würde nun ihn und das Baby bemitleiden.
Tatsächlich betrachtete diese neugierige Person ihn gleich viel mitfühlender, doch sie blieb zurückhaltend. “Na ja, das ist freilich ein Jammer. Trotzdem können Sie nicht lange da draußen auf der Ranch bleiben, ohne mit Randi verheiratet zu sein. Das gehört sich einfach nicht.”
“Sie haben … was beschlossen?”, fragte Randi entgeistert und wandte sich von dem im Korb schlafenden Ricky ab und Manny zu.
Manny stand seelenruhig in ihrer Küche, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete sie mit seinen dunklen Augen, die ihr bis auf den Grund der Seele zu blicken schienen.
“Ich habe es mir anders überlegt”, erklärte er leise. “Ich möchte eine Weile mit Ricky bei Ihnen bleiben. Natürlich helfe ich Ihnen gern auf der Ranch, und ich bezahle auch für Kost und Logis.”
Randy winkte ab und versuchte, nicht darauf zu achten, wie aufregend eng sich das neue schwarze T-Shirt um seine muskulöse Brust schmiegte. “Ich dachte, Sie müssten rasch wieder fort. Wollten Sie nicht so schnell wie möglich aufbrechen?”
“Na ja, ich habe über die Ausrede nachgedacht, die Sie dem Hilfssheriff präsentiert haben. Ich könnte doch so tun, als seien wir tatsächlich verlobt, und Ihnen in einer Notlage helfen. Das ist das Mindeste, was ich Ihnen dafür schulde, dass Sie Ricky und mich
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