So schön kann Küssen sein
während des Unwetters bei sich aufgenommen haben.”
Randi wurde zornig. Dieser Mann war nicht nur ärgerlich, er war auch noch selbstgefällig und blind! “Solche Hilfe brauche ich ganz sicher nicht. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich mich selbst um alles kümmern kann”, versicherte sie und sah ihn fest an. Merkte er nun oder merkte er nicht, wie sehr sie ihn tatsächlich brauchte? Aber nicht als Arbeitskraft.
Manny kam einen Schritt näher. “Randi”, sagte er leise, streckte die Hand nach ihr aus, hielt sich jedoch zurück. “Lassen Sie sich von mir helfen. Erlauben Sie Ricky und mir, eine Weile zu bleiben. Ich …” Er räusperte sich. “Wir brauchen Sie.”
Hatte sie ihn richtig verstanden? Sie richtete den Blick auf seine Hand, die sie fast berührte, und wünschte sich, seine Hände auf ihrem Körper zu fühlen. Sie sehnte sich nach einem Kuss wie dem in der letzten Nacht.
Randi schloss die Augen und kam Manny entgegen wie eine Blume der aufgehenden Sonne. Als sie hörte, dass er sich bewegte, war sie sicher, dass er noch näher gekommen war, um sie nun leidenschaftlich zu küssen.
Doch nichts geschah, und sie öffnete die Augen. Da sah sie, dass er einen Schritt zurückgetreten war, sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck betrachtete und eine kleine Plastiktüte in der Hand hielt.
“Das habe ich für Sie in der Stadt gekauft”, sagte er und reichte ihr die Tüte. “Ich dachte, dass dadurch alles glaubwürdiger wird.”
Verunsichert nahm Randi die Tüte. Drinnen steckte etwas, das in mehrere Lagen Papier eingewickelt war.
“Es war nicht teuer”, bemerkte er, während sie das kleine Päckchen auswickelte. “Aber es sieht doch recht echt aus.”
“Ein Verlobungsring mit einem Diamanten?”, fragte sie und hob den Blick von dem Ring in ihrer Hand zu seinem Gesicht. Was wollte er ihr damit sagen?
“Das ist kein Diamant, sondern nur geschliffenes Glas”, erwiderte Manny. Seine Miene war ausdruckslos. “Ein falscher Ring für eine falsche Verlobung. Mein Boss möchte, dass ich auf der Running-C-Ranch bleibe. Ich soll Sie als Tarnung benutzen, um den Kontaktmann der Entführer zu finden.”
Randi wurde vor Verlegenheit rot. Wie dumm und naiv von ihr, etwas anderes anzunehmen! Natürlich gehörte das alles nur zu seinem Beruf und war absolut keine Liebeserklärung. “Aha, verstehe.”
Natürlich war ihr klar, dass sie keine Frau war, die die wilde Leidenschaft eines Mannes weckte. Trotzdem sehnte sie sich so sehr danach, dass sie glaubte, allmählich verrückt zu werden. Wie schön wäre es gewesen, wenn dieser Mann sie heiß lieben würde und sie nie wieder verließe.
Sie wandte Manny den Rücken zu, damit er nicht sah, wie sie gegen die Tränen ankämpfte.
Echte Tränen wegen einer falschen Liebe …
“Randi, es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht bedrängen oder Ihnen wehtun”, sagte er. “Ich hätte nie gedacht … Hören Sie, ich sage meinem Boss, dass es nicht klappt. Wir suchen eben nach einer anderen Möglichkeit, um den Mann zu finden, der die Ermordung von Rickys Eltern befohlen hat.”
Das vertrieb ihren Schmerz. Es gab viele gute Gründe, auf Mannys Vorschlag einzugehen. Er hatte einen Auftrag auszuführen, und seine Arbeit bedeutete Schutz und Sicherheit für die Menschen in dieser Gegend sowie Gerechtigkeit für Ricky.
Außerdem war sie selbst so dumm gewesen, den Stein ins Rollen zu bringen. Aus Panik hatte sie die Geschichte mit der Verlobung erfunden. Wenn sie ihm nun erlaubte, noch zu bleiben, würde sie Zeit gewinnen und könnte sich für Nachbarn und Freunde eine gute Ausrede zurechtlegen, warum diese “Verlobung” schließlich wieder in die Brüche gegangen war.
Doch der entscheidende Grund, auf Mannys Vorschlag einzugehen, war letztlich der, dass sie nun vielleicht erfahren würde, was es bedeutete, einen Mann und ein Kind zu haben, auch wenn es nur zeitlich begrenzt wäre.
“Ich behalte Sie gern auf der Ranch”, erklärte Randi entschlossen. “Und ich werde allen Leuten erzählen, dass wir verlobt sind, Mr. Sanchez.”
Sie schob den Ring auf ihren Finger und schenkte ihrem Schein-Verlobten ein etwas gezwungenes Lächeln. Gleichzeitig stieg ein Gefühl in ihr auf, das sie nicht im Griff hatte – Sehnsucht. Und es war so stark, dass es sie fast überwältigte.
Wie, um alles in der Welt, sollte sie das durchhalten, ohne dabei zugrunde zu gehen?
6. KAPITEL
Als Lewis Lee am Nachmittag vorbeikam, geriet Randi beinahe wieder in Panik. Sie
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