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So schön kann Küssen sein

So schön kann Küssen sein

Titel: So schön kann Küssen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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aus der Stadt zurück.” Sie hatte sich noch immer nicht beruhigt. “Weil ich gehört hatte, dass ein Unwetter aufzieht, habe ich nach der Arbeit noch rasch Lebensmittel eingekauft. Deshalb war ich noch so spät unterwegs.”
    Randi holte tief Atem und fing dabei den Geruch von nassem Leder auf. Vorsichtig warf sie einen Blick auf den Ringfinger des Mannes.
    “Am Fluss habe ich dann die Scheinwerfer gesehen”, fuhr sie fort. “Jeder hier aus der Gegend weiß aber, dass man bei einem Unwetter diese Brücke, die nur bei Niedrigwasser sicher ist, nicht befahren darf. Da war mir klar, dass es sich um Fremde handelt und dass etwas passiert ist.”
    Er trug zwar keinen Ring, aber das bedeutete heutzutage ja eigentlich nicht mehr viel. Unwillkürlich blickte sie zu seinem Sohn. Zu ihrer Überraschung streichelte dieser Desperado mit dem zerzausten schwarzen Haar dem Kind, das still an seiner Brust lag, sanft den Rücken.
    “Zum Krankenhaus können wir erst fahren, wenn das Wasser zurückgeht. Geht es dem Baby gut? Kommen Sie klar?”, fragte sie.
    “Das werden wir bald herausfinden”, erwiderte er.
    “Wie heißt der Kleine?”
    “Ich … Ricardo … Ricky.”
    War er vielleicht deshalb ins Stocken geraten, weil er ähnlich verunsichert war wie sie? Nein, bestimmt nicht dieser kraftstrotzende Mann, dem es trotz des Unwetters gelungen war, ihr und dem Kind ans Ufer zu helfen.
    “Ich glaube schon, dass es ihm gut geht. Er hat bereits zu zittern aufgehört.” Manny betrachtete den Kopf des Kindes und blickte dann aus dem Fenster in die dunkle Nacht. “Ich würde ihn nur gern trocken reiben.”
    “Sicher. Wir waren schneller als der Fluss und sind auch schon fast da.”
    Gleich darauf tauchte vor ihnen das rostige Tor mit dem Zeichen der Running-C-Ranch auf.
    Randi hielt und stieg aus, um das Tor zu öffnen, was wegen des schlammigen Wassers, das über die Schotterstraße floss, gar nicht so einfach war. Sie seufzte, weil sie schon jetzt wusste, in welch schlimmem Zustand die Straße erst nach dem Regen sein würde. Und diesmal würde sie nicht genug Geld haben, um sie wieder ausbessern zu lassen.
    Frustriert drückte sie das schwere Tor auf und lief zum Wagen zurück. Sollte das verdammte Ding doch offenbleiben. Ihr war das gleichgültig. Bei diesem Regen würde sie jedenfalls nicht noch einmal aussteigen, um das Tor zu schließen.
    Während Randi weiterfuhr, liefen ihr Wassertropfen unter den Kragen und über den Rücken. Sie fröstelte, presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich auf den Weg. Jetzt war es nur noch ein knapper Kilometer. Allerdings kamen ihr die wenigen Minuten, die sie brauchte, wie eine halbe Ewigkeit vor. Anstatt den Wagen wie sonst unter dem Baum abzustellen, fuhr Randi ganz nah an die hintere Veranda heran.
    “Wir sind da. Warten Sie, bis ich Licht gemacht habe. Dann komme ich wieder und helfe Ihnen mit dem Kind.” Entschlossen drückte sie die Tür auf, zog den Kopf zwischen die Schultern und wagte sich erneut in den strömenden Regen hinaus.
    Gleich an der Tür stampfte Manny mit den Füßen auf, um möglichst viel Wasser abzuschütteln. Viel brachte das nicht. Aber er war ja auch bis auf die Haut durchnässt.
    Im Schein der Verandabeleuchtung hatte er einen ersten Eindruck von Randis Haus bekommen. Es machte keinen tollen Eindruck. Die Stufen der Verandatreppe waren schief, und die Hintertür musste dringend gestrichen werden.
    Jetzt stand er in einem Flur mit einem alten Linoleumbelag auf dem Fußboden und vergilbten Tapeten an den Wänden. Das Kind drückte er fest an seine Brust, damit es nicht fror. Denn auch hier drinnen im Haus war es reichlich kalt.
    “Das ist schon alles.” Randi brachte zwei volle Einkaufstüten herein. “Kommen Sie in die Küche. Ich mache Feuer im Herd. Dann wird es gleich warm.” Sie zog die Regenjacke aus, schüttelte sie und hängte sie an einen Haken, ging in die Küche und schaltete das Licht ein.
    Ohne Regenjacke sah sie wie eine nasse Ratte aus. Nein, eher wie eine nasse Maus. Sie war mager und blass. Das lange glatte Haar war aschblond. Die dunkle Hose war nass und verknittert.
    Das einzig Bemerkenswerte an ihr waren die Augen. Auf einem Fahndungsformular würde als Farbe Haselnussbraun angegeben sein. Doch bei ihr wechselte die Farbe von Hellgrün mit einem blauen Rand um die Iris zu Dunkelgold mit braunen Punkten. Noch mehr als das interessante Farbenspiel faszinierte ihn jedoch die Verwundbarkeit, die er in Randis Augen las.
    Als

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