So schön kann Küssen sein
ansehen würde, wenn sie sich ihm in Leidenschaft hingäbe? Energisch gab er seinen Gedanken eine andere Richtung. Hier ging es nicht um Gefühle.
“Bloß zum Schein”, erklärte er. “Mir ist natürlich klar, dass du mich gar nicht richtig kennst, aber hör mir wenigstens zu, bevor du dich entscheidest.”
Wann immer er versucht hatte, in der Stadt etwas über die Kinderhändler herauszufinden, hatten die Leute ihm die kalte Schulter gezeigt. Sicher, die meisten Frauen starrten ihm nach und steckten die Köpfe zusammen, aber niemand war bereit, sich mit ihm zu unterhalten.
Dass er und Randi angeblich verlobt waren, genügte nicht, damit er akzeptiert wurde. Wegen der altmodischen Moralvorstellungen der Leute von Willow Springs und wahrscheinlich auch deshalb, weil seine Vorfahren Mexikaner waren, würden sie ihn und Randi praktisch wie Ausgestoßene behandeln, solange er ohne Trauschein bei ihr wohnte.
Deshalb war er zu dem Schluss gekommen, dass er bei den mexikanischen Arbeitern auf den umliegenden Ranches besser vorankommen würde. Und tatsächlich war es ihm auch schon gelungen, Kontakte zu knüpfen. Reid und er waren sich jedoch einig, dass der Verbindungsmann der Schmuggler einflussreicher als ein Rancharbeiter sein musste. Womöglich hatte er sogar gute Verbindungen zu den hiesigen Gesetzeshütern, was die Sache zusätzlich erschwerte.
Auf jeden Fall käme er, Manny, nur voran, wenn er alle Leute befragte. Wie es zurzeit stand, redete jedoch die Hälfte der Bevölkerung nicht einmal mit ihm – und mit Randi auch nicht.
Randi hob das Geschirrtuch auf und faltete es zusammen. Sie legte es aus der Hand, holt tief Atem und wartete, an die Theke gelehnt, auf Mannys Erklärung.
Das Haar hatte sie heute Abend zu einem Zopf geflochten. Ein paar Strähnen hatten sich gelöst und umgaben ihr Gesicht. Bestimmt versuchte sie nicht bewusst, sexy auszusehen, aber genau so erschien sie Manny im Licht der Küchenlampe.
Nimm dich zusammen, ermahnte er sich.
“Wenn wir heiraten”, erklärte er, “bringen wir die meisten Gerüchte in der Stadt zum Verstummen und retten deinen guten Ruf.”
Sie schien durch ihn hindurchzusehen und reagierte nicht auf seine Worte. Was sollte er noch sagen, damit sie ihn verstand? Vielleicht klappte es, wenn er ihr die Lage wahrheitsgemäß schilderte.
“Randi, in dieser Form funktioniert meine Tarnung nicht. Ich dachte, ich käme an deine Freunde und Nachbarn heran. Seit ich aber hier wohne, haben sie sich von dir zurückgezogen, und ich erreiche gar nichts. Ich muss von den Leuten hier aber akzeptiert und nicht von ihnen ausgeschlossen werden.”
Ihr Blick ging zu ihm. Vielleicht kam er ja doch bei ihr weiter.
“Wir könnten uns von einem Richter trauen lassen, und sobald mein Auftrag ausgeführt ist, setzt mein Boss mühelos für uns die Annullierung der Ehe durch. Für dich hat sich danach praktisch nichts geändert, aber bis dahin werden uns deine Freunde und Nachbarn als Ehepaar akzeptieren.”
“Du meinst, ich stehe hinterher als geschiedene Frau besser da als jetzt, wo ich angeblich in wilder Ehe lebe?”, fragte sie.
Bei dem Gedanken an eine wilde Ehe mit Randi kamen ihm sofort die erotischsten Bilder in den Kopf, und es fiel ihm schwer, sie wieder zu verbannen. “Wir lassen uns nicht scheiden”, widersprach er. “Bei einer Annullierung ist das eher so, als sei nie etwas gewesen.”
“Glaubst du, meine Freunde würden das auch so denken? Dass nie etwas gewesen ist?”
Erst jetzt merkte Manny, dass Randi verstohlen lächelte und ihn amüsiert betrachtete. Sie zog ihn auf!
“Was willst du eigentlich von mir?”, fragte er und schüttelte lachend den Kopf.
Das hätte Randi auch gern gewusst. Als Manny angefangen hatte, von Heirat zu sprechen, hatte sie plötzlich das Gefühl gehabt, als würden Tausende von Schmetterlingen in ihrem Bauch tanzen. Es war ein ungewohntes und erregendes Gefühl. Doch gleichzeitig hatte sein Vorschlag etwas Absurdes, das sie zum Lachen brachte.
“Ich …” Sie verstummte, weil sie so durcheinander war, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. “Also gut, ich werde dich heiraten”, sagte sie schnell, bevor sie womöglich erkannte, wie dumm das von ihr war.
Manny lachte leise. Doch es war kein spöttisches Lachen, sondern warm und sinnlich. “Wart einen Moment.” Er fasste in seinen Stiefel und zog ein kleines Kunststoffetui heraus. “Bevor du zustimmst, jemanden zu heiraten, solltest du ihn zumindest
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